LK 1195, 2759685 /1 190 697. Höhe 598 m. Datum der Grabung: 16.3.-26.5. und 12.10.-17.11.2020. Bibliografie zur Fundstelle: Corrins, B. (1995) Der Churer Martinsplatz im 19. und frühen 20. Jahrhundert. Jahresbericht des Archäologischen Dienstes Graubünden und der Kantonalen Denkmalpflege 1994, 70-77; Janosa, M. (1996) Ein Haus am Churer Martinsplatz. Jahresbericht des Archäologischen Dienstes Graubünden und der Kantonalen Denkmalpflege Graubünden 1995, 80-106; Janosa, M. (1997) Die Churer Martinskirche und ihre Friedhöfe. Jahresbericht des Archäologischen Dienstes Graubünden und der Kantonalen Denkmalpflege Graubünden 1996, 92-113; Janosa, M. (1998) Die Churer Stadtbrände aus der Sicht eines Bauforschers. Bündner Monatsblatt, Zeitschrift für bündnerische Geschichte und Landeskunde 5, 363-371. Geplante Grabung (Sanierung Kanalisation/Fernwärme). Grösse der Grabung ca. 320 m². Siedlung/Gräber.
Im Rahmen des Projektes IBC Wärmeverbund Arcas werden im Bereich des Martinsplatzes in der Churer Altstadt von März 2020 bis in den Frühsommer 2021 das Wärmenetz Arcas erneuert und die aus dem Jahr 1906/1907 stammende Abwasserleitung ersetzt. In den letzten vier Jahrzehnten wurden im Zuge von Infrastruktur- und Renovierungsarbeiten weite Teile der Innenstadt durch den Archäologischen Dienst begleitet, sodass heute fundierte Kenntnisse zur hoch- und spätmittelalterlichen Entwicklung diverser Quartiere in der Churer Altstadt bestehen. Insbesondere die Sanierung der über 100 Jahre alten, in einer Tiefe von durchschnittlich 3,5-4 m verlegten Abwasserleitung bietet nun die Chance, zeitlich tiefere Einblicke in die Churer Stadtentwicklung zu gewinnen und die Erkenntnisse zur Genese einzelner Quartiere zu einem Gesamtbild zu verbinden. Die Kanalgrabungsarbeiten beschränkten sich vornehmlich auf die bestehenden Leitungsgräben, weshalb sich die archäologischen Arbeiten auf die Dokumentation der bis zu 4,5 m hohen Profile konzentrierten. Diese lieferten sowohl am Martinsplatz als auch in der Rabengasse neue Erkenntnisse zur frühmittelalterlichen Bebauung und Nutzung des Areals. Westlich der Kirche St. Martin konnten unter der bis zu 1,5 m hohen Schwemmschicht eines Plessurhochwassers aus dem 11. Jh.n. Chr. mehrere Gräber dokumentiert werden, von denen eines in die Zeit zwischen 695 und 884 n. Chr. datiert. Dies belegt, dass bereits im frühen Mittelalter westlich der Kirche ein Friedhof angelegt war. Dieser dürfte im Süden auf die Höhe der heutigen Bebauung begrenzt gewesen sein, im Westen scheint er sich auf die Verlängerung der Reichsgasse zu beschränken, seine Ausdehnung nach Norden lässt sich derzeit nicht abschätzen. Die frühmittelalterlichen Gräber waren in eine Abfolge mehrerer schottriger, durch dünne Lehmbänder voneinander getrennter Schwemmschichten eingetieft. Vereinzelte darin eingeschlossene Ziegelfragmente und Holzkohle deuten auf menschliche Aktivitäten im Nahbereich hin. Die oberste dieser Schichten datiert in die Zeit zwischen 138 und 329 n. Chr. und somit in die späte römische Kaiserzeit bzw. Spätantike. Im Kanalgraben am Südrand des Martinsplatzes, in Richtung Obere Gasse, konnte eine Folge von vier frühmittelalterlichen Nutzungsniveaus festgestellt werden. Es handelt sich dabei um stark verdichtete, grün verfärbte