LK 1170, 2670690/1201034. Höhe 452.00 m. Datum der Grabung: 21.9.-30.11.2015.

Neue Fundstelle. Geplante Notgrabung (Abbruch/Neubau).
Grösse der Grabung 32 m². Siedlung.
Eine Neuüberbauung mehrerer Parzellen im Ortskern von Stans lösten im Herbst 2015 eine archäologische Untersuchung aus. Auf einer rund 32 m² grossen Fläche wurde dabei eine mehrphasige Besiedlungsgeschichte nachgewiesen.
- Phase 1: Direkt an der Oberfläche des anstehenden Untergrund Bachschotters, beinahe 2 m unter dem aktuellen Strassenbelag, fanden sich erste Spuren menschlicher Tätigkeit in Form mehrerer Feuerstellen und einer mit brandigem Material verfüllten Grube, deren Funktion wegen der Kleinheit des Befundaufschlusses jedoch unklar blieb und die kein datierendes Fundmaterial geliefert hat.
- Phase 2: Nach Aussage des wenigen Fundmaterials wurde das Areal im 12./frühen 13. Jh. neu überbaut (Bau A). In der Mittelachse der Grabungsfläche fand sich eine Nord-Süd ausgerichtete Reihe aus Steinblöcken (MR.01), die als Unterbau zu einer Lehm-/Fachwerkwand gedeutet wurde. An sie schlossen beidseits Pflästerungen (Pfl.01.1 und Pfl.01.2) aus faustgrossen Geröllen an. MR.01 dürfte demnach eine Binnenwand eines Gebäudes gewesen sein, dessen Gesamtgrundriss jedoch vorderhand unbekannt bleibt. Eine mächtige Brandschuttschicht lässt auf die Brandzerstörung des Baus A schliessen.
- Phase 3: Die Brandruine wurde abgebrochen, ausplaniert und das Areal anschliessend (zumindest teilweise) wieder überbaut (Bau B). Hierzu brachte man östlich der offenbar erneuerten Wand MR.01, unmittelbar auf dem Brandschutt, eine neue Steinpflästerung Pfl.02 ein. Letztere beschränkte sich aber auf einen rund 2 m breiten Streifen entlang der Wand MR.01. Daran schloss ein ähnlich breiter, praktisch steinfreier Streifen an, gefolgt von einer weiteren Pflästerung Pfl.03 aus deutlich grösseren Steinen. Der auffällig geradlinige westliche Abschluss von Pfl.03 lässt vermuten, dass diese ursprünglich ebenfalls durch eine (Holz-)Schwelle bzw. eine (Binnen-)Wand (MR.02) begrenzt war. Überlagert wurden die Pflästerungen Pfl.02 und Pfl.03 von einer kompakten Lehmschicht, wohl dem zugehörigen Hausboden. Partiell fanden sich an dessen Oberkante (allerdings mit diffusem Schichtübergang) erneut Brandschuttreste, die möglicherweise einen zweiten, jüngeren Hausbrand belegen. Danach blieb das Areal wohl längere Zeit ungenutzt.
- Phase 4: Eine mit vielen Mörtelbrocken vermengte Schüttung könnte von Abbruch- oder Umbauarbeiten an einem Steingebäude im näheren Umfeld, wohl im 16./17. Jh., herrühren.
- Phase 5: Die Schüttungen der vorangegangenen Phase wurden überlagert von einer dunkelbraunen Schicht (Humusdecke?), an deren Oberkante insbesondere in der Südwest-Ecke der Grabungsfläche auffällige Steinkonzentrationen angetroffen wurden. Ihre Deutung ist jedoch unklar.
- Phase 6: Im Nordwesten der Grabungsfläche wurde ein Sodbrunnen errichtet. Zu ihm gehörte wohl eine Teuchelleitung, welche von Südwesten her diagonal durch die Grabungsfläche verlief.
- Phase 7: Im Norden der Grabungsfläche wurde das (aktuelle) Gebäude Engelbergstrasse 12 errichtet. Die zugehörige Baugrube liess sich allerdings in der Grabungsfläche nicht zweifelsfrei fassen bzw. wurde durch jene der Hangstützmauer (Phase 8) überlagert. Ein Mitte 19. Jh. errichteter Laufbrunnen ersetzte vielleicht den älteren Sodbrunnen.
- Phase 8: Als vorläufig letzte Baumassnahme wurde der derzeit noch bestehende Parkplatz mit Hangstützmauer sowie einem darunter liegenden Heizöltank angelegt, wobei ein grosser Teil der älteren Befunde zerstört wurde.

Archäologische Funde: Keramik, Knochen, Metall. Faunistisches Material: Tierknochen, unbearbeitet. Probenentnahmen: Holzkohle-, Mörtel-, Sedimentproben, mikromorphologische Profilkolonnen. Datierung: archäologisch; historisch. 12./13. Jh.-20. Jh.
Im Auftrag des Kantons Nidwalden: ProSpect GmbH, V. Homberger und A. Cuipers.