LKMöriken 1090, 2656 180/1 252 170. Höhe 396 m.
Datum der Grabung: 28.6.2021-28.6.2022.
Bibliographie zur Fundstelle: Weiss, J./Frey, P. (1980) Bronzezeitliche Siedlungsspuren in Möriken. AS. 3, 1, 8-11; JbAS 105, 2022, 243.
Notgrabung infolge Überbauung. Untersuchte Fläche 4125 m². Mittel- und spätbronzezeitliche Siedlung.

Die 2021 begonnene Ausgrabung in Möriken-Sandacher wurde 2022 abgeschlossen. Im Rahmen mehrerer Einsätze, die an den Baufortschritt angepasst waren, wurde eine mittel- bis spätbronzezeitliche Siedlung mit mindestens zwei Bauphasen freigelegt. Der bronzezeitliche Oberboden war grossflächig erhalten und lieferte sehr viele Funde, vor allem Keramik und Hitzesteine. Bemerkenswert sind die verschiedenen Hinweise auf Bronzeverarbeitung in der Siedlung, die von Gusskuchen bis hin zu «fabrikneuen» Objekten reichen.
Die hervorragende Erhaltung der alten Oberfläche und der Funde der mittelbronzezeitlichen Siedlung erklärt sich durch ihre rasche Überdeckung mit einem Kolluvium. Dieses Kolluvium war etwa ab der Mitte der Grabungsfläche zu beobachten. Nach Norden, zum Hangfuss des Kestenbergs hin, wurde es immer dicker und erreichte bis 40 cm Mächtigkeit über der mittelbronzezeitlichen Schicht. Einzelne Funde an seiner Oberkante zeigen, dass dieses Kolluvium bereits vor der frühen Urnenfelderzeit (BzD2/HaA1, Binninger Horizont) entstanden war. Lediglich im Süden der Ausgrabungsfläche waren die vorgeschichtlichen Schichten durch jüngere Erosion gekappt worden, weil sie dort auf einem kleineren Moränenwall gelegen hatten.
Das reiche Fundmaterial datiert die Baustrukturen in die Mittelbronzezeit (BzC, 15. Jh. v. Chr. u. a. mit zweinietigem Dolch) und an den Übergang von später Mittel- zu beginnender Spätbronzezeit (BzC2/D1, 14. Jh. v. Chr.). Ob den BzD2/Ha1-Funden ebenfalls Baustrukturen zuzuweisen sind, ist bisher nicht klar. Von einer neolithischen Siedlung zeugt ein diffuser Fundschleier aus mehreren Steinbeilen und einzelnen Keramikscherben der Horgener Kultur. Die Tatsache, dass der alte Oberboden erhalten ist, erlaubt es, die ursprüngliche Tiefe der Pfostengruben zu ermitteln. Es ist sogar möglich, Hausgrundrisse zu erkennen, die sich nicht durch Pfostengruben sondern nur anhand der Verteilung von Unterlegsteinen im Siedlungsplan abzeichnen.
An bronzezeitlichen Befundstrukturen sind zu nennen: 1) Mehrere Vierpfosten- und Rechteckbauten. Die grösseren Bauten haben eine regelmässige Quergebinde-Konstruktion und nur schwach gegründete Pfosten. Teilweise existieren nur Unterlegsteine und keine Pfostengruben. Die Stabilität dieser Gebäude wird also nicht durch Pfosten gewährleistet, die im Boden eingegraben sind, sondern muss durch Verstrebungen im Aufgehenden erfolgen. 2) Insgesamt fünf grosse Brandgruben mit Hitzesteinen. 3) Diverse Grubenbefunde, teils mit verziegelten Wänden. 4) Eine 1.8 m tiefe, annähernd zylindrische Grube mit ca. 1.7 m Durchmesser. Sie hatte möglicherweise als Brunnen oder Zisterne gedient. 5) Diverse Gefäss- bzw. Keramikdeponierungen, v. a. in Gruben. 6) Im Bereich einer natürlichen Geländerinne ein Scherbenpflaster, bestehend aus einer mehrere Meter langen, kompakten Packung aus Keramikscherben sowie Hitzesteinen und vereinzelten Webgewichts- und Brandlehmfragmenten, Bronzen und Silices.
Eine Durchsicht der Fundmeldungen aus Möriken zeigt, dass am Fuss des Kestenbergs in der Bronzezeit immer wieder gesiedelt wurde. Möglicherweise sind sowohl die bronzezeitlichen Siedlungsspuren am Hangfuss im heutigen Ort Möriken als auch die Befunde auf dem Grat des Kestenbergs Überreste einer einzigen Siedlung, die immer im gleichen Territorium, aber nicht immer am gleichen Platz lag. Die Fundstelle im Sandacher deckt dabei das 15.-12. Jh. v. Chr. ab. Eine 250 m weiter östlich dokumentierte Kulturschicht datiert ins 10. Jh. v. Chr. Die altbekannte Siedlung Möriken-Kestenberg liefert dagegen überwiegend Funde aus dem 16., aus dem 11. und aus dem 9.-6. Jh. v. Chr. Die Belegungszeiten von Tal- und Höhensiedlung ergänzen sich auffällig. Sicher hat nicht jeweils ein vollständiger Wechsel in der Siedlungsweise stattgefunden. Der Schwerpunkt der bronzezeitlichen Besiedlung von Möriken scheint sich aber mehrfach vom Kestenberg-Grat in den heutigen Ortskern und wieder zurück verschoben zu haben. Über die Gründe darf spekuliert werden.

Archäologische Funde: Gefässkeramik, Brandlehm und Webgewichte, Bronzen, Felsgestein- und Silexgeräte
Faunistisches Material: Tierknochen, unbestimmt, überwiegend kalziniert.
Probenentnahmen: Mikromorphologie, Makrobotanik, Holzkohle für C14 und Anthrakologie.
Datierung: archäologisch. Neolithikum, Horgen; Mittelbronzezeit, BzC; frühe Spätbronzezeit, BzD/HaA1.
KAAG, B. Höpfer und Ch. Maise.