LK 1067, 2611 660/1 260 390. Höhe 300 m.
Datum der Grabung: Oktober 2019 - Mai 2020.
Bibliografie zur Fundstelle: Marti, R. (2000) Zwischen Römerzeit und Mittelalter. Forschungen zur frühmittelalterlichen Siedlungsgeschichte der Nordwestschweiz (4.-10. Jh.). Archäologie und Museum 41, Bd. A, bes. 134-137. Bd. B, 223-229 Taf. 238-245. Liestal; Marti, R. (2004) „Luteo operi, sine quo tamen non transigetur“. Frühmittelalterliche Keramik im Spiegel gesellschaftlicher und kulturräumlicher Veränderungen in der Nordwestschweiz. In: Graenert, G./Marti, R./Motschi, A. et al. (Hrsg.) Hüben und drüben – Räume und Grenzen in der Archäologie des Frühmittelalters. Festschrift für Prof. Max Martin. Archäologie und Museum 48, 191-215. Liestal.
Geplante Notgrabung (Neubau Mehrfamilienhaus). Grösse der Grabung ca. 900 m².
Gräberfeld.
Die Existenz eines frühmittelalterlichen Gräberfelds im Rankhof am nordöstlichen Rand des Reinacher Dorfkerns ist seit der Zeit um 1910 bekannt. Die bisher umfangreichste Grabung führte Theodor Strübin 1969 während des Baus eines Einkaufszentrums durch, seither kamen in Leitungsgräben vereinzelte Gräber hinzu. Mit dem neu entdeckten Ausschnitt sind mittlerweile rund 40 Bestattungen eines ursprünglich sicherlich bedeutend grösseren Gräberfelds dokumentiert. Ein das Areal durchquerender römerzeitlicher Graben (evtl. Drainage, Parzellierung) zeigt, dass sich die Aktivitäten rund um den weiter westlich vermuteten Gutshof bis hierher erstreckten. Neu entdeckt wurden 16 Erdbestattungen und der Rest eines wohl spätbronzezeitlichen Brandgrabes. Zwei der Körpergräber – darunter ein mutmaßliches Kammergrab, das mit einem Kreisgraben eingefasst war – sind durch die jüngere Überbauung leider weitgehend vernichtet worden. Alle anderen Bestattungen sind ungestört und mehr oder weniger reich mit Beigaben ausgestattet. Da viele Funde im Block geborgen wurden und noch nicht freigelegt und konserviert sind, ist noch keine abschließende Übersicht möglich. Beim aktuellen Stand ist von zwei Frauen-, acht Männer- und vier Kindergräbern auszugehen. Vereinzelt fanden sich Hinweise auf hölzerne Grabeinbauten, darunter drei Kammergräber des Typs Morken (Gräber 11, 13 und 15). In mehreren Fällen verweisen die Positionen von Skeletten und Beigaben auf eine vormals erhöhte Lagerung auf einem Totenbett. Bemerkenswert ist insbesondere die reiche Ausstattung der Männergräber mit Waffen (Abb. 70). So sind neben den üblichen Saxen zwei Spathen, zwei Schilde, vier Lanzen sowie eine Franziska bezeugt. Diese Beigabensitte, zu der fast regelhaft ein Keramikgefäß sowie zweimal ein Glasbecher gehören, wirkt in der Region fremd und weist auf einen Migrationshintergrund der meisten der hier Bestatteten hin. Die Keramik lässt dabei am ehesten Verbindungen ins (nördliche) Oberrheintal erkennen. Seit rund 30 Jahren dokumentiert die Archäologie Baselland die im Untergrund vorzüglich erhaltenen früh- und hochmittelalterlichen Siedlungsspuren im Ortskern von Reinach, dem antiken Rinacum. In den Siedlungsabfällen zeigt sich zwischen 550 und 600 n. Chr. eine markante kurzfristige Zunahme von ortsfremdem Material. In den neu entdeckten Gräbern werden die damaligen Zuzüger nun erstmals direkt fassbar. Diese seltene Verbindung von Siedlungs- und Grabfunden in einer ereignisreichen Epoche, vor dem Hintergrund der Eingliederung der Region in den Herrschaftsbereich der fränkischen Merowinger, ist für die archäologische Forschung weit über die Region hinaus von Bedeutung.
Archäologische Funde: Lang- und Kurzschwerter, Lanzen, Schildbuckel, Franziska, Keramik- und Glasgefäße, Gürtelschnallen und -garnituren, kleine Scheibenfibel, Perlen, Kämme, Bruchband etc.
Anthropologisches Material: Skelettreste von 15 Erdbestattungen, 1 Brandgrab.
Faunistisches Material: Tierknochen (Grabbeigaben, unbearbeitet).
Probenentnahmen: aDNA, Blockbergungen (organisches Material, Leder, Textilien).
Datierung: archäologisch. Spätbronzezeit (?); Römerzeit; Frühmittelalter, Mitte 6. – frühes 7. Jh.
Archäologie Baselland, R. Marti.
Reinach BL, Baselstrasse
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Détail de la chronique
Commune
Reinach (BL)
Canton
BL
Lieu-dit
Baselstrasse
Coordonnées
E 2611660, N 1260390
Altitude
300 m
Numéro de site cantonal
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Numéro d'intervention cantonal
--
Nouveau site
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Prélèvements
autres
Analyses
DNAa
Institution
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Date de la découverte
--
Surface (m2)
900 m2
Date de début
octobre 2019
Date de fin
mai 2020
Méthode de datation
archéologique
Auteur.e
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Année de publication
2021
Époques
Moyen Âge
Type de site
funéraire (cimetière), funéraire (groupe de tombes indéterminé), funéraire (tombe)
Type d'intervention
fouille (fouille de sauvetage/préventive)
Mobilier archéologique
métal (armement), céramique (récipient), verre (récipient), métal (pièce d'habillement), métal (parure), matériel organique
Os
squelettes humains
Matériel botanique
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