LK 1070, 2658 260/1259110 (Mittelpunktkoordinate).
Höhe ca. 349.20 m (älteste römische Kulturschicht)
Datum der Grabung: 9.3.-29.5.2015 (2. Etappe).
Bibliografie zur Fundstelle: JbAS 98, 2015, 226 (mit älterer Literatur).
Geplante Notgrabung (2. Etappe). Gesamtgrösse der Grabung 2340 m²
canabae legionis. Grab.
Die im Herbst 2014 begonnene Notgrabung im Bereich der historischen Fluren Bachthalen und Steinacher wurde nach einer Winterpause im Frühjahr 2015 fortgesetzt und planmässig abgeschlossen. Im Mittelpunkt der Untersuchungen stand dabei die Frage nach allfälligen Befunden eines gallorömischen Tempelbezirks, der im Areal westlich der aktuellen Grabungsfläche bereits 2007/08 partiell freigelegt worden war (Bru.007.3). Wie bereits 2014, war 2015 zu konstatieren, dass antike Kulturschichten in der Regel nur schlecht erhalten und zudem durch zahlreiche moderne Störungen beeinträchtigt waren. Das Schicht- und Befundverständnis wurde überdies durch die komplexe geomorphologische Geschichte des Areals erschwert, da das heute weitgehend ebene und trockene Terrain in vorrömischer und römischer Zeit wesentlich coupierter und feuchter gewesen war. Auch nach Abschluss der zweiten Kampagne ist klar, dass das Areal in römischer Zeit nur extensiv genutzt worden war (Abb. 31).
Hinweise auf Wohnbauten (Streifenhäuser) oder Gewerbebetriebe (Töpfereien) fanden sich nicht. Mehrere Gruben mit Pferde- bzw. Maultierskeletten verweisen vielmehr auf eine «Grauzone» am Rande der römischen Siedlung, in welcher u.a. Kadaver verendeter Tiere entsorgt wurden. Wie erwartet, kamen im Westen der Grabungsfläche hingegen deutliche Hinweise auf eine bauliche Gestaltung des Areals zum Vorschein, das im fortgeschrittenen 1. Jh. offenbar als Kultbezirk von der erwähnten Siedlungsperipherie abgegrenzt wurde. Ein etwa N-S verlaufendes Gräbchensystem wurde, wie ein Sesterz des Traian von 98/99 n.Chr. aus der Verfüllung zeigt, frühestens gegen Ende des 1. Jh. n.Chr. aufgeben und durch eine gleichorientierte, leicht nach Westen versetzte Steinmauer ersetzt. Überraschenderweise setzten sich sowohl Gräbchen als auch jüngere Mauer nach einer Richtungsänderung weiter gegen Südosten fort, wo beide Befunde auf einer Länge von über 30 m verfolgt werden konnten. Der gesuchte Abschluss dieser als Umfassung zu deutenden Reste liegt vermutlich ausserhalb der Grabungsfläche von 2015. Zusammen mit weiteren, ähnlich orientierten Befunden – darunter zwei gemauerte Kanäle – aus älteren Grabungen des umliegenden Gebietes ergibt sich für die südwestliche Peripherie der römischen Zivilsiedlung von Vindonissa eine bislang unbekannte übergeordnete Vermessungsachse, deren Bezug zu einer Strasse erst noch herzustellen wäre.
Über die bereits 2014 beobachteten, über das gesamte Grabungsareal verteilten Gruben und Streufunde prähistorischer Zeitstellung hinaus wurden weitere Brand- und Hitzesteingruben beobachtet. Für diese zumeist fundfreien Befunde ergaben C14-Datierungen der holzkohlehaltigen Verfüllungen jeweils Werte innerhalb der späten Mittelbronzezeit (MAMS 25230-25232, 22235, 22236, 22239, zwischen 3023 ± 23 BP und 3151 ± 21 BP; 1444-1265 calBC). Eher unerwartet war hingegen die C14-Datierung für eine stark gestörte, beigabenlose Körperbestattung eines adulten Mannes, dessen Leichnam in gestreckter Rückenlage und mit NW-SO-Orientierung im 1. Jh. v.Chr. niedergelegt worden war (MAMS 25234, 2043 ± 25 BP; 90-0 calBC). Vorerst lässt sich lediglich ein einziger Fund der Grabungskampagne 2015, nämlich eine keltische Potinmünze vom Zürcher Typ, mit diesem Befund zeitlich in Verbindung bringen. Fassen wir hier, zusammen mit weiteren keltischen Münzen der Grabungen 2007/08 im gallorömischen Tempelbezirk, erste Hinweise auf einen älteren, spätkeltischen Vorgänger des fanum?
Archäologische Funde: Keramik, Münzen, Fibeln.
Anthropologisches Material: gestörte Körperbestattung.
Faunistisches Material: Skelette und Teilskelette von Equiden, wenige weitere Tierknochen.
Probenentnahmen: Holzkohleproben für C14-Datierung; Sedimentproben; mikromorphologische Proben.
Datierung: archäologisch. Bronzezeit; Römische Zeit (überwiegend 1. Jh. n.Chr.); Neuzeit. - C14. Späte Mittelbronzezeit; 1. Jh. v.Chr.; 1. Jh. n.Chr.
KA AG, J. Trumm.
Windisch AG, Steinackerstrasse
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Details of the chronicle
Municipality
Windisch
Canton
AG
Location
Steinackerstrasse
Coordinates
E 2658260, N 1259110
Elevation
349 m
Site reference number
--
Cantonal intervention number
--
New site
--
Sampling
wood/charcoal, geoarchaeological sediment sample
analyses
14C, micromorphology
Institution
--
Discovery date
--
Surface (m2)
2340 m2
Start date
09 March 2015
End date
29 May 2015
Dating method
14C, archaeological
Author
--
Publication year
2016
Period
Roman Empire, Bronze Age, Iron Age
Site type
settlement, funerary (tomb)
Type of intervention
excavation (rescue excavation)
Archaeological finds
ceramic, metal (coins/medals), metal (jewelry)
bones
human skeletons, animal skeletons, animal bones (dispersed)
Botanical material
wood/charcoal
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