LK 1135, 2755726/1218970. Höhe 604 m. Daten der Fundstellenbegehung und Neuvermessung: 19.12.2014; 27.4., 5.5. und 24.9.2015.
Bibliografie zur Fundstelle: A. Vetterli, Höhlen bei der «Brochne Burg». Höhlenpost Nr. 12, 1966, 22f.; E. Jochum Zimmermann, Procha Burg. In: M. Primas/Ph. Della Casa/E. Jochum Zimmermann et al., Wartau - Ur- und frühgeschichtliche Siedlungen und Brandopferplatz im Alpenrheintal (Kanton St. Gallen, Schweiz). II, Bronzezeit, Kupferzeit, Mesolithikum. 139-157. Zürich/Egg 2004; Th. Stehrenberger/Y. Weidmann/A. Baumeler, Die Obere Höhle «Procha Burg». Höhlenpost Nr. 148, 2016 (in Vorbereitung); Akten KA SG.
Ungeplante Notgrabung (illegale Grabungsaktivitäten). Größe der Grabung 4 m²
Kadaverhöhle (?).
Bei einer Fundstellenbegehung kurz vor Weihnachten 2014 stellten Mitarbeiter der Kantonsarchäologie in der Oberen Höhle «Procha Burg» illegale Grabungsaktivitäten fest. Bereits in den 1970er- und 1980er-Jahren hatten Privatpersonen in der Höhle unsachgemäß und undokumentiert die Skelettreste von angeblich mindestens 33 Personen geborgen. Das Ergebnis einer C14-Analyse (UZ-4473/ ETH-2334) eines Langknochens datiert eines der Individuen ins 4. Jtsd. v.Chr. Während der Höhlenbegehung 2014 wurde weiteres Knochenmaterial geborgen. Dies veranlasste die Kantonsarchäologie, die Fundstelle neu zu vermessen und ein geologisches Gutachten zur Höhle erstellen zu lassen.
In der Erstpublikation 2004 hatte E. Jochum Zimmermann die Höhle aufgrund der Skelettreste als Bestattungsort gedeutet. Diese Interpretation hält jedoch einer kritischen Prüfung nicht stand. So fehlt der eindeutige Nachweis regulär bestatteter Personen. Fotos aus den 1970er-Jahren wie auch Aussagen von Höhlenbesuchern zeigen, dass die menschlichen Knochen mehrheