LK 1048, 632 700/270 800. Höhe 289 m.
Datum der Bauuntersuchung: Juni-Juli 2014.
Bibliografie zur Fundstelle: W. Drack, Die spätrömische Grenzwehr am Hochrhein. Archäologische Führer der Schweiz 13, 18 (mit Verweis auf ältere Literatur). 2. überarbeitete Auflage, Basel 1993; M. Balmer, Die spätrömischen Kleinbefestigungen am Hochrhein zwischen Kaiseraugst und Koblenz, 31-34 (mit Verweis auf weitere Literatur). Unpublizierte Lizentiatsarbeit am Institut für Urgeschichte und Archäologie der Römischen Provinzen der Universität Bern 1996; P.-A. Schwarz, unter Mitarbeit von J.M. Fankhauser, L. Freitag, S. Jeanloz, T. Lander und D. Schuhmann, Bericht zu den Bauuntersuchungen an den spätantiken Wachttürmen in Koblenz und Möhlin. Jber. GPV 2014 (im Druck).
Zustandsdokumentation und Bauuntersuchung (Konservierungsmassnahmen).
Wachturm.

Die KA AG und die Vindonissa-Professur lancierten 2014 ein längerfristiges Projekt zur Erforschung, Sanierung und «mise en valeur» der spätantiken Wachtürme und militärischen Anlagen am Hochrhein, so u.a. des Wachturms Möhlin-Fahrgraben. Letzterer befindet sich auf der hier fast senkrecht zum Rhein abfallenden Niederschotterterrasse bzw. an der Böschung des so genannten Fahrgrabens, einer durch Erosion entstandenen Runse. Die Überreste der z.T. in den Fahrgraben, z.T. Teil in den Rhein abgestürzten Turmruine waren bereits von Ferdinand Keller beschrieben worden: Niederschwörstadt gegenüber sind in einer kleinen Schlucht im Gebüsche versteckt kleine Reste eines Thurmes vorhanden.
Erste Freilegungsarbeiten erfolgten um 1900 durch den Pfarrer Samuel Burkart, umfassende Freilegungs- und Dokumentationsarbeiten 1918 durch Karl Stehlin (1859-1934). Eigentliche Konservierungen wurden jedoch erst in den Jahren 1950 bzw. 1972 vorgenommen. Sie betrafen auch die beiden in den Fahrgraben abgestürzten Teile der Westmauer des Wachturms.
2014 wurden der Bewuchs entfernt, das aufgehende Mauerwerk gereinigt und die antike Bausubstanz (Konstruktionsweise; verwendetes Steinmaterial) sowie die älteren Restaurierungsmassnahmen dokumentiert, u.a. mit Hilfe von 3D-Scans und fotogrammetrisch entzerrten Maueransichten (Abb. 26). Nach der Reinigung des Mauerwerks zeigte sich, dass die Hohlräume der ehemals aus Rundhölzern bestehenden Armierung im westlichen Mauerabbruch (d.h. auf der Seite des Fahrgrabens) und auf der nördlichen Seite der Südmauer noch sehr gut zu erkennen sind, ebenso am nördlichen, d.h. auf der Rheinseite gelegenen Mauerabbruch. Dort ist ausserdem das antike Gussmauerwerk noch hervorragend erhalten. Es besteht fast ausschliesslich aus Kalkmörtel, der mit kleinteiligen Steinabschlägen und vereinzelten Ziegelsplittern durchsetzt ist.
Des Weiteren wurden Negative von nicht erhaltenen organischen Mörtelzusätzen (wahrscheinlich Holzspäne und -splitter) beobachtet. Festgestellt wurde zudem, dass der Grossteil der inneren und äusseren Mauerschalen sowie der aus Sandsteinquadern bestehende Eckverband zwischen der Süd- und Ostmauer anlässlich der Konservierungsarbeiten weitgehend neu aufgemauert worden war. Um das aufgehende Mauerwerk der Ostmauer zu stabilisieren, wurde deren innere Mauerschale unterfangen. Die Unterfangungsmauer verdeckt heute das ehemals freiliegende Fundament auf der Innenseite der Ostmauer. Die Position der beiden rechteckigen «Fenster» in der Unterfangungsmauer entspricht derjenigen der rechtwinklig zur Mauerflucht verlegten Rundhölzer, vermittelt aber bezüglich Form und Dimension ein falsches Bild.
Aussagekräftige bzw. datierende römische Funde kamen 2014 nicht zum Vorschein. Die mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Keramikfunde dürften im Zusammenhang mit Aktivitäten im Umfeld der südöstlich gelegenen, im 17. Jh. abgegangenen Siedlung «Rappershausen» bzw. «Rappershüseren», in den Boden gekommen sein. Angesichts der insgesamt doch recht zahlreichen spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Funde stellt sich die Frage, ob die Ruine des Wachturms im Mittelalter teilweise instand gestellt worden war. Für Letzteres spricht namentlich die Ofenkeramik sowie die prominente Lage über dem Fahrgraben, der nicht nur einen guten Zugang zum Rhein bildete, sondern auch als Anlegestelle genutzt werden konnte.

Archäologische Funde: Gefässkeramik.
Probenentnahmen: Mörtel- und Zementproben.
Datierung: archäologisch; historisch. Spätantike, wohl zwischen 369 und 374 n.Chr.; Mittelalter; Neuzeit.
KA AG/Vindonissa-Professur Uni Basel, T. Lander und P.-A Schwarz.