LK 1091, 683 273/247 488. Höhe 428 m.
Datum der Grabung: 1.10.-5.11.2007.
Bibliographie zur Fundstelle: E. Vogt, Der Lindenhof in Zürich. Zwölf Jahrhunderte Stadtgeschichte auf Grund der Ausgrabungen 1937/38. Zürich 1948.

Geplante Notgrabung (Bau von Kandelabern, neue Strom- und Wasserleitungen).
Grösse der Grabung ca. 100 m².
Siedlung.

In der Planungsphase vertrat die Stadtarchäologie das Anliegen, die über die gesamte Lindenhofterrasse verteilten Bodeneingriffe, die mit den Bedürfnissen des Beleuchtungskonzeptes und des Baumschutzes abzustimmen waren, möglichst im Bereich von bereits tangierten Zonen (alte Grabungsflächen, Leitungen) zu situieren. Entsprechend konnten die in der Regel 80-90 cm tiefen Eingriffe in unberührte archäologische Substanz in Grenzen gehalten werden.
Eine interessante archäologische Fragestellung bot die Stelle unmittelbar nördlich des Lindenhofbrunnens, wo der Aushub auf eine bestehende Wasserleitung zu einem 2.4 m tiefen Schnitt abgetieft wurde. Er eröffnete die Möglichkeit zur Überprüfung von Befunden, die Emil Vogt 1937 im Südprofil seines Schnittes 30 dokumentiert hatte. Unser Nordprofil liegt parallel in einem Abstand von 2 m dazu (Abb. 49). Die Untersuchung ergab in Bezug auf die wichtigsten Steinbauphasen auf dem Lindenhof wertvolle Aufschlüsse. Die älteste gefasste Baustruktur ist der Rest einer unter Verwendung von Tuffstein-Spolien errichteten spätrömischen Mauer, die zu einem bisher unbekannten Gebäude gehört. Über Aufschüttungen folgt ein von der ottonisch-salischen Pfalzmaue durchschlagener, kompakter Mörtelboden, den bereits Emil Vog beobachtet und „merowingisch“ datiert hatte. Im Befund gut fassbar war die Ausbruchgrube eines annähernd Nord-Süd verlaufenden Fundamentes. Es trug gemäss der Interpretation Vogts die Ostmauer des karolingischen Pfalzgebäudes. Die Ausdehnung dieses Baus ist nach wie vor mit Fragen behaftet. Zwischen dem Mauerraub und dem Bau der nachfolgenden ottonisch-salischen Pfalz liessen sich im Befund keine Nutzungshorizonte ausmachen, was für die unmittelbare Abfolge dieser Vorgänge spricht. Der Grundriss der Pfalz des 10./11. Jh. ist durch Grabungen und geophysikalische Messungen weitgehend bekannt. Die Grabung erfasste an erwarteter Stelle einen gut erhaltenen Rest der Ostmauer. Das im Aufgehenden 85 cm breite Mauerwerk ist durch auch im Kern sehr gleichmässige Lagen aus teilweise überarbeiteten Lesesteinen gekennzeichnet. Auf dem zugehörigen Mörtelboden lag eine dünne Holzkohleschicht. Die aufliegenden Schutt- und Auffüllschichten stammen aus der Zeit nach dem Abbruch der 2. Pfalz im frühen 13. Jh.

Datierung: archäologisch. Römische Zeit; Früh- bis Hochmittelalter.
Stadtarchäologie Zürich, A. Motschi und P. Moser.