LK 1047, 2611 961/1 267 090. Höhe 269.2 m.
Datum der Grabung: Beginn 1.6.2022, Grabung fortlaufend.
Bibliografie zur Fundstelle: Helmig, G./Matt, Ch. Ph. (2004) In der St. Alban-Vorstadt. Ein archäologisch-historischer Streifzug Archäologische Denkmäler in Basel 4. Basel; Baer, C. H. (1941) Die rechtlichen, kirchlichen und inneren Verhältnisse des Priorat St. Alban. Seit der Gründung 1083 bis zur Reformation. In: C. H Baer, Die Kunstdenkmäler des Kantons Basel-Stadt. Band 3: Die Kirchen, Klöster und Kapellen, 56-67. Basel.
Geplante Notgrabung (Ausbau des Fernwärmenetzes und Leitungssanierungen). Grösse der Grabung ca. 425 m²
Siedlung. Grab.

Der Ausbau des Basler Fernwärmenetzes sowie Leitungserneuerungen in der St. Alban-Vorstadt tangieren teilweise archäologisch intakte Bereiche. Die erste Etappe des mehrjährigen Projekts führte entlang der nördlichen und südlichen Häuserfront zwischen der Malzgasse im Osten und der Liegenschaft St. Alban-Vorstadt 30 in Westen. Im Vorfeld der Grabungen wurde aufgrund von Altgrabungen mit Befunden aus der römischen Zeit (Gräberfelder, Ausfallstrasse nach Augusta Raurica) und dem Mittelalter (Vorstadtbefestigung, alte Häuserfronten, Strassen, Hospitalfriedhof des Klosters St. Alban) bis in die Gegenwart gerechnet
Auf dem gesamten untersuchten Gelände wurde der anstehende Boden zu einem unbekannten Zeitpunkt gekappt. Dieser Eingriff ist im Kontext von Planierarbeiten des nach Norden, Süden und Westen abfallenden Geländes zu sehen.
Als älteste Funde wurden an verschiedenen Stellen bronzezeitliche Keramikfragmente geborgen, die jedoch nur in einem Fall einem Befund, einer in den anstehenden Boden eingetieften Grube, zugeordnet werden können. Entlang der Leitungstrassen konnten mindestens drei Strassenniveaus aus Mittel- und Grobkies nachgewiesen werden. Die älteste Strasse lag dabei direkt auf dem gekappten, anstehenden Untergrund. In der Nutzungsschicht dieser Strasse haben sich nicht nur Karrengeleise, sondern an einer Stelle auf einer Länge von 3 m auch rund 30 anthropogene Trittsiegel erhalten. Von den Trittsiegeln wurden in situ 3D-Modelle und Silikonabgüsse für weitere Untersuchungen hergestellt. Die fundleeren Strassen- und Nutzungsschichten sind bislang nicht datierbar. Die Resultate der C14-Proben sind noch ausstehend.
Vor dem Haus «Zum schönen Eck» konnte der Hospitalfriedhof des Klosters St. Alban auf ca. 5.5 m² untersucht werden. Der Friedhof wurde nach dem Brand des Hospitals um 1417 aufgegeben. Es liessen sich insgesamt sieben Bestattungen fassen, allerdings konnten nur drei Skelette mehr oder weniger vollständig geborgen werden. Bei diesen handelt es sich um geostete Körperbestattungen in Rückenlage. Die engen Grabgruben und die nahe am Körper liegenden Gliedmassen weisen auf die Verwendung von Leichentüchern hin. Um Rückschlüsse auf Krankheiten als Todesursache zu erhalten, wurden von den drei Individuen die ersten Molare als DNA-Proben sowie Sedimentproben der Darminhalte entnommen.
Im Norden der untersuchten Fläche konnte die strassenseitige Fassadenfront der im 14. Jh. errichteten Vorstadthäuser untersucht werden. Unterfangungen der ältesten Fundamente belegen, dass die strassenseitigen Innenräume zu einem nicht bestimmbaren Zeitpunkt unterkellert wurden. Zudem liessen sich mehrere von Norden anstossende Quermauern fassen, welche die Kellerräume unterteilen. Das Bodenniveau der Keller wurde nicht erreicht. Die Gebäude durchliefen bis zu ihrem Abbruch im 19. Jh. bis zu vier Umbauphasen.
Im Osten der untersuchten Fläche konnte mitten in der Malzgasse die 0.8 m breite Kontermauer der Vorstadtbefestigung auf 6 m Länge freigelegt werden. Der bisher vermutete Verlauf des Grabens und der Mauer bestätigte sich damit.
Rund 13 m östlich wurde ein 3.2 m langes und 0.7 m breit erhaltenes Fundament an der Sohle der Baugrube dokumentiert. Die Unterkante des Fundamentes wurde nicht erreicht. Aufgrund der Lage und der Beschaffenheit des Mauerwerks handelt es sich um die Überreste des sogenannten Vrydentores (später Bridentor). Die Arbeiten werden im nächsten Jahr fortgesetzt.

Archäologische Funde: Keramik, Glas, Metall, Schlacken.
Faunistisches Material: Tierknochen (unbestimmt).
Anthropologisches Material: 3 Skelette, 4 Teilskelette.
Probenentnahmen: Sedimentproben (Parasiten, Mikroreste), Zähne für aDNA, Mikromorphologie.
Datierung: archäologisch; historisch. Bronzezeit; Mittelalter; Neuzeit.
ABBS, E. Martin und B. Wyss.