LK 1047, 2611 178/1267 692. Höhe 246.75-249.80m.
Datum der Grabung: Januar-August 2019.
Bibliografie zur Fundstelle: L. Berger, Die Ausgrabungen am Petersberg in Basel. Ein Beitrag zur Frühgeschichte Basels. Basel 1963; L. Berger, Nachlese zu den «Ausgrabungen am Petersberg in Basel». JbAB 2001, 2003, 151-174; S. Billo/S. Graber/G. Lassau et al., Der Petersberg - ein Viertel im Wandel der Zeit: Die Ausgrabung im kantonalen Verwaltungsgebäude Spiegelhof (UMIS). JbAB 2017, 2017, 78-115; S. Billo/S. Graber, 2017/45, Spiegelgasse 10-12 (UMIS). JbAB 2018, 2018, 55-57.
Geplante Notgrabung: Neubau Amt für Umwelt und Energie (AUE). Grösse der Grabung ca. 145.5 m².
Siedlung
Der Neubau für das Amt für Umwelt und Energie (AUE) des Kantons Basel-Stadt machte in unmittelbarer Nähe zum Spiegelhof (vgl. 2017/45, JbAS 2018) eine weitere Rettungsgrabung auf einer Fläche von rund 150 m² notwendig. Für das Leuchtturmprojekt in Bezug auf ressourcenschonendes, effizientes Bauen mussten die Häuser Spiegelgasse 11 und Spiegelgasse 15 abgerissen werden. Spiegelgasse 15 wurde bereits beim Bau Anfang des 20. Jh. so tief unterkellert, dass keine archäologischen Schichten erhalten blieben. Spiegelgasse 11 dagegen war nur wenig unterkellert, und beim Abschluss des Voraushubs kamen zahlreiche mittelalterliche Mauerfundamente sowie verfüllte Kellerräume zu Tage. Diese gehören zu den ehemaligen Häusern Schwanengasse 4 und Schwanengasse 6, welche um 1909 niedergelegt wurden. Die ehemalige Bebauung mit schmalen, tiefen Parzellen verläuft schräg zur heutigen, weswegen der Grabungsperimeter die zu Beginn des 20. Jh. abgebrochenen Häuser jeweils nur teilweise erfasste. Die mutmassliche Brandmauer zwischen Schwanengasse 4 (Haus zum Angen; Haus zur Blume) und Schwanengasse 6 (Haus zum Schiff) verläuft von der SO-Ecke zur NW-Ecke diagonal über die Grabungsfläche (Abb. 67). Diese beiden Häuser werden in historischen Quellen bereits ab der Mitte des 14. Jh. erwähnt. Eine Überraschung lieferte die Westmauer von Schwanengasse 6: Die äussere Mauerschale besteht aus sauber gefügten Bossenquadern. Diese Bautechnik ist für ein mittelalterliches Stadthaus ungewöhnlich und eher von Burgen, Wehrbauten und Wohn-/Adelstürmen bekannt. Erfreulicherweise kann ein Teil der Mauer erhalten und in den Neubau integriert werden. Die innere Mauerschale fehlt, und der Mauerkern wurde neuzeitlich verputzt. Der Boden des Kellerraums besteht aus quadratischen Tonplatten auf einem Mörtelbett. In der Verfüllung dieses Raums kamen mehrere ganze Glasflaschen aus dem 19. Jh. zutage. Die Fundamente der Steinmauern greifen grösstenteils in tiefer liegende, früh- und hochmittelalterliche Kulturschichten ein. Es konnten unter anderem eine Brandschicht, mehrere Lehmböden und einige Balkenreste dokumentiert werden. Aufgrund der Bodenreste und der Balken lassen sich Hausgrundrisse rekonstruieren, deren Fluchten meist mit denjenigen der Steinmauern übereinstimmen. Für diesen Teil der Talstadt kann somit von einer Kontinuität der Parzellenstruktur ausgegangen werden. Während bei der unmittelbar benachbarten Grabung am Petersberg (vgl. 2017/45; JbAS 2018) sehr deutlich Indizien auf Gerberei und Lederverarbeitung nachgewiesen werden konnten, muss die Frage nach möglichem Gewerbe für den Bereich des Neubaus AUE bis zur Auswertung offen bleiben. Einige Spinnwirtel, Webgewichte und Gniedel-/Glättsteine, sowie die Reste eines Fassbodens geben zu wenig eindeutige Hinweise. Zum Abschluss der Untersuchung kam in einer Mauerecke das Skelett eines neugeborenen Kindes zum Vorschein. Es konnten weder eine Grabgrube noch Grabbeigaben nachgewiesen werden, dennoch erscheint eine bewusste Niederlegung aufgrund der Knochenlage wahrscheinlich. Diese würde auch mit der These korrespondieren, dass Säuglinge bis mindestens zur Mitte des 9. Jh. regelhaft in Siedlungen bestattet werden konnten. Die Radiokarbondaten der Brandschicht, des Fassbodens und eines Holzbalkens weisen wie vermutet ins 8. bis 11. Jh. In der nun anstehenden Auswertung sollen weitere Erkenntnisse zur Entwicklung der Talstadt zwischen Petersberg und Birsigmündung gewonnen werden.
Archäologische Funde: Keramik, Baukeramik, Münzen, Eisen, Bronze, Glas, Holz, Stein.
Anthropologisches Material: ein Individuum (Neonatus).
Faunistisches Material: Tierknochen (überwiegend Schaf/Ziege). Probenentnahmen: Sediment (Makroreste), Mikromorphologie, Holz, Mörtel, C14.
Datierung: historisch; archäologisch, 3.-20. Jh.; C14, 8.-11. Jh.
ABBS, S. Billo.
Basel BS, Spiegelgasse 11
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Détail de la chronique
Commune
Basel
Canton
BS
Lieu-dit
Spiegelgasse 11
Coordonnées
E 2611178, N 1267692
Altitude
247 m
Numéro de site cantonal
--
Numéro d'intervention cantonal
--
Nouveau site
--
Prélèvements
bois/charbon de bois, restes botaniques, échantillons de sédiments géoarchéologiques
Analyses
14C, micromorphologie
Institution
--
Date de la découverte
--
Surface (m2)
5 m2
Date de début
01 janvier 2019
Date de fin
31 août 2019
Méthode de datation
14C, historique, archéologique
Auteur.e
--
Année de publication
2020
Époques
Époque moderne, Époque contemporaine, Moyen Âge
Type de site
habitat
Type d'intervention
fouille (fouille de sauvetage/préventive)
Mobilier archéologique
céramique (élément architectural (prélevé)), métal, verre
Os
ossement d'animaux isolés
Matériel botanique
bois/charbon de bois
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