LK 1167, 2605 780/1 197 840. Höhe 568 m. Datum der Grabung: Sondierungen: 24.-25.9.2019, Grabung: 7.-17.1.2020. Datum der Fundmeldung: 24.9.2019. Neue Fundstelle. Bibliografie zur Fundstelle: Gubler, R./Eichenberger, P. (2016) Muri Allmendingenweg 7. Ein römisches Brandgrab bei Gümligen. ArchBE 2016, 82-83. Geplante Notgrabung (Neubau Schulgebäude). Grösse der Grabung ca. 1500 m². Siedlung.

Im Vorfeld des Baus eines neuen Schulgebäudes führte der Archäologische Dienst im Bauperimeter archäologische Untersuchungen durch. Die betroffene Fläche liegt in einem archäologisch reichen Gebiet: In unmittelbarer Nähe befindet sich das archäologische Schutzgebiet «Lindenhof/Siloah», wo 1902 Bronzeschmuck geborgen wurde, der wohl aus einem Grab stammt. Weiter nördlich, im Bereich von Kirche und Schloss Gümligen, befinden sich Reste einer römischen Villa, und rund 260 m südöstlich der aktuell untersuchten Fläche wurden 2013 und 2015 ein alter Humus mit prähistorischen Scherben, zwei langrechteckige Gruben und ein römisches Brandgrab dokumentiert. Menschliche Präsenz war daher in der unmittelbaren Umgebung zu erwarten, konkrete Siedlungsreste konnten bisher aber noch nicht lokalisiert werden. Mittels Baggersondierungen wurde im Vorfeld des Neubaus das archäologische Potenzial abgeklärt. Die dabei entdeckten Befunde lösten eine kurze Rettungsgrabung auf 1500 m² der zu überbauenden Fläche aus. Direkt nach dem maschinellen Abtrag der oberen Bodenschichten wurden alle potenziellen Strukturen eingemessen, markiert, zum Schutz vor der Witterung abgedeckt und im Anschluss einzeln untersucht. Nach oberflächlicher Freilegung und Dokumentation schnitt man die Strukturen mit einem Kleinbagger und reinigte und dokumentierte den Profilschnitt. Von den anthropogen erzeugten Strukturen wurden danach die relevanten Einfüllschichten auf potenzielles Fundmaterial durchsucht und allfällige Holzkohlen für C14-Datierungen geborgen. Über die gesamte Fläche liess sich ein relativ einheitlicher Schichtaufbau feststellen, der weitgehend mit den Untersuchungen von 2013 und 2015 übereinstimmte: Unter dem Humus folgte siltiges Material, welches, interpretiert als Kolluvium oder Deckschicht, die archäologischen Reste überdeckte. Darunter konnte in einem Teil der Fläche ein alter Humus dokumentiert werden. Darunter lag über der Grundmoräne ein verwittertes, kiesiges Schichtpaket, welches wohl den ehemaligen Boden bildete, in den die dokumentierten Gruben eingetieft waren. In der Grabungsfläche zeichneten sich zahlreiche verschiedene grosse Gruben ab. Von den 47 untersuchten potenziellen Strukturen erwiesen sich 28 als sicher und 6 als möglicherweise anthropogen erzeugt. Die Gruben verteilten sich in mehreren Gruppen über die untersuchte Fläche. Mehrere kleine Gruben können anhand der Keilsteine als Pfostengruben interpretiert werden. Diese scheinen teilweise linear und in regelmässigen Abständen zueinander angeordnet. Gebäudegrundrisse lassen sich daraus aber keine rekonstruieren. Die Funktion der grösseren Gruben mit teilweise unregelmässigen Sohlen ist bisher unklar. Die C14 datierten Holzkohlen aus den Verfüllungen der Gruben weisen in die Jungsteinzeit, in die Mittel-/Spätbronzezeit und in die Hallstattzeit. Aus einzelnen Gruben stammen auch sehr unterschiedlich alte Daten, was vermuten lässt, dass die Gruben mit älterem Material aus der Umgebung verfüllt wurden. Das wenige prähistorische Fundmaterial weist kaum chronologisch aussagekräftige Charakteristika auf. Abgesehen von den Radiokarbondatierungen bestätigt eine stratigrafisch tiefer liegende Grube menschliche Aktivität über einen längeren Zeitraum. Durch die Rettungsgrabung kann somit erstmals die vermutete menschliche Siedlungstätigkeit im Areal lokalisiert werden.

Archäologische Funde: Keramik, Felsgestein.
Probenentnahme: Holzkohle C14, Sedimentproben.
Datierung: archäologisch; C14. Neolithikum - C14: BE-12873, 4777 ± 23 BP, 3640-3522 BC, cal. 2 sigma; BE-12871, 4771 ± 24 BP, 3639-3521 BC, cal. 2 sigma; BE-12870, 4801 ± 40 BP, 3659-3385 BC, cal. 2 sigma; BE-12872, 4665 ± 23 BP, 3517-3369 BC, cal. 2 sigma; BE-12869, 4503 ± 23 BP, 3345-3100 BC, cal. 2 sigma. Mittel-/Spätbronzezeit - C14: BE-12866, 3068 ± 21 BP, 1406-1268 BC, cal. 2 sigma; BE-12867, 3031 ± 22 BP, 1388-1216 BC, cal. 2 sigma; Hallstattzeit - C14: BE-12868, 2525 ± 21 BP, 791-550 BC, cal. 2 sigma; BE-11938, 2515 ± 20 BP, 786-547 BC, cal. 2 sigma. ADB, R. Stapfer.