LK 1134, 2725420 / 1221560. Höhe 430 m.
Datum der Grabung: 28.4.-14.9.2015.
Bibliografie zur Fundstelle: M.P. Schindler, Das 1388 zerstörte Alt-Weesen: eine archäologische Fundgrube. Mittelalter - Moyen Âge - Medioevo - Temp medieval 6, 2001, 1, 19-25; JbSGUF 87, 2004, 428f.; JbAS 90, 2007, 200; 91, 2008, 235f.; 91, 2008, 141-149; 96, 2013, 243; 97, 2014, 270 f.
Geplante Notgrabung (Grossüberbauung 7000 m²).
Grösse der Grabung 5800 m².
Siedlung.
Eine grossflächige Überbauung machte im Sommer 2015 erneut Ausgrabungen im Bereich der 1388 zerstörten Stadtwüstung Alt-Weesen SG nötig. Unmittelbar nördlich der 2013 geöffneten Fläche wurde dabei die Stadtbefestigung untersucht.
Der Stadtgraben war rund 3 m tief und 10-12 m breit. Die nördliche Grabengegenwand war mit einer Kontermauer verkleidet, die auf rund 40 m Länge untersucht wurde. Dabei liessen sich nicht weniger als sieben, durch Baufugen getrennte Mauerabschnitte (Baulose?) beobachten. Sie waren auch unterschiedlich tief fundiert. So lag die Fundamentunterkante beim westlichsten Mauerabschnitt (bezugnehmend auf das leicht ansteigende Gelände) rund 0.6 m höher als bei den Mauerteilen östlich davon. Offensichtlich hatten die mittelalterlichen Bauleute mit dem Hangwasser zu kämpfen. An mehreren Stellen zeigte die Kontermauerfront Versinterungen, verursacht durch Sickerwasser. Ein 8.3 m langer Mauerabschnitt scheint sogar einmal eingestürzt und neu aufgemauert worden zu sein, wobei die neu errichteten Reparaturstellen mit drei, rund 0.2 × 0.3 m grossen Öffnungen ausgestattet und mit einer Packung aus losen Steinen hinterfüllt wurden, zweifellos um das Hangwasser in den Stadtgraben abzuleiten.
Die Abfolge und Datierung der Bauphasen stellt sich nach derzeitigem Kenntnisstand wie folgt dar:
- Bauphase 1: Spätestens im ausgehenden 13. Jh. scheint die Stadt Alt-Weesen mit einer Mauer umwehrt gewesen zu sein (Schriftquelle 1288). Gleichzeitig muss ein erster Stadtgraben als einfacher Erdgraben angelegt worden sein.
- Im Laufe der Zeit wurden nördlich ausserhalb des Stadtgrabens grosse Mengen an Abfall deponiert, so dass sich mehrere, sehr fundreiche Abfallschichten ablagerten.
- Bauphase 2: In mehreren Abschnitten (Baulosen?) wurde die äussere Grabenwand des Stadtgrabens mit einer Kontermauer verkleidet. Letztere wurde teilweise direkt gegen die Grabenwand gestellt, auf grösseren Strecken jedoch frei (allerdings nur grabenseitig auf Sicht gesetzt) hochgezogen und hinterfüllt. Nach Aussage der Funde (ältere Abfallschichten, Hinterfüllungen) erfolgte dieser Ausbau erst um die Mitte oder in der 2. H. 14. Jh.
- Mindestens einmal wurde der Graben ausgeräumt und die Sohle um rund 0.3 m abgesenkt.
- Nach der Brandzerstörung der Stadt 1388 wurde die Stadtmauer geschleift. Der aufgelassene Graben wurde allmählich eingesedimentiert, blieb aber stellenweise noch bis ins 20. Jh. hinein als deutliche Rinne im Gelände sichtbar.
Völlig überraschend kam im Umfeld des im Frühjahr 2015 abgebrochenen Staadhauses ein älterer Vorgängerbau zum Vorschein. Der wohl im 17. Jh. errichtete Bau war mit seiner Südfassade direkt auf die mittelalterliche Kontermauer aufgesetzt worden. Beim (Um)Bau des Staadhauses im frühen 19. Jh. scheinen grosse Teile des Vorgängers übernommen worden zu sein.
Ebenfalls nicht erwartet kam eine rund 20 cm mächtige, römische Fundschicht zum Vorschein, die über weite Teile der fast 6000 m² grossen Baugrube in rund 5 m Tiefe angetroffen wurde. Da wegen der grossen Ausdehnung eine vollständige Flächengrabung ausgeschlossen war, wurde die Schicht maschinell freigelegt, systematisch mit dem Metalldetektor abgesucht und partiell von Hand gegraben, wobei u.a. 45 mehrheitlich spätantike Münzen geborgen wurden. Die Fundschicht darf sicherlich im Zusammenhang mit dem nur rund 50 m entfernten spätrömischen Kastell im Areal Rosengärten Parzelle 244 gesehen werden.
Archäologische Funde: Keramik, Knochen, Metall.
Faunistisches Material: Tierknochen, unbearbeitet
Probenentnahmen: Holzkohle-, Mörtel-, Sedimentproben, mikromorphologische Profilkolonnen.
Datierung: archäologisch; historisch. Wenige prähistorische Streufunde (u.a. keltischer Kaletedou-Quinar); 3./4. Jh.; 13./14. Jh. (vor 1388); 17. Jh.
Im Auftrag der KA SG: ProSpect GmbH, V. Homberger; KA SG, R. Meyer.
Weesen SG, Staad
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Details of the chronicle
Municipality
Weesen
Canton
SG
Location
Staad
Coordinates
E 2725420, N 1221560
Elevation
430 m
Site reference number
--
Cantonal intervention number
--
New site
--
Sampling
wood/charcoal, geoarchaeological sediment sample
analyses
micromorphology
Institution
--
Discovery date
--
Surface (m2)
7000 m2
Start date
28 April 2015
End date
14 September 2015
Dating method
storico, archaeological
Author
--
Publication year
2016
Period
Middle Ages, Early Modern period, Late Modern period
Site type
settlement
Type of intervention
excavation (rescue excavation)
Archaeological finds
ceramic, metal
bones
animal bones (dispersed)
Botanical material
wood/charcoal
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