LK 1075, 2746072 / 1254447. Höhe 669-673m.
Datum der Baubegleitung: 6.6.-16.12.2016.
Alte und neue Fundstelle.
Bibliografie zur Fundstelle: A. Hardegger/S. Schlatter/T. Schiess, Die Baudenkmäler der Stadt St. Gallen, 273-295. St. Gallen 1922; E. Poeschel, Die Kunstdenkmäler des Kantons St. Gallen 2, = Kunstdenkmäler der Schweiz 37, 70-92. Basel 1957; E. Ziegler, St. Galler Gassen, 29.34. St. Gallen 1977; JbAS 93, 2010, 284; 98, 2015, 271; 99, 2016, 260.
Geplante Baubegleitung (Leitungsgräben, Schächte, Hausanschlüsse, Neugestaltung Gassenoberfläche). Grösse der Grabung 289 Laufmeter Leitungsgräben.
Stadt.

Im Rahmen der Werkleitungssanierungen mussten vor der Neugestaltung der Gassenoberfläche Strom-, Gas- und Wasserleitungen sowie einzelne Kanalisationsanschlüsse erneuert werden. Zudem wurden weitere Leitungsgräben für die Fernwärmeerschliessung ausgehoben. Im Spätherbst begannen die Aushubarbeiten für den neuen Gassenkoffer und die neue Oberfläche.
Die Multergasse zählt zu den ältesten Gassen der St. Galler Altstadt. An ihrem westlichen Ende, im Ausfahrtsbereich zum Oberen Graben, stand einst das 1839 abgebrochene Multertor. Dessen Entstehungszeit ist nicht bekannt. Bei den Erdarbeiten für die neuen Fernwärmeleitungen kamen neben den Resten der Stadtgrabengegenmauer auch Teile des mittelalterlichen Vorwerks des Multertors zum Vorschein. Südwestlich davon wurde die spätmittelalterliche Kontermauer angeschnitten. Das zweihäuptige Mauerwerk aus Bruchsandsteinen ist im dokumentierten Bereich knapp 1 m breit und verläuft ungefähr in Nord-Süd-Richtung am Ostrand unter der bestehenden Straße. Frühere Beobachtungen am Unteren Graben (dazu JbAS 99, 2016, 242) zeigen, dass sich die Kontermauer gegen den Fundamentbereich hin deutlich verbreitert.
Die Aushubarbeiten für den Fernwärmegraben wurden beim Multertor aus Rücksicht auf das Weihnachtsgeschäft unterbrochen und werden im Frühjahr 2017 fortgesetzt.
In Hinterlauben kamen an mehreren Stellen erneut bauliche Reste der alten Wasserversorgung zum Vorschein. Der Kanal aus bearbeitetem Sandstein wies keine Abdeckung auf und ersetzte einst eine mittelalterliche Teuchelleitung, deren spärliche Reste ebenfalls punktuell dokumentiert werden konnten. Südlich angrenzend an den Einfahrtsbereich zur Feuergasse kamen Mauerreste zum Vorschein, die vermutlich zu einem mittelalterlichen(?) Keller gehören. Ein zweiter Befund stammt von einer Umfassungsmauer die auf Stadtansichten des 16. und 17. Jh. abgebildet ist und wohl im Spätmittelalter errichtet wurde. Die am Westende der Feuergasse freigelegten Mauern dagegen sind jünger und gehören zu einem neuzeitlichen An- oder Vorgängerbau. Die Sanierung einzelner Kanalisationsanschlüsse hat gezeigt, dass der neuzeitliche Kanalisa tionsbau einen großen Teil der archäologischen Schichten und Befunde in Hinterlauben zerstört hat. Da sich Schichtreste auch sekundär verlagert in der Verfüllung des alten Kanalisationsgrabens fanden, müssen frühere Beobachtungen zu angeblich ungestörten Schichtpaketen kritisch beurteilt werden.

Archäologische Funde: Gefäß-, Ofen-, und Baukeramik, Glas, Schlacke, Eisen, Buntmetall.
Faunistisches Material: Tierknochen, unbearbeitet.
Probenentnahmen: Mörtelproben, verkohltes Material für C14-Datierungen, noch ausstehend.
Datierung: archäologisch. Mittelalter; Neuzeit.
KA SG, Th. Stehrenberger und R. Meyer.