Schotterbänder, die jeweils durch dünne, lehmig-humose Schichten voneinander getrennt sind. Bei diesen Schichten dürfte es sich um begangene, kontinuierlich aufgehöhte und genutzte Außenniveaus handeln, wahrscheinlich um eine Straße oder einen Platz. Die Entstehung dieser Schichten ging mit einer Niveauanhebung und Planierung eines ehemaligen Bachlaufes unterhalb des heute kanalisierten Mühlbaches einher. Sowohl die Planierschicht als auch das erste darauf liegende Nutzungsniveau datieren in den Zeitraum 663-771 n. Chr. Eine Probe aus der Nutzungsschicht zum zweiten Straßenniveau datiert bereits in die Zeit zwischen 885 und 985 n. Chr. Im Bereich der Rabengasse gelang es, unter der Schwemmschicht des Plessurhochwassers eine früh- bis hochmittelalterliche Nutzung nachzuweisen. Unterhalb eines schotterigen Straßen- oder Platzniveaus aus der Zeit zwischen 1026 und 1155 n. Chr. lag eine rund 0,8 m in den Untergrund eingetiefte, im Profil mindestens 3 m lange Grube. In einem zugehörigen Pfostenloch fanden sich Reste des dazugehörenden Pfostens. Für diesen konnte eine Schlagdatumsangabe im 8. Jh. n. Chr. ermittelt werden.
Archäologische Funde: Holzkohle, Keramikfragmente (neuzeitlich), Ziegelfragmente, Metallfragmente. Anthropologisches Material: Überreste von 20 Bestattungen. Faunistisches Material: Tierknochen. Probenentnahmen: C14-Proben, Sedimentproben, Sedimentsäulen, DNA-Proben. Datierung: Römische Zeit; Mittelalter. - C14. ETH-107 378, 1786 ± 22 BP, 138-329 AD, cal. 2 sigma; C14. ETH-107 379, 1288 ± 22 BP, 667-770 AD, cal. 2 sigma; C14. ETH-107 380, 947 ± 24 BP, 1026-1155 AD, cal. 2 sigma; C14. ETH-107 381, 1310 ± 22 BP, 659-767 AD, cal. 2 sigma; C14. ETH-107 382, 1279 ± 22 BP, 672-770 AD, cal. 2 sigma; C14. ETH-107 383, 1223 ± 22 BP, 695-884 AD, cal. 2 sigma; C14. ETH-107 384, 1124 ± 22 BP, 881-986 AD, cal. 2 sigma; C14. ETH-107 385, 1299 ± 22 BP, 663-768 AD, cal. 2 sigma; C14. ETH-107 386, 1120 ± 22 BP, 885-985 AD, cal. 2 sigma; C14. ETH-107 387, 1273 ± 22 BP, 676-771 AD, cal. 2 sigma. AD GR, Ch. Baur.
Chur GR, Martinsplatz
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Détail de la chronique
Commune
Chur
Canton
GR
Lieu-dit
Martinsplatz
Coordonnées
E 2759685, N 1190697
Altitude
598 m
Numéro de site cantonal
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Numéro d'intervention cantonal
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Nouveau site
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Prélèvements
échantillons de sédiments géoarchéologiques
Analyses
14C, DNAa
Institution
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Date de la découverte
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Surface (m2)
320 m2
Date de début
16 mars 2020
Date de fin
17 novembre 2020
Méthode de datation
14C
Auteur.e
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Année de publication
2021
Époques
Moyen Âge, Empire romain
Type de site
habitat, funéraire (groupe de tombes indéterminé), funéraire (tombe)
Type d'intervention
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Mobilier archéologique
matériel organique, céramique, céramique (élément architectural (prélevé)), métal
Os
squelettes humains, ossement d'animaux isolés
Matériel botanique
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