LK 1112, 2704 230/1 232 690. Höhe 418 m. Datum der Ausgrabung und Baubegleitung: 28.2.-24.4., 18.5.-29.6.2022. Bibliografie zur Fundstelle: Ackermann, R. (2013) Der römische Vicus von Kempraten, Rapperswil-Jona. Neubetrachtung anhand der Ausgrabungen Fluhstrasse 6-10 (2005-2006). Archäologie im Kanton St.Gallen 1. St.Gallen; Ackermann, R./Koch, P. (2015) Römische Kalkbrennereien im Vicus von Kempraten (RapperswilJona SG). Minaria Helvetica 36, 55-89; JbAS 99, 2016, 206f.; 100, 2017, 240f.; 101, 2018, 214; 102, 2019, 194; 103, 2020, 125; 104, 2021, 189; 105, 2022, 277 f. Geplante Rettungsgrabung (Neubauprojekt Mehrfamilienhaus). Grösse der Grabung ca. 215 m². Siedlung.
2022 wurden die nach der Kampagne 2021 verbleibenden neun Flächen untersucht (vgl. JbAS 105, 2022, 277f.). Am Hang in der nördlichen Hälfte des Geländes wurde eine römische Geröllabbaustelle dokumentiert, wo das Rohmaterial für die grossflächig angelegte Geröllplanie gewonnen worden war. Diese erstreckte sich bis in die westlichen Nachbargrundstücke. Über diese Planie wurde die römische Kalkbrennerei mit mindestens sechs Öfen erschlossen, wovon sich zwei im Westen des Grabungsareals befanden (vgl. JbAS 99, 2016, 206f.; 100, 2017, 240f.; 102, 2019, 194; 105, 2022, 277f.). Beide Öfen nutzten die Hanglage aus und waren in die anstehenden Geröll-, Kies- und Sandschichten eingetieft. Der östliche, partiell bereits 2021 freigelegte Kalkofen besass eine gemauerte Ofenwandung und -schnauze. Der Ofenboden hatte ein leichtes Gefälle hangabwärts gegen Süden und war mit zugerichteten Steinplatten ausgelegt. Im Bereich der Ofenküche zeugten Reste von Holzpfählen und ein Holzbrett von ehemaligen Holzkonstruktionen. Womöglich handelte es sich dabei um Reste einer Art Bodenkonstruktion und um einen seitlichen Erosionsschutz. Der zweite Kalkofen lag rund 3 m weiter westlich und war deutlich schlechter erhalten. Auffällig war, dass er keinen gemauerten Innenausbau besass, obwohl er ebenfalls in Lockersedimenten eingetieft war. Von der Brennkammer und der Küche war lediglich der unterste Bereich mit der letzten Kalksteincharge erhalten. Die südliche Fortsetzung der Küche hangabwärts war bereits 2018 ausgegraben worden (JbAS 102,2019,194). Das Areal wurde in nachrömischer Zeit weitergenutzt. Davon zeugen in der östlichen Grabungshälfte Staketen aus dem 12. Jh. und ein Holzkanal aus dem 13. Jh. (C14-Datierung ETH-122891, ETH-122893, Grabung 2021). In einer natürlichen, buchtähnlichen Situation im Osten des Areals blieben ausserdem mehrere organische, mitunter torfige Schichten erhalten. Am nördlichen und östlichen Randbereich bildeten senkrecht im Lehm steckende Staketen und quer dazu schichtparallel aufliegende Ruten wohl eine Art Uferverbauung. C14-Daten verweisen diese ins 14. Jh. (ETH-122889/ETH-122890). Damit konnte wohl ein höherer mittelalterlicher Seepegel gefasst werden. Nördlich und westlich dieses mutmasslichen Ufersaums kamen mindestens zwei Ost-West orientierte Grabenstrukturen zum Vorschein, welche sich in beinahe parallelem Verlauf überschnitten. Ihre Funktion konnte bislang nicht eruiert werden. Der jüngere Graben schnitt in das Feuchtgebiet ein. Zu den jüngsten Befunden gehören zwei neuzeitliche Mauerfundamente und mehrere Drainagen, welche meist Nordost-Südwest orientiert waren.
Archäologische Funde: Keramik, Glas, Eisen, Buntmetall, Schlacken, Lavez. Faunistisches Material: zahlreiche Tierknochen (teilweise bearbeitet). Probenentnahmen: Holz, Dendrochronologie, Sediment, Mikromorphologie, C14, Mörtel, Stein, Holzkohle. Datierung: archäologisch; C14. Römische Zeit; Mittelalter; Neuzeit. - C14. ETH-122884, 600 ± 20 BP, 1305-1365 AD/1383-1403 AD, cal. 2 sigma; ETH-122885, 670 ± 20 BP, 1280-1317 AD/1360-1389 AD, cal. 2 sigma; ETH-122886, 619 ± 20 BP, 1300-1398 AD, cal. 2 sigma; ETH-122887, 593 ± 20 BP, 1306-1364 AD/1385-1406 AD, cal. 2 sigma; ETH-122888, 922 ± 20 BP, 1038-1175 AD, cal. 2 sigma; ETH-122889, 623 ± 20 BP, 1299-1330 AD/1335-1397 AD, cal. 2 sigma; ETH-122890, 630 ± 20 BP, 1296-1329 AD/1341-1396 AD, cal. 2 sigma; ETH-122891, 954 ± 20 BP, 1031-1054 AD/1061-1158 AD, cal. 2 sigma; ETH-122892, 761 ± 20 BP, 1227-1282 AD, cal. 2 sigma; ETH-122893, 728 ± 20 BP, 1265-1297 AD, cal. 2 sigma; ETH-122894, 589 ± 20 BP, 1308-1363 AD/1386-1408 AD, cal. 2 sigma. KA SG M.-J. Fabri, B. Hart und R. Ackermann.
Rapperswil-Jona SG, Kempraten, Seetal
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Détail de la chronique
Commune
Rapperswil-Jona
Canton
SG
Lieu-dit
Kempraten, Seetal
Coordonnées
E 2704230, N 1232690
Altitude
418 m
Numéro de site cantonal
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Numéro d'intervention cantonal
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Nouveau site
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Prélèvements
bois/charbon de bois, échantillons de sédiments géoarchéologiques
Analyses
14C, dendrochronologie, micromorphologie
Institution
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Date de la découverte
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Surface (m2)
215 m2
Date de début
28 février 2022
Date de fin
29 juin 2022
Méthode de datation
14C, dendrochronologique, archéologique
Auteur.e
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Année de publication
2023
Époques
Empire romain, Moyen Âge, Époque moderne, Époque contemporaine
Type de site
habitat
Type d'intervention
--
Mobilier archéologique
céramique, verre, métal, pierre
Os
ossement d'animaux isolés
Matériel botanique
bois/charbon de bois
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