LK 1069, 640 430/258 995. Höhe 408.10 m
Datum der Grabung: 19.8.-9.9.2009.
Bibliografie zur Fundstelle: JbSGU 16, 1924, 100; 20, 1928, 88; 21, 1929, 102f.; 43, 1933, 109.115; JbSGUF 83, 2000, 255f.
Ungeplante Notgrabung (Neubau Mehrfamilienhaus). Grösse der Grabung ca. 515 m².
Gutshof.
Die Baumassnahmen im Südwesten der Kirche von Wittnau tangieren vermutlich die pars rustica des seit 1924 bekannten und 1999 angeschnittenen Gutshofes. Die Qualität der erfassten Gebäudereste nördlich der Kirche erlaubt es, hier die pars urbana zu vermuten.
Bei der Ausgrabung von 2009 zeichneten sich die Befunde der unterschiedlichen Besiedlungsphasen meist erst im gewachsenen Boden ab. Die Nutzungshorizonte dazu hatten sich kaum erhalten. Die Befunde waren von einer bereits ab der römischen Zeit entstandenen und bis in die Frühneuzeit genutzten Kulturschicht bedeckt.
Die freigelegten Strukturen römischer Zeitstellung deuten auf eine ausschließlich hölzerne Bebauung hin, deren einfache Bauweise eine Interpretation als Wirtschaftsgebäude zulässt. Zum ersten Zustand der pars rustica gehören zwei ausschnitthaft erfasste Strukturen. Von dem Bau im Süden der Grabungsfläche haben sich lediglich Gräbchen unterschiedlicher Breite und Tiefe bzw. Aufschüttungen erhalten, welche auf Schwellbalken schließen lassen. Letztere zeichneten sich in bzw. auf einer kleinteiligen Kalkkiesplanierung ab, die als Fußboden für die Innenräume gedient hatte.
Die Aufschüttungen bestanden aus Feldsteinen und Ziegeln, darunter befanden sich zahlreiche Fehlbrände. Dieser Gebäudeausschnitt war in unterschiedlich große und verschiedenartig orientierte Räumlichkeiten gegliedert. Wegen der modernen Abtragung der römischen Nutzungsoberfläche gegen Norden hin war die Ausdehnung des Gebäudes in Richtung pars urbana nicht mehr feststellbar.
Etwa 8 m weiter nördlich und schräg zum Gebäude lag eine Struktur, die aus zwei 60 cm voneinander entfernt versetzten Pfosten bestand. Von der nicht näher zu deutenden Konstruktion haben sich lediglich die im Durchmesser 15-25 cm messenden und bis zu 30 cm tiefen Pfostenabdrücke erhalten.
Aufgrund des geborgenen Fundmaterials kann man annehmen, dass beide Konstruktionen im selben Zeitraum bestanden haben. Neben Fragmenten von Gebrauchsware in La Tène-Tradition und Terra Sigillata-Fragmenten u. a. südgallischer Herkunft aus dem ausgehenden 1. Jh./1. H. 2. Jh. kommen einige Bruchstücke einer Arretinaschale, Conspectus 18.2-3 (Service II), aus tiberischer Zeit vor.
Zu einer jüngeren Phase gehört wiederum ein hölzerner Bau, welcher ein Pfostenloch der oben angesprochenen Pfostenstruktur schneidet. Es handelt sich um zwei parallele und ca. 7 m voneinander entfernte Balkenabdrücke. Dazwischen und annähernd rechtwinklig dazu fanden sich zwei leicht auseinander weichende Reihen von Pfostennegativen unklarer Funktion. Auch bei diesem unvollständig erhaltenen Bau ist die Ausdehnung nicht rekonstruierbar.
Bei den wenigen geborgenen Keramikfragmenten handelt es sich um rustikale Kammstrichware, Terra Sigillata-Fragmente u. a. südgallischer Herkunft und lokaler Imitation.
Die Aufgabe des Gutshofes kann anhand des Keramikspektrums aus der römischen bzw. nachrömischen Kulturschicht, die sich über die gesamte Fläche erstreckte, in das 3. Jh. datiert werden. Eine spätmittelalterliche Nutzung des Areals lässt sich anhand der Keramikfunde und der 1999 erfassten Holzbauten annehmen.
In der Frühneuzeit wurde eine rechteckige Grube, mit zwei Pfosten an der Längsaussenseite, ca. 1 m in den Boden eingetieft. Es handelt sich möglicherweise um eine Arbeitsgrube, die nach Aufgabe fast ausschließlich mit Verhüttungsschlacke verfüllt wurde.
Archäologische Funde: Keramik, Metall, Verhüttungsschlacke.
Faunistisches Material: Tierknochen, unbearbeitet.
Probenentnahmen: Holzkohle für C14-Messung.
Datierung: archäologisch. 1.-3. Jh.; spätmittelalterlich-frühneuzeitlich.
KA AG, L. Galioto und D. Wälchli.
Wittnau AG, Kirchgasse
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Détail de la chronique
Commune
Wittnau
Canton
AG
Lieu-dit
Kirchgasse
Coordonnées
E 2640430, N 1258995
Altitude
408 m
Numéro de site cantonal
--
Numéro d'intervention cantonal
--
Nouveau site
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Prélèvements
bois/charbon de bois
Analyses
14C
Institution
--
Date de la découverte
--
Surface (m2)
515 m2
Date de début
19 août 2009
Date de fin
09 septembre 2009
Méthode de datation
14C, archéologique
Auteur.e
--
Année de publication
2010
Époques
Empire romain, Moyen Âge, Époque moderne, Époque contemporaine
Type de site
habitat (ferme/établissement rural)
Type d'intervention
fouille (fouille de sauvetage/préventive)
Mobilier archéologique
céramique, métal
Os
ossement d'animaux isolés
Matériel botanique
bois/charbon de bois
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