LK 1151, 689 125/211 575. Höhe 475 m.
Datum der Untersuchung: 20.11.-8.12.2006. Datum der Grabung: 9.-26.1.2007.
Bibliographie zum Haus: G. Descoudres, Herrenhäuser aus Holz. Eine mittelalterliche Wohnbaugruppe in der Innerschweiz. Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters 34,16 f.138-147. Basel 2007.
Geplante Bauuntersuchung und Grabung (Umbau). Grösse der Grabung 25 m².
Siedlung.
Der hölzerne Kernbau weist eine fast quadratische Grundfläche von 9.20 x 9.40 m auf, seine nur bis zur Traufe erhaltene Höhe beträgt 4.70 m, die sich in zwei Geschosse unterteilt. Beide Traufseiten waren mit einer Laube versehen.
Das Erdgeschoss gliederte sich in einen Wohntrakt im Osten, bestehend aus Haupt- und Nebenstube, und einen Wirtschaftstrakt im Westen. Vom quer zum First verlaufenden, 3 m breiten Mittelgang öffnete sich zur Westgiebelwand hin eine 4.80 m breite und 2 m tiefe Rauchküche, die bis zum Dach hin offen und entsprechend verrust war. Im Norden und Süden wurde sie von nur knapp 4 m² grossen (Vorrats-)Kammern flankiert.
Das Obergeschoss teilte sich entsprechend den Stubengrundrissen im Erdgeschoss in zwei unterschiedlich grosse Kammern im Osten und zwei analoge Räume im Westen, die grösser waren als die darunterliegenden (Vorrats-)Kammern. Über dem Mittelgang befanden sich im Norden und Süden quadratische Vorräume, die einerseits die Erschliessung des Obergeschosses über Treppen, andererseits den Zugang zu den Lauben und den Kammern ermöglichten.
Der Kernbau ist ein dichtgefügter Blockbau aus sorgfältig zugerichteten Kanthölzern (bis zu 930 x 30 x 11 cm) aus den Markstücken der Fichte. Die Verkämmungen der Eck- und Binnenwände ergeben Einzelvorstösse. Fassadenbündig verlegte, in Firstrichtung orientierte Bohlen von 8 cm Stärke bilden die Decken- bzw. Bodenkonstruktionen. Zum Verkeilen der Konstruktion wurden vom Gang her konisch geschnittene Treibläden eingeschlagen. Das lichte Mass originaler Türöffnungen beträgt etwa 135 x 64 cm. Es wurde ausnahmslos das Prinzip des Mantelstudes eingesetzt (z.T. mit Fase und Schmiege verziert).
Bemerkenswert waren vor allem die Befunde der insgesamt fünf originalen Fensteröffnungen im ersten Wohngeschoss. Am vollständigsten erhalten hat sich auf der Ostinnenwand der kleineren Stube, 1.20 m über dem originalen Fussboden, ein fast wandbreiter, 22 cm hoher und 3.5 cm tiefer Einschnitt, in den in regelmässigen Abständen wandstarktiefe Öffnungen von 20 x 36 cm eingebracht waren, deren obere und untere Kante als Kehle ausgearbeitet sind. Die vorhandenen Abriebspuren weisen darauf hin, dass während des Bauvorganges zwischen den Kehlen ein Laden eingesetzt worden sein muss, der es ermöglichte, die Fensteröffnungen zu schliessen bzw. zu öffnen.
Das Haus wurde gemäss Dendrodaten 1307 an einem unbekannten Ort erbaut und später an den aktuellen Standort auf einen dazu neu errichteten Mauersockel versetzt, was u.a. durch mehrere abgebrochene Holzdübel belegt wird, für die eine entsprechende Bohrung im zu verbindenden Balken fehlt. Die stilistisch in die 1. H. 16. Jh. zu datierende Darstellung der Kreuzigungsgruppe, die unmittelbar auf die Blocksüdwand der Hauptstube gemalt worden ist, liefert für diese Versetzung einen terminus ante quem.
Spärliche Keramikfunde aus den ältesten Kulturschichten zweier Sondierungen im Erdgeschoss des Holzbaus ergaben Hinweise auf die Präsenz des Menschen in der Bronzezeit und erneut im Hochmittelalter. Die erste erfasste Siedlungsstruktur ist die Aufschüttung eines Erdgeschosses, vermutlich zum untersuchten Bau gehörig, mit einer 1.6 x 1.6 m grossen, partiell gemauerten Vorratsgrube(?) im Nordwesten. Ein C14-datierter Knochen (um 1401 ± 43 AD, s.u.) aus der Bodenplanierung der Grube liefert einen terminus post quem für die Versetzung des Holzbaus. Nutzungsschichten zum Bau fehlen, die Funde aus der Grubenverfüllung bezeugen eine wohlhabende Besitzerfamilie.
Funde: Gefässkeramik (bronzezeitlich, hochmittelalterlich-19. Jh.), Ofenkeramik, Hohlglas (15.-18./19 Jh.), Estrich (römisch, umgelagert), Schmiedeschlacke, Eisenfragmente
Datierung: C14 (AMS). UZ-5414/ETH-33327; UZ-5415/ETH-33328; UZ-5427/ETH 33519; UZ-5428/ETH 33520 (Geographisches Institut der Universität Zürich/Institut für Mittelenergiephysik der ETH Zürich). Erwähnter Knochen UZ-5414/ETH-33320, 515 ± 50 BP. - Dendrochronologisch. 53 Proben (Laboratoire Romand de Dendrochronologie, Moudon). - Archäologisch. Bronzezeit; Römische Zeit; Mittelalter; Neuzeit.
atelier d'archéologie médiévale im Auftrag der Denkmalpflege des Kantons Schwyz, Moudon, U. Gollnick und L. Galioto.
Steinen SZ, Haus Herrengasse 15
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Détail de la chronique
Commune
Steinen
Canton
SZ
Lieu-dit
Haus Herrengasse 15
Coordonnées
E 2689125, N 1211575
Altitude
475 m
Numéro de site cantonal
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Numéro d'intervention cantonal
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Nouveau site
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Prélèvements
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Analyses
14C, dendrochronologie
Institution
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Date de la découverte
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Surface (m2)
25 m2
Date de début
20 novembre 2006
Date de fin
26 janvier 2007
Méthode de datation
14C, dendrochronologique, archéologique
Auteur.e
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Année de publication
2008
Époques
Moyen Âge, Époque moderne, Époque contemporaine, Empire romain, Âge du Bronze
Type de site
habitat
Type d'intervention
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Mobilier archéologique
céramique (récipient), céramique (élément architectural (prélevé)), verre (récipient), métal
Os
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Matériel botanique
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