LK 1167, 2615 477/1 195 127. Höhe 766 m.
Datum der Grabung: 13. 8.-12.9.2014 und 5.1.-12.3.2015.
Bibliografie zur Fundstelle: L. Tremblay/M. Leibundgut, Grosshöchstetten, Kirche und Friedhof. Eine frühmittelalterliche Kirchengründung am Eingang zum Emmental. Arch BE 2016 (in Vorbereitung); H. Gugger, Ein interessanter Sonderfall in der Kunstgeschichte. In: P. Michel (Hrsg.) Dorfchronik Grosshöchstetten, 186-196. Grosshöchstetten 1985.
Geplante Bauuntersuchung (Kirchensanierung) und Notgrabung (Neubau auf Friedhofareal). Grösse der Grabung 350 m².
Kirche. Gräber.

Die 2014 durchgeführte bauhistorische Studie bestätigte, dass der Neubau des heutigen Predigtsaals von 1811 nicht alle Spuren der Vorgängerkirchen zerstört hatte. Erhalten geblieben war die Nordfassade der Vorgängerbauten. Baunähte belegen, dass der zugehörige Innenraum der Kirche über die Jahrhunderte hinweg mehrfach erweitert und modifiziert worden war. Der älteste, ca. 11 m lange Mauerabschnitt ist einer vorromanischen Kirche zuzuordnen, deren Gründung vor das 12. Jh. zurückreicht. Im 13. oder 14. Jh. wurde das Kirchenschiff gegen Osten verlängert und im Bereich der nordöstlichen Chorschulter der heute noch bestehende Glockenturm angefügt. Die nach wie vor sichtbaren Kirchenfenster von 1597 gehören zu einer jüngeren, renaissancezeitlichen Erweiterungsphase gegen Westen. Der sogenannte Archivanbau entstand 1759 an der Ostflanke des Kirchturms. Der untere Raum könnte ursprünglich als Beinhaus oder Grabkapelle genutzt worden sein.
Während den archäologischen Grabungen auf dem nordöstlich angrenzenden Kirchhof wurde 2015 nahezu ein Viertel des alten Friedhofs der Kirchgemeinde erforscht. Es fanden sich mehr als 100 Bestattungen in Holzsärgen, welche im 19. und 20. Jh. in engen Reihen beigesetzt worden waren. An manchen Orten hatten die Gruben dieser Särge sämtliche älteren Bestattungsniveaus zerstört. Unter der Nordostböschung des Friedhofs lagen jedoch noch 68 weitgehend intakte mittelalterliche Erdbestattungen. Die Verstorbenen waren in einfachen Gruben, ohne Grabbeigaben und mit dem Kopf gegen Westen orientiert beigesetzt worden. Die Position des Skeletts erlaubt in einigen Fällen den Nachweis eines Leichentuchs, das den Körper eng umschloss.
Eine C14-Analyse datiert eine der Bestattungen in den Zeitraum zwischen 780 und 988 n.Chr. (ETH-59943, 1125 24 BP). Ausgehend von ihrer Tiefe weiß man, dass manche Gräber noch älter sein müssen, doch die schlechte Erhaltung der Gebeine ließ keine weitere Datierung zu. Das frühe Datum bestätigt, dass die erste Kirche Grosshöchstettens, und damit wohl auch die zugehörige Siedlung, nicht erst im 11. Jh. gegründet wurde wie bislang angenommen, sondern wohl weit früher, vermutlich im Laufe des 8. Jh. Sie gesellt sich damit zu einer kleinen Gruppe an Kirchen im Emmental, deren frühe Gründung nunmehr archäologisch bestätigt wurde.

Archäologische Funde: Gebisse (Kunststoff), Keramik.
Anthropologisches Material: 68 mittelalterliche Skelette.
Probenentnahmen: Knochen (C14).
Datierung: C14; archäologisch; historisch. 8.-20. Jh.
A D B, L. Tremblay.