LK 1267, 2606 620/1 140365. Höhe 2594 m.
Datum der Grabung: 23.-26.8.2022 und 21.-24.8.2023
Datum der Fundmeldung: Herbst 2020
Neue Fundstelle.
Bibliografie zur Fundstelle: Gubler, R./Puthod, F. (2024) Lenk, Ammertenhorn. Ein römischer Weihefund auf 2590 m ü. M. ArchBE (in Vorbereitung)

Geplante Notgrabung (Erosion und anthropogene Gefährdung). Grösse der Grabung ca. 18 m².
Sonstiges.
Im Sommer 2020 entdeckte Pierre-André Cordey auf einem abgeschiedenen Hochplateau zwischen Ammertenhorn und vergletschertem Wildstrubel mehrere römische Münzen. Er übergab sie dem ADB. Eine erste Begehung wurde im Folgejahr durchgeführt, und vor Ort, auf 2590 m ü. M., fanden sich weitere Münzen direkt an der Oberfläche. Dies löste zwei je viertägige Untersuchungen der Fundstelle durch den ADB im August 2022 und 2023 aus.
Das Hochplateau wurde intensiv prospektiert und an einer fundreichen Stelle drei Grabungsschnitte angelegt. Bauliche Spuren von Pfostengruben oder Trockenmauern liessen sich nicht fassen, aber acht grosse Eisennägel könnten auf eine Holzkonstruktion weisen. Die insgesamt 140 römischen Münzen konzentrierten sich um den ausgegrabenen Bereich, ausdünnend streuten sie aber über das gesamte Hochplateau (rund 30000 m²). Sie machen den Grossteil des Fundmaterials aus, zu dem auch ein blattförmiges Votivblech aus Bronze, sieben kleine Blechstücke und ein Fingerring aus Bronze sowie eine spätkeltische Fibel vom Typ Nauheim gehören. Die Fibel ist der einzige Hinweis, dass bereits in vorrömischer Zeit Menschen zur Fundstelle aufgestiegen sein könnten. Allerdings kann sie auch erst in der Kaiserzeit hinaufgelangt sein.
Die Zusammensetzung des Münzspektrums spricht nicht für einen Hort, sondern für eine Deponierung über einen langen Zeitraum. Die älteste Münze wurde zwischen 22 und 37 n. Chr. unter Tiberius geprägt, mehr als drei Viertel aller Fundmünzen stammen aber erst aus der späten Kaiserzeit, ab der Regierungszeit von Gallienus (260 n. Chr.). Münzen des 4. Jh. n. Chr. machen mehr als die Hälfte des Totals aus. Die jüngste Münze wurde zwischen 388 und 403 n. Chr. unter dem oströmischen Kaiser Arcadius geprägt. Das Votivblech, die Münzen und die möglicherweise absichtlich zerbrochene Fibel waren Votivgaben, die auf dem Hochplateau deponiert wurden. Vergleichbare Fundensembles werden oft als Weihegaben gedeutet, und auch das Hochplateau zwischen Ammertenhorn und dem weithin sichtbaren, das Ende des Simmentals dominierenden Wildstrubel könnte ein numinoser, heiliger Ort gewesen sein. Unter den Funden hat es auch 122 eiserne Schuhnägel. Sie dürften vom Schuhwerk der Menschen stammen, die den weiten Weg hinauf auf sich nahmen. Für den Zustieg vom Tal muss auch heute mit 4-5 Stunden gerechnet werden.

Archäologische Funde: Münzen, Eisen (u. a. Schuhnägel, Nägel), Buntmetall (u. a. Fibel, Votivblech, Fingerring, Blechfragmente), Bergkristall.
Faunistisches Material: wenig, noch nicht bestimmt
Probenentnahmen: Mikromorphologie, Sediment.
Datierung: archäologisch; numismatisch. Römische Zeit, 1.-Anfang 5. Jh. n. Chr
ADB, R. Gubler.