LK 1069, 2640391 / 1259051. Höhe 411 m.
Datum der Grabung: 14.-31.5.2018.
Bibliografie zur Fundstelle: JbSGU 16, 1924, 100; 20, 1928, 88; 21, 1929, 102f.; 43, 1933, 109.115; JbSGUF 83, 2000, 255f.; JbAS 93, 2010, 264; 99, 2016, 212.214 .
Geplante Aushubbegleitung (Umbau). Größe der Grabung 225 m². Siedlung.
Der westliche Bereich der pars urbana des römischen Gutshofs von Wittnau war im Jahr 2015 großflächig erforscht worden. Dabei wurden vier Bauphasen erkannt. Zu der dritten, Ende 2./Anfang 3. Jh. zu datierenden gehörten ein mehrräumiger Gebäudekomplex mit Hypokaustanlage sowie ein großformatiger Bau im Süden der Anlage. Von letzterem war die Westmauer auf einer Länge von 15 m samt Nordwestecke angeschnitten worden. Die mutmaßlich zugehörige Südwestecke war bereits bei Ausgrabungen im Jahr 1999 zum Vorschein gekommen. Beide Baubefunde erlaubten die Rekonstruktion eines 28 m langen Großbaus ohne Innenteilung, der wohl als Speicher zu interpretieren ist. Dessen noch unerforschter Teil erstreckte sich unter das im Osten angrenzende Bauernhaus.
Vor dem Umbau wurde 2018 das betroffene Areal bis in eine Tiefe von 40 cm (Bautiefe) archäologisch untersucht; der gewachsene Boden wurde dabei nicht erreicht. Ebenfalls erforscht wurde eine 28 m² große Fläche im nordöstlich anschließenden Hofareal.
Dabei kamen Baureste zum Vorschein, die eine differenziertere Kenntnis der Bauabfolge im Süden der pars urbana ermöglichten. Es fanden sich eine oder zwei partiell mit Mörtelböden ausgestattete Gebäudestrukturen, die bereits vor dem mutmaßlichen Speicherbau errichtet worden waren. Ihre Mauern wiesen dieselbe Qualität und dieselbe NW-SO-Orientierung wie der mehrräumige Gebäudekomplex der dritten Bauphase auf. Eine Zugehörigkeit aller dieser Strukturen zur selben Bauphase liegt nahe, auch wenn der materielle Beweis in Form von Anschlüssen fehlt.
Bereits im 2./3. Jh. erfuhr der südliche Bereich der pars urbana einen Umbau. Die vorhandenen Strukturen wurden abgebrochen und durch den mutmaßlichen Speicherbau ersetzt. Dessen Nord- und Ostmauer wurden 2018 partiell erfasst; somit lässt sich die Gesamtgröße des Baus auf 28 × 24 m rekonstruieren. Befunde zum Fußboden fehlten, er dürfte aus Holz bestanden haben und auf den vorspringenden Fundamenten aufgelegt gewesen sein. Eine Binnengliederung war nach wie vor nicht fassbar. Stützen für das Tragen der oberen Geschosse sind daher vorauszusetzen, sie wurden aber in den untersuchten Bereichen nicht erfasst. Entsprechende Funde im Auflassungsschutt des Innenraumes belegen ein Ziegeldach.
Die Gesamtbefundlage des ausgesprochen großdimensionierten Baus spricht klar für die Interpretation als Speicher. Erneut bestätigten sich die Zerstörung und längere Auflassung des Speichers (?) sowie die partielle Wiedernutzung von dessen Ruine als Unterlage für einen Holzbau. Eine Feuerstelle wurde auf der Abbruchkrone der steinernen Vorgängerbauten errichtet. Ab dem letzten Viertel des 3. Jh. wurden auch die prekären hölzernen Strukturen aufgegeben, wie zwei Antoniniane (Tetricus I, Köln 274; Gallienus, 260-268) aus der Auflassungsschicht bezeugen. Aus derselben Strate stammt ein Silberlöffel mit beutelförmiger, abgesenkter Laffe und gepunzter Besitzermarke T.A.A., die als typische Löffelform des 3. Jh. gilt. Von der aufgegebenen Feuerstelle auf der Mauerkrone kommt eine durchbrochene Beschlagplatte, die wahrscheinlich zu einem Balteus, einem in der 2. Hälfte des 2. Jh. und im gesamten 3. Jh. im römischen Heer gebräuchlichen Schwertgurt, gehörte. Somit erhärtet sich die 2015 aufgrund des Vorkommens dreier Lanzenspitzen geäußerte Hypothese einer militärischen Präsenz auf den Ruinen des Gutshofes.
Archäologische Funde: Keramik, Baukeramik, Eisen, Silberlöffel, Bronze, Münzen, Knochennadel.
Faunistisches Material: Tierknochen, unbearbeitet.
Probenentnahmen: Mörtelproben.
Datierung: archäologisch. Ende 2.-Ende 3. Jh.
KA AG, L. Galioto und D. Wälchli.
Wittnau AG, Oberer Kirchweg
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Détail de la chronique
Commune
Wittnau
Canton
AG
Lieu-dit
Oberer Kirchweg
Coordonnées
E 2640391, N 1259051
Altitude
411 m
Numéro de site cantonal
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Numéro d'intervention cantonal
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Nouveau site
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Prélèvements
échantillons de sédiments géoarchéologiques
Analyses
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Institution
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Date de la découverte
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Surface (m2)
225 m2
Date de début
14 mai 2018
Date de fin
31 mai 2018
Méthode de datation
archéologique
Auteur.e
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Année de publication
2019
Époques
Empire romain
Type de site
habitat
Type d'intervention
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Mobilier archéologique
céramique (élément architectural (prélevé)), métal, métal (parure), métal (monnaies/médailles), matériel organique (outil)
Os
ossement d'animaux isolés
Matériel botanique
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