LK 1070, 2658 442/1 258964 (Mittelpunktkoordinate Nordwestmauer campus). Höhe 359.18 m (erhaltene OK römische Mauerbefunde). Datum der Grabung: August 2022 bis Ende 2023. Bibliografie zur Fundstelle: Trumm, J. (2013) Rätsel um das Rechteck. Das sogenannte Forum von Vindonissa. Jahresber. Ges. Pro Vindonissa, 49-63 bes. 51 Abb. 5 (Gesamtplan). Begleitung Werkleitungsbau.

Siedlung. Römischer Grossbau (campus) in den canabae legionis.

Die Gemeinde Windisch saniert seit 2017 die Kanalisation, Werkleitungen und Strassenbeläge im Reutenen- und Klosterzelg Quartier des südwestlichen Gemeindebanns. Bezogen auf das römische Vindonissa liegt das von den Baumassnahmen betroffene Areal an der südwestlichen Peripherie des derzeit bekannten antiken Siedlungsperimeters (canabae legionis bzw. Vicus). Zahlreiche kleinflächige Baubegleitungen sowie die Kontrolle von Werkleitungsbauten waren in diesem Gebiet in den letzten Jahrzehnten archäologisch weitgehend negativ. Entsprechend wurde die jetzige Sanierung der bestehenden Leitungen bzw. ihr streckenweiser Neubau sowie der Austausch der Strassenbeläge mit einer Gesamtstrecke von ca. 1200 Laufmetern von der Kantonsarchäologie lediglich mit regelmässigen Kontrollgängen der offen liegenden Grabenbereiche begleitet. Wo die neu aufgebaggerten Erdaufschlüsse nicht durch ältere Werkleitungen gestört waren, zeigte sich unter den modernen Hartbelägen zumeist die im oberen Bereich gekappte geologische Schichtabfolge mit kiesigen Lehmen des Bt-Horizonts und darunterliegenden Kiesen und Sanden des C-Horizonts. Relevante archäologische Befunde aus römischer Zeit oder jüngeren Epochen ergaben sich nicht.

Im Schlussabschnitt der etappiert durchgeführten Baumassnahme, unter dem östlichen Ende der heutigen Klosterzelgstrasse, war aber damit zu rechnen, dass die Baggerarbeiten den nordwestlichen Trakt eines römischen Grossbaus tangieren, der hier zwischen 1900 und 1965 mehrfach angeschnitten worden war. Dieser Komplex, mit Aussenmassen von ca. 160 × 140 m einer der grössten Steinbauten der römischen Schweiz, wurde zunächst als Gladiatorenkaserne, dann als Forum gedeutet, während man heute eher an einen campus, also an einen militärischen Übungsplatz, denkt.

Im Frühjahr 2023 wurde im fraglichen Bereich ein Nord-Süd verlaufender Werkleitungsgraben für eine neue Wasserleitung auf etwa 65 m Länge aufgebaggert. Das hierbei konstatierte Ausbleiben römischer Mauerzüge bestätigte den 2013 publizierten, in diesem Bereich bislang aber weitgehend rekonstruierten Grundrissplan des römischen Grossbaus. Sein Nordwesttrakt bestand demzufolge tatsächlich aus zwei 135 bzw. 150 m langen und 6.1 bzw. 7.2 m breiten Hallen ohne jegliche Inneneinteilung durch West-Ost verlaufende Quermauern. Eine weitere Bestätigung des rekonstruierten Grundrissplans erbrachte die Begleitung der nachfolgenden Kanalisationsarbeiten im Herbst 2023. Zur grösstmöglichen Schonung der archäologischen Substanz wurde die neue Leitungstrasse dabei in den bestehenden Werkleitungsgraben aus den 1930er-Jahren verlegt. Im Zuge der Baggerarbeiten wurden die Fundamentreste vom Nordwesttrakt des römischen campus an vier Stellen exakt wieder dort angeschnitten, wo sie gemäss den alten Vermessungsunterlagen schon 1902 und 1962 erfasst worden waren. Weiterführende Aussagen oder datierende Funde erbrachte die Dokumentation der weitgehend modern zerstörten Befundbereiche aber nicht.

Archäologische Funde: Wenige Dachziegel, ein Exemplar mit Stempel der legio XI CPF. Probenentnahmen: Kalkmörtelstücke.

Datierung: archäologisch. Römische Zeit, 1. Jh. n. Chr. KAAG, J. Trumm.