LK 1256. Höhe 1570-2050 m.
Datum der Grabung: 2.-27.6.2014.
Bibliografie zu den Fundstellen: A. Schaer, Untersuchungen zum prähistorischen Bergbau im Oberhalbstein (Kanton Graubünden). JbSGUF 86, 2003, 7-54; E. Brun, Geschichte des Bergbaus im Oberhalbstein. Davos 1987.
Prospektion sowie Forschungs- und Lehrgrabung.
Verhüttungsplätze.

Im Rahmen eines mehrjährigen Forschungsprojektes zur prähistorischen Kupfergewinnung im Oberhalbstein GR wurde im Juni 2014 eine vierwöchige Prospektionskampagne durchgeführt. Durch Geländesurveys werden bis 2017 sowohl bereits bekannte als auch neue Werkplätze urgeschichtlicher Kupferproduktion (re)lokalisiert, dokumentiert und systematisch beprobt. In Ergänzung zu den Forschungsgrabungen (s. Eisenzeit, Marmorera GR) soll auf diese Weise eine detaillierte chronologische und quantitative Kontextualisierung der prähistorischen Buntmetallproduktion im schweizerischen Oberhalbstein erarbeitet werden.
Die erste Prospektionskampagne (2014) konzentrierte sich auf das Gebiet der oberen Talstufe rund um den Marmorera-Stausee. Von den hier bereits vorgängig bekannten Fundstellen wurden 24 im Gelände relokalisiert und neu dokumentiert (die Nummern 28 33, 37, 41-49 und 51-58 bei Schaer 2003). Es handelt sich dabei ausschliesslich um Verhüttungsplätze, gut erkennbar anhand der charakteristischen, oftmals nicht gänzlich von Humus und Vegetation bedeckten Schlackenhalden. An einigen Fundstellen wurden zusätzlich zu den bereits bekannten Strukturen weitere Befunde festgestellt, wie etwa eine zweite Schlackenhalde (Nr. 28 und 41) oder (noch) nicht abschliessend definierte verhüttungstechnische Strukturen (Nr. 27, 43, 47 und 52). In manchen Fällen sprach die räumliche Nähe unterschiedlicher Befunde zueinander dafür, sie zu einer gemeinsamen Fundstelle zusammenzufassen (Nr. 30-33, 42/43 und 51/52). Wegen rezenter Überprägung (Stausee, Überbauung) oder mangelnder Dokumentation war es in einzelnen Fällen nicht möglich, die Fundstellen im Gelände wiederzufinden und neu zu dokumentieren (Nr. 34, 35, 38-40 und 59).
Neben den schon bekannten Verhüttungsplätzen wurden u.a. mit Hilfe von einheimischen Gewährspersonen 13 neue Fundstellen ermittelt, vier davon auf dem Gemeindegebiet Marmorera (Flur: Bajöls und Sül Cunfin II: je eine Fundstelle; Pareis, zwei Fundstellen) und neun auf dem Gemeindegebiet von Bivio (Flur: Tges Alva, Platta, Preda, Radons, Sur Eva, Plaz, Sül Cunfin I und Trotg da n'Alac: je eine Fundstelle; Plaz: zwei Fundstellen).
An sechs ausgewählten Fundstellen (Nr. 47, 51/52, 54, Preda, Sül Cunfin I und II) wurde als Grundlage für weiterführende Untersuchungen in Zusammenarbeit mit dem Institut für Archäologien der Universität Innsbruck eine geomagnetische Prospektion durchgeführt. Absolut chronologische Datierungen der Fundstellen stehen derzeit noch aus. Auf Grund der räumlichen Nähe zu bereits datierten Fundstellen und der morphologischen Ähnlichkeit der Schlacken ist eine Datierung in die frühe Eisenzeit anzunehmen.

Archäologische Funde: Schlacken, Tondüsenfragmente.
Probenentnahmen: C14 und Dendro (Holzkohlen), Schlacken.
Datierung: archäologisch.
Universität Zürich, Institut für Archäologie, Fachbereich Prähistorische Archäologie, L. Naef, R. Turck und Ph. Della Casa; AD GR, Th. Reitmaier.