LK 1069, 646 175/258 443. Höhe 412 m.
Datum der Grabung: 27.5.-9.7. und 3.-28.9.2010.
Neudeutung: Januar 2012.
Bibliografie zur Fundstelle: JbAS 94, 2011, 274f.
Ungeplante Notgrabung (Überbauung). Größe der Grabung 320 m².
Siedlung.

Bei der Begutachtung der Funde aus dem kleinen neolithischen Schichtrest (JbAS 94, 2011, 275, Abb. 30 oben) stellte sich heraus, dass es sich um Funde der Linearbandkeramik (LBK) handelt. Eindeutig bestimmbar sind 9 Scherben von zwei Gefäßen. Eine besteht aus feinem, hellbraun-rötlichem Ton und zeigt das typische Profil bandkeramischer Kümpfe (Schüsseln). Das andere ist deutlich gröber, schwarz-braun mit teilweise rötlicher Oberfläche und mit einer Reihe dreieckiger Eindrücke verziert. Für beide Formen finden sich Parallelen im Oberelsass, vor allem aber im 30-40 km entfernten Klettgau (Griessen D und Gächlingen SH). Sie können typologisch in die mittlere Bandkeramik (um 5200 v. Chr.) datiert werden. Die archäologische Datierung wird durch ein C14-Datum (Knochen) ergänzt: ETH-41625: 6900 ± 45 BP, kalibriert mit 95,4 % Wahrscheinlichkeit: 5900-5700 v. Chr.
Trotz des geringen Umfangs ist das Fundensemble kulturgeschichtlich interessant, da es sich um die erste LBK-Keramik aus einer archäologischen Ausgrabung südlich des Hochrheins handelt. Zudem wurden sie in einem steilen Juratal und damit in eine für diese Kultur untypische Lage gefunden. Im Allgemeinen sind Fundplätze der LBK an flache Lössgebiete gebunden, und im Jura wurde aus dem 6. Jtsd. v. Chr. bisher an Keramik nur solche vom Typ La Hoguette gefunden.
Schließlich werfen die botanischen Reste aus zwei Proben weitere Fragen zur ehemaligen Nutzung des Platzes auf, handelt es sich doch fast ausschließlich um verkohlte Kochreste und Getreidekörner. Deren Funddichte liegt mit fast 4 pro Liter Sediment erstaunlich hoch. Solche Relikte sind für Siedlungsstellen typisch und wären z. B. in einem temporären Jagdlager kaum zu erwarten.

Archäologische Funde: Keramik, Silex.
Faunistisches Material: wenige, schlecht erhaltene Tierknochen.
Probenentnahmen: C14, Botanik, Sedimentologie.
Datierung: archäologisch. Frühneolithikum (mittlere Bandkeramik). - C14.
KA AG, Ch. Maise, L. Galioto und D. Wälchli. - IPNA Universität Basel S. Jacomet.