LK 1047, 611 500/267 320. Höhe 269 m.
Datum der Grabung: ab 2.6.2009; wird 2010 fortgeführt.
Bibliografie zur Fundstelle:
- S. Ammann, Basel, Rittergasse 16: Ein Beitrag zur Siedlungsgeschichte im römischen vicus. Materialhefte zur Archäologie in Basel 17. Basel 2002
- A. Hagendorn/Ch. Stegmüller/S. Stelzle-Hüglin, Von Befestigungen und Grossbaustellen. Erste Ergebnisse der Ausgrabung Martinsgasse 6+8 (2004/1). JberABBS 2004 (2006), 91-113
- Archäologische Bodenforschung Basel-Stadt (Hrsg.) Unter uns. Archäologie in Basel, 95-105.137-147.177-203.239-261. Basel 2008
- C. Alder/D. Bargetzi/H. Flück et al., Ein Blick unter das Pflaster des Münsterplatzes. Die Ausgrabung Münsterplatz (A) 20, Trafostation, 2004/38. JberABBS 2006 (2008), 111-193.
Geplante Notgrabung (Werkleitungsbauten). Größe der Grabung ca. 810 m².
Siedlung. Gräber.

Von 2007 bis 2012 werden auf dem Münsterhügel Werkleitungen und Pflästerungen erneuert. Baubegleitend finden archäologische Untersuchungen statt. Im mehrphasigen Projekt wird von Juni 2009 bis Juli 2010 die zweite Bauetappe realisiert.
Die ältesten Strukturen und Funde kamen auf dem Martinskirchsporn zum Vorschein. Dort wurde eine rund 3 m mächtige Stratigrafie dokumentiert. Eine Plangrabung auf dem Martinskirchplatz lieferte zahlreiche bronzezeitliche Keramikfragmente als Überreste der urgeschichtlichen Siedlung. In der Martinsgasse wurde der schon bekannte spätbronzezeitliche Graben wieder angetroffen. Von einer nächst jüngeren Siedlungsphase im Bereich des Martinskirchsporns zeugen spätlatènezeitliche Spuren, von der römischen Zeit die Reste eines Steingebäudes, dessen Inneres mit einem Mörtelboden versehen war (Abb. 20). In einer späteren Phase wurde das Haus mit einem Hypokaust ausgestattet.
Im spätrömischen Abbruchschutt lag ein Steinplattengrab - ein Hinweis auf die frühmittelalterliche Nutzung des Martinskirchsporns als Bestattungsplatz. Weitere mittelalterliche und frühneuzeitliche Körperbestattungen auf dem Martinskirchplatz gehören zum ehemaligen Friedhof um die St.Martinskirche. Frühmittelalterliche Zeugnisse gab es auch auf dem Münsterplatz. Zwar zeichneten sich in den sog. dark earth-Schichten kaum deutliche Befunde ab, doch enthielten sie frühmittelalterliche Fundobjekte.
Befunde und Funde aus römischer Zeit waren im gesamten Grabungsareal auf dem Münsterhügel anzutreffen. Bei den Profilaufschlüssen an der Rittergasse ließ sich eine rund 1.5 m mächtige Stratigrafie fassen. Über den spätkeltischen Siedlungsspuren folgte wiederum eine Reihe von römischen Kulturschichten. Dabei handelte es sich zumeist um die ausplanierten Reste von Holzfachwerk-Lehmbauten, die einst entlang der Hauptverkehrsachse standen. Bemerkenswert ist auch eine Abfolge von mehreren Brandhorizonten. Ferner gab es Hinweise auf abzweigende Verkehrswege.
In der Rittergasse wurde an zwei Stellen erneut der murus gallicus gefasst. Unter den Versturzschichten des murus wurden drei aufgehende Steinlagen, Spuren des Balkengitters sowie ein Ausschnitt der südlich anschließenden Berme festgestellt. Auf der Berme kamen der Bauhorizont des murus und Hinweise auf Eisenverarbeitung und Reparaturarbeiten zum Vorschein.
Westlich vor der an den Kreuzgang anschließenden Maria Magdalena-Kapelle wurde eine Nord-Süd ausgerichtete Holzsargbestattung eines weiblichen Individuums freigelegt. Kopf und Oberkörper waren komplett erhalten, Becken und untere Extremitäten nicht mehr vorhanden. Die noch nicht abgeschlossene anthropologische Untersuchung hat ergeben, dass das Individuum ein Alter von 30-50 Jahren erreichte. Außer zwei Gewandhäkchen wurde ein Goldohrringpaar in Trachtlage geborgen, das anhand kunsthistorischer Vergleiche ins 17. Jh. datiert wurde. Aufgrund überlieferter Pläne gehen wir davon aus, dass die Tote im ehemaligen Westbereich der 1860 um rund 4 m zurückgebauten Maria Magdalena Kapelle bestattet wurde. Der Gräberplan von J.J. Fechter erlaubt Vermutungen zur Identität der Verstorbenen.

Archäologische Funde: Gefäßkeramik, Baukeramik, Münzen, Metall, Glas, Knochenartefakte, Architekturteile, Holz.
Anthropologisches Material: Körperbestattungen; unbearbeitet.
Faunistisches Material: unbearbeitet.
Probenentnahmen: botanische Makroreste, DNA, C14, Mikromorphologie/Sedimentologie (Ph. Rentzel), Mörtel; unbearbeitet.
Datierung: archäologisch. Bronzezeit; Spätlatènezeit; Römische Zeit; Mittelalter; Neuzeit.
ABBS, M. Bernasconi und S. Straumann.