LK 1419, 1448, 2585960 / 1217960. Höhe 490 m.
Datum der Grabung: 1.1.-17.10.2017.
Bibliografie zur Fundstelle: JbAS 98, 2015, 220f.; 99, 2016, 204f.; 100, 2017, 238; S. Dénervaud, Port, Bellevue. Eine römische Villa mit frühen Siedlungsspuren. ArchBE 2016, 84-87; Ch. Kissling/S. Dénervaud, Port, Bellevue, Die Badeanlage einer römischen Villa. ArchBE 2017, 93-97.
Geplante Notgrabung (Wohnüberbauung). Grösse der Grabung 10000 m².
Siedlung.

Zum mehrphasigen Kernbau der Anlage und dessen Vorgängerphasen wurden 2017 weitere Gebäude und frühe Strukturen erfasst. Es ist nun möglich, sich ein Gesamtbild des Siedlungsareals über mehrere Jahrhunderte zu machen.
Der älteste Befund ist eine Grube unbestimmter Funktion, in deren Verfüllung sich eine Silex-Pfeilspitze und Holzkohlestücke fanden. Letztere sind in die Zeit um 2700 v. Chr. C14-datiert. Eine bereits im Jahr 2014 freigelegte latènezeitliche Vorratsgrube zeugt von der Begehung des Ortes in jener Epoche. Ein Kiesweg, Pfostengräben und einzelne Pfostengruben sowie Balkengräben, davon einer mit Balkenlagersteinen, sind mindestens drei aufeinanderfolgenden frührömischen Holz- bzw. Fachwerkbauten zuzuweisen, deren Funktion derzeit noch unbekannt ist. Zwei C14-Daten aus dem Kiesweg und verschiedene Funde, namentlich eine lediglich als Streufund gefundene Kragenfibel, deuten darauf hin, dass der Beginn der Bauten in caesarischer oder frühaugusteischer Zeit liegt.
Der Holzbaukomplex wurde bereits im Verlauf der 1. H. 1. Jh. n. Chr. durch einen Steinbau abgelöst, von welchem nur noch Mauerraubgräben erhalten waren. Er wurde im weiteren Verlauf des 1. Jh. durch einen Gebäudekomplex mit einer grossen Badeanlage ersetzt. Hofseitig befand sich ein L-förmiger Porticus, welcher im Süden in ungewöhnlicher Art mit einer Apsis abgeschlossen war. Deren Bereich war vom restlichen Wandelgang mit einer Mauer oder Stufe abgetrennt und mit einem Mörtelboden ausgestattet. Der übrige Teil der Porticus dürfte mit einem Holzboden versehen gewesen sein, worauf in regelmässigen Abständen gefundene Eisennägel hindeuten.
Während seiner Nutzungszeit wurde der Gebäudekomplex mehrfach erweitert und umgebaut. Besonders bei der Badeanlage mit ihren Hypokausten wurden die Böden und Präfurnien wiederholt erneuert (Abb. 30). Offen bleibt, ob es sich hierbei um notwendige Reparaturen oder um funktionelle Optimierungen, z.B. zur Reduktion des Holzverbrauchs für die Beheizung, handelt. Der Gebäudekomplex war anscheinend nur bis ins 2. Jh. in Gebrauch. Danach scheint die Anlage aufgegeben und im Laufe der Jahrhunderte teilweise zerfallen, teilweise gezielt abgebrochen worden zu sein.
Es bleibt die Frage nach der Funktion der Anlage. Die Vermutung, dass die Holzbauten ebenso wie der massive Gebäudekomplex des 1.-2. Jh. in Zusammenhang mit den wichtigen in der Nähe verlaufenden Verkehrswegen zu Land und Wasser zu sehen sind, wird bei einer Auswertung zu überprüfen sein.

Archäologische Funde: Keramik, Baukeramik, bemalter Wandverputz, Glas, Eisen, Buntmetall, Münzen, Felsgestein, Silex, Tierknochen.
Probenentnahmen: Holzkohle (C14), Sediment (Botanik).
Datierung: archäologisch. 1. Jh. v. Chr.-2. Jh. n. Chr. - C14.
A D B, S. Dénervaud.