LK 1091, 2682794 / 1246240. Höhe 404 m.
Datum der Grabung: 4.9.2017-April 2018.
Bibliografie zur Fundstelle: G. Lassau, Neolithische Seeufersiedlungen: Zürich-Breitingerstrasse 5-9. Archäologie im Kanton Zürich 1995-1996, 271-283. Zürich/Egg 1998.
Geplante Notgrabung (Teilneubau Bürogebäude). Größe der Grabung 700 m². Siedlung.

Die Stadtzürcher Ufersiedlungen auf der rechten Seeseite sind gut untersucht und stellen wichtige Referenzkomplexe dar (Mozartstraße, Kanalisationssanierung Seefeld, Parkhaus Opéra). Der Forschungsstand auf der linken Seeseite dagegen ist ungleich schlechter, sei es weil die Grabungsdokumentationen lückenhaft (Breitingerstraße) oder die Grabung unpubliziert (Mythenschloss) ist. Der Teilneubau des Bürogebäudes der Zurich Insurance AG bot die Gelegenheit, mehr über die neolithische Siedlungstätigkeit am linken Ufer zu erfahren.
Die Notgrabung umfasste vier Flächen unterschiedlicher Größe. Das erste, von September bis November 2017 dokumentierte Feld A war 6 × 14 m groß. Pfahlfundationen aus dem Jahr 1938 und Betoneinbauten einer 1994 erstellten Tiefgarage hatten es allerdings stark gestört (Lassau 1998).
Eine schnurkeramische Kulturschicht mit einem 20-40 cm mächtigen Schichtpaket mit organischer Erhaltung dominierte die Stratigrafie. Auffallend waren drei für die Schnurkeramik allgemein charakteristische Steinhügel. In zwei Horgener Schichten mit einer Mächtigkeit von je etwa 5 cm waren nur in der unteren durchgehend organische Reste erhalten. Eine Pfyner Schicht, in der ebenfalls nur noch teilweise organische Relikte vorhanden waren, zeugte von der frühesten Phase der Fundstelle.
Erwähnenswert ist der Fund eines in der „falschen“ Schicht liegenden, gut erhaltenen, späthorgenzeitlichen Topfs mit gerader Mundung und Einstichen. Er stammt aus dem untersten Bereich des schnurkeramischen Schichtpakets, das von der jüngeren Horgener Schicht klar durch eine 10 cm dicke Seekreideschicht getrennt war und sich durch einen hohen Anteil an Holzkohle und zahlreiche verkohlte Hölzer auszeichnete. Diese Holzkohleschicht wurde flächendeckend - auch in den Profilen der Grabung von 1994 - dokumentiert. Überraschend sind ferner die Funde von sechs 25 × 60 cm großen Pfahlschuhen auf dem schnurkeramischen Schichtpaket. Sie datieren zusammen mit einem in einer Senke auf einigen Quadratmetern erhaltenen Kulturschichtrest in die Frühbronzezeit.
In der rund 30 m südlich gelegenen, 4 × 4 m großen Teilfläche B sind die Schichten bereits merklich weniger ausgeprägt, und die Pfyner Phase fehlt. In den weiteren Flächen wird mit einer nochmals reduzierten Stratigrafie und einer weniger guten Erhaltung des organischen Schichtmaterials gerechnet. Die Grabung dauert bis Frühling 2018.

Archäologische Funde: Keramik, Steinartefakte, Knochen- und Hirschgeweihartefakte.
Probenentnahmen: Holz (Dendrochronologie), Schlämmproben, Profilkolonnen.
Datierung: archäologisch. Pfyn; Horgen; Schnurkeramik; Frühbronzezeit.
KA ZH, Ch. Harb und A. Huber.