LK 1146, 585 960/217 960. Höhe 490 m.
Datum der Grabung: 25.2.-25.9.2014.
Geplante Notgrabung (Überbauung). Grösse der Grabung 1200 m². Siedlung. Gutshof.

Der Archäologische Dienst des Kantons Bern führte 2013 in der Flur Bellevue in Port Sondierungen durch und stiess dabei auf Überreste eines ausgedehnten römischen Gebäudes. Da für verschiedene Parzellen konkrete Bauabsichten bestehen, folgte 2014 eine Testgrabung. Sie sollte einerseits die Frage beantworten helfen, ob das Gelände überhaupt für den Bau freigegeben werden kann, andererseits sollte sie Auskunft über die Art und den Zustand der archäologischen Relikte geben und als Grundlage für die Kostenermittlung der anschliessenden Ausgrabung dienen.
Folgende Befunde wurden dokumentiert: In einer Sondierung wurde in 1.2 m Tiefe eine dunkle Schicht angegraben, die Scherben wahrscheinlich prähistorischer Zeitstellung lieferte. Auf dem Gelände der Jersingerstrasse wurde eine latènezeitliche Vorratsgrube entdeckt, die nach Ausweis der C14-Datierungen aus der Mittellatènezeit stammt. In der Verfüllung fand sich der Kadaver einer Ziege oder eines Schafs. In Sondierungen im Süden des Areals wurden mehrfach Umfassungsgräben angeschnitten, die eine andere Orientierung aufweisen als die späteren römischen Gebäude. Sie könnten in die Latènezeit oder in die frührömische Epoche gehören.
Als älteste, sicher frührömische Struktur wurde im Norden der Testgrabung ein Kiesweg entdeckt, der nach Ausweis der Keramik in der darüber liegenden Schicht spätestens ins 1. V. 1. Jh. n. Chr. zu datieren ist. In der Nähe der latènezeitlichen Vorratsgrube wurde ein (früh)römischer Filterbrunnen ausgegraben, der eine Tiefe von mindestens 5 m aufweist. An verschiedenen Stellen im Areal wurden Pfostenlöcher und Gräben frührömischer Holzbauten dokumentiert. Die in einen Pfostengraben eingefüllte Keramik im Nordteil der Testgrabung datiert ins 2. oder 3. Jahrzehnt 1. Jh. n. Chr. Auf den Holzbau folgte ein mindestens zweiphasiges Steingebäude.
Die bisher aufgedeckten Mauerzüge lassen sich zu einer Peristylvilla ergänzen. Im Westteil liegen mehrere wahrscheinlich hypokaustierte Apsiden (eingebautes Bad?), und im Norden fand sich ein unterkellerter Anbau. Die im Abgangsschutt des Kellers gefundene Keramik datiert die Zerstörung hier etwa in die Mitte des 2. Jh. Da ein Grossteil der Villa noch im Boden liegt, gilt dieses Enddatum wahrscheinlich nicht für den ganzen Gebäudekomplex; es kann sich durchaus noch in einen jüngeren Zeitraum verschieben. Die Großgrabung auf den verschiedenen Parzellen beginnt Anfang 2015 und wird sicher mehr als ein Jahr andauern.

Archäologische Funde: Keramik, Baukeramik, bemalter Wandverputz, Glas, Eisen, Buntmetall, Münzen, unbearbeitete Tierknochen.
Probenentnahmen: C14, Makroproben.
Datierung: archäologisch; C14. Mittellatènezeit; 1.-2. Jh. n. Chr.
A D B, R. Bacher.