LK 1032, 2708 530/1279 130. Höhe 390 m
Datum der Untersuchung: 2012; 2013; 2014; 2015.
Bibliografie zur Fundstelle: JbAS 95, 2012, 161f. (mit älterer Literatur); M. Mainberger/B. Dieckmann/S. Millon, Rettungsgrabungen in der Stiegener Enge - zum Stand der Untersuchungen in der Anlage der Frühbronzezeit. Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg 2014, 104-107 (mit älterer Literatur); R. Schweichel, Beyond dating. Beobachtungen an Hölzern aus dem Pfahlfeld auf dem Orkopf. In: Dendro, Festschrift für André Billamboz zum 65. Geburtstag, 41-50. Freiburg i.Br. 2013; M. Mainberger/M. Schnyder, Monitoring im Grenzbereich: Fallbeispiel Orkop (Eschenz TG/Öhningen-Stiegen BW). In: H. Brem/B. Eberschweiler/G. Grabher et al., Erosion und Denkmalschutz an Bodensee und Zürichsee. Vorarlberg Museum Schriften 1, 233-240. Bregenz 2013 (mit älterer Literatur).
Geplante Notgrabung (starke Erosion). Größe der Grabung 4800 m².
Seeufersiedlungen.
Seit der letzten Berichterstattung 2011 wurden die jährlichen Kampagnen der Unterwasserprospektion auf der Untiefe im Ausfluss des Bodensees in den Rhein, dem sogenannten Orkopf, in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Denkmalpflege fortgesetzt. Nach der insgesamt neunten Kampagne sind die Arbeiten 2015 nun vorläufig abgeschlossen.
Das erste Pfahlfeld (Pfahlfeld 1), das sich von der ehemaligen Halbinsel über 150 m bis ans Thurgauer Ufer erstreckt, wurde auf 3000 m² systematisch dokumentiert. Die Baureste stammen mehrheitlich von der Pfyner und der Horgener Kultur. Nach neueren Untersuchungen sind die radialen Eichen- und Eschenspalthölze ausnahmslos pfynzeitlich. Die zahlreichen Rundhölzer, dünnere Stämme von Eichen und Eschen bis max. 15 cm, kommen vermutlich von Stockausschlägen. Die Eichenrundhölzer waren bisher dendrochronologisch überwiegend ins Horgen datiert worden. Durch die inzwischen vorliegenden C14-Datierungen der dünnen Eichenstämme lassen sich jedoch zwischen 3600 v. Chr. und 2800 v. Chr. mehrere Siedlungsphasen vermuten. C14-Datierungen liegen nun auch von dünnen Eschenpfählen vor, die in die Pfyner Kultur datiert werden können. Die Radiokarbondatierungen sprechen dafür, dass sich in den Zuwachskurven der jahrringarmen Hölzer nicht ein klimatisch bedingter, sondern ein durch die Waldbewirtschaftung verursachter Wuchstrend abzeichnet. Ebenfalls befindet sich auf dem Pfahlfeld eine Reihe aus dünnen (Durchmesser ca. 4-7 cm) Pfählen, überwiegend Buchen, die in die Neuzeit zu datieren sind.
An der Nordostspitze des Orkopf befindet sich ein frühbronzezeitliches Pfahlfeld (Pfahlfeld 2), das nun zu etwa drei Vierteln auf einer Fläche von 970 m² kartiert ist. Es ist von dichten Pfahlreihen begrenzt, die aus meist unter 10 cm starken Stockausschlägen von Laubhölzern bestehen und als Umzäunungen gedeutet werden dürfen. Im Innern zeichnen sich durch Pfahlstellungen mehrere Baufluchten ab, die auf parallel stehende, einschiffige und 5 m breite Gebäude schließen lassen. Leider ist bislang keine dendrochronologische Datierung der oft polygonal zugehauenen Pfähle der Innenbebauung gelungen, die C14-Analysen datieren die Siedlung schwergewichtig ins 19./18. v. Chr. Nur wenige Zentimeter im Boden steckende Pfähle, die in einigen Fällen nicht mit dieser Innenbebauung in Zusammenhang zu bringen sind, könnten zu einer jüngeren Besiedlungsphase gehören.
Zusätzlich zur Dokumentation der archäologischen Reste sind die Beobachtungen zur Erosion in der starken Strömung im Ausfluss des Bodensees spannend. Da die Untersuchungen auf dem Orkopf zwischen 2008 und 2012 Teil des Interreg-Projektes IVA „Erosion und Denkmalschutz im Bodensee und Zürichsee“ gewesen waren, wurde diesen Fragen verstärkt nachgegangen. So wurden das Unterwasserrelief aufgenommen, mehrere Erosionsmarken platziert sowie hydrografische Messfahrten unternommen. Temporär liefert nun sogar ein Messgerät Daten zur Veränderung der Strömung im Verlauf eines Jahres. Auf der Untiefe erreicht der jährliche Sedimentabtrag mehrere Zentimeter; ein Teil des Sediments bewegt sich also kontinuierlich wie eine Wanderdüne.
Archäologische Funde: Keramik, Steinartefakte.
Probenentnahmen: Holzproben.
Datierung: archäologisch. Jungsteinzeit; Frühbronzezeit. - dendrochronologisch (Fälljahre) 3911 v. Chr., 3884-3892 v. Chr., 3884-3879 v. Chr.; 3206-3202 v. Chr. - C14 ETH-48954, 5131 ± 24 BP; ETH-48950, 5120 ± 24 BP; ETH-48951, 5110 ± 24 BP; ETH-48953, 5066 ± 24 BP; ETH-48952, 5063 ± 24 BP; ETH-48949, 5052 ± 24 BP; ETH-63770, 5046 ± 23 BP; ETH-63769, 5023 ± 23 BP; ETH-63765, 4723 ± 30 BP; ETH-63766, 4593 ± 23 BP; ETH-53260, 4582 ± 33 BP; ETH-63768, 4568 ± 23 BP; ETH-53261, 4558 ± 33 BP; ETH-63767, 4523 ± 23 BP; ETH-53258, 4374 ± 40 BP; ETH-53259, 4360 ± 41 BP; ETH-53257, 4283 ± 41 BP; ETH-53256, 4252 ± 40 BP; ETH-56073, 179 ± 25 BP.
Amt für Archäologie TG; Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg.
Eschenz TG, Orkopf
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Détail de la chronique
Commune
Eschenz
Canton
TG
Lieu-dit
Orkopf
Coordonnées
E 2708530, N 1279130
Altitude
390 m
Numéro de site cantonal
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Numéro d'intervention cantonal
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Nouveau site
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Prélèvements
bois/charbon de bois
Analyses
14C, dendrochronologie
Institution
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Date de la découverte
--
Surface (m2)
4800 m2
Date de début
01 janvier 2012
Date de fin
31 décembre 2015
Méthode de datation
14C, dendrochronologique, archéologique
Auteur.e
--
Année de publication
2016
Époques
Néolithique, Âge du Bronze
Type de site
habitat, habitat (site palafittique)
Type d'intervention
fouille (fouille de sauvetage/préventive)
Mobilier archéologique
céramique, pierre (outil)
Os
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Matériel botanique
bois/charbon de bois
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