LK1131, 2681536/1224383. Höhe 425 m.
Datum der Bauuntersuchung: November 2015 bis Oktober 2016.
Bibliografie zur Fundstelle: L. Birchler, Die Kunstdenkmäler von Zug-Stadt. Mit Nachträgen 1935-1959. = Die Kunstdenkmäler der Schweiz 6, 431f. Basel 1959; Tugium 2, 1986, 70; Tugium 18, 2002, 48 f.

Geplante Notuntersuchung (Umbau denkmalgeschütztes Haus).
Gasthaus/Wohnhaus.

Der älteste Baubestand des innerhalb der ersten Stadtbefestigung von Zug stehenden Hauses kam in der zum Zugersee hin gelegenen, westlichen Haushälfte zum Vorschein. Es handelt sich um Mauerreste eines Gebäudes, das etwas weniger als bis in die Hälfte der heutigen Parzellentiefe reichte und wohl dreigeschossig angelegt war. Das angetroffene Mauerwerk dürfte aus dem 13. oder frühen 14. Jh. stammen.
Auf der östlichen, gassenseitigen Parzellenhälfte stand spätestens seit 1373 ein weiteres Haus. Dieses war vom seeseitigen Gebäude durch einen Nord-Süd gerichteten Ehgraben oder eine schmale Gasse getrennt und dürfte komplett aus Holz bestanden haben. Von dem mindestens zweigeschossigen, im Obergeschoss zur Gasse hin vorkragenden Bau blieb eine Decken-/Fussbodenkonstruktion erhalten, welche die materielle Basis für das oben genannte Dendrodatum ist. Das Holzhaus von 1373 ist eines von vielen, das nach einem verheerenden Stadtbrand im Jahr 1371 innerhalb der Ringmauer der Altstadt von Zug neu gebaut werden musste.
Am 4. März 1435 wurde die Stadt abermals von einer Katastrophe heimgesucht. Damals rutschte ein Teil des Altstadtareals überraschend in den See ab, wobei zahlreiche ufernahe Bauten zerstört wurden. Auch das seeseitige Gebäude auf der heutigen Parzelle Unteraltstadt 26 war teilweise vom Seeabbruch betroffen: Während der vordere Gebäudeteil wohl im See verschwand, blieben Teile des Mauerwerks im rückwärtigen Gebäudebereich stehen. Nach dem Geländeverlust durch den Seeabbruch war Bauland innerhalb der Ringmauer besonders knapp. Es scheint naheliegend anzunehmen, dass in der Folge im Bereich der heutigen Liegenschaft Unteraltstadt 26 eine Neuparzellierung vorgenommen wurde: Ein im gassenseitigen Hausbereich fassbarer Umbau ist dendrochronologisch ins Jahr 1462 festzulegen. Dies dürfte den Zeitpunkt markieren, an dem der Ehgraben bzw. die schmale Gasse im Bereich der heutigen Parzelle überbaut wurde. Unter Einbezug noch stehender Mauern des seeseitigen Gebäudes aus dem 13./14. Jh. sowie Teilen des gassenseitigen Holzbaus von 1373 entstand ein „neues“ Haus, das wahrscheinlich durch ein relativ schwach geneigtes Dach abgeschlossen war. Das heutige, sehr hohe und geräumige Dachwerk geht jedenfalls auf einen tiefgreifenden Umbau im Jahre 1676 zurück. Damals wurde auch die gassenseitige Bohlen-Ständer-Konstruktion aus dem Jahr 1462 fast vollständig durch einen leicht größer dimensionierten Fachwerkbau ersetzt. Ein Umbau in der Zeit um 1850 verhalf dem Haus weitgehend zur angetroffenen Gestalt.
Zuletzt war in der Unteraltstadt 26 das Restaurant „Zur Taube“ untergebracht. Die Nutzung als Wirtshaus, zwischenzeitlich in Kombination mit einem Bäckereibetrieb, ist ab dem 18. Jh. belegt. Als materielle Zeugen sind die über dreißig Geldstücke des 17. und 18. Jh. zu werten, die sich in den Zwischenböden der gassenseitigen Räume fanden. Die Münzen, hauptsächlich Prägungen aus Basel, Luzern und Zürich, dürften der Kundschaft entglitten und in den Ritzen der Holzböden verschwunden sein. Interessanterweise fanden sich darüber hinaus Münz- und Ausgleichsgewichte.

Funde: Metall (Münzen), Keramik, Textilien, Papier, Glas, Leder.
Probenentnahmen: Dendrochronologie.
Datierung: bauarchäologisch; numismatisch. 1850; 20. Jh. - dendrochronologisch. 1372/73; 1462,
KA ZG, A. JeanRichard und A. Thürig.