LK1067, 608.680/262.550. Höhe 314 m.
Datum der Grabung: Juli-August 2003.
Bibliografie zur Fundstelle: R. Marti, Zwischen Römerzeit und Mittelalter. Forschungen zur frühmittelalterlichen Siedlungsgeschichte der Nordwestschweiz (4.-10. Jh.). Archäologie und Museum 41, Bd. A, 166ff.; Bd. B, 196ff. (mit Lit.); www.archaeologie.bl.ch (aktuelle Entdeckungen).
Forschungsgrabung. Grösse der Grabung ca. 30 m².
Siedlung (Kirche).

Grab. Die Kirche von Oberwil BL wurde anlässlich der letzten grossen Renovation 1964/65 von J. Ewald archäologisch untersucht, die Grabung anschließend unter einer Betondecke konserviert. Eine einwöchige Lehrgrabung mit Studierenden des Kunsthistorischen Seminars der Universität Zürich brachte nun die Möglichkeit, die komplexe Befundsituation neu zu analysieren und zu dokumentieren. Die Resultate der Nachuntersuchung sind bemerkenswert. So wurde nachgewiesen, dass die ältesten seinerzeit ergrabenen Mauern in die Römerzeit datieren. In spätrömischer Zeit wurde an eine dieser Mauern - wohl eine Umfassungsmauer - ein quadratisches Gebäude von 7.8 x 7.9 m angebaut. Nach dem Grundriss zu schließen könnte es sich um einen gallorömischen Tempel gehandelt haben. Eine leider komplett ausgeräumte und mit Siedlungsmaterial verfüllte rechteckige Grube von 1.35 x 2.25 m und 1.65 m Tiefe in der Südosteecke könnte ursprünglich sogar eine endrömische Bestattung enthalten haben.
Um die Mitte des 7. Jh. begann man, inner- und außerhalb dieses Baus Steinplattengräber anzulegen, bald danach wurde im Osten ein kleiner Rechteckchor angefügt. Wohl wiederum nur wenig später verlängerte man den spätrömischen Kernbau um gut 3 m zu einem „richtigen“ Kirchenschiff, das bis zum Umbau von 1696 stehen blieb, während der Chor nach einer Reparatur bereits im 10./11. Jh. durch einen massiven Neubau ersetzt wurde. St. Peter und Paul von Oberwil reiht sich mit den neuen Erkenntnissen unter jenen Kirchen ein, die sich aus einem spätrömischen Bau (Heiligtum, Memoria?) nahtlos weiter entwickelten.

Anthropologisches Material: 1 Kleinkind, diverse Streufunde.
Probenentnahmen: C14, Mörtel (unbearbeitet).
Datierung: archäologisch; numismatisch; C14. Römische Zeit bis Neuzeit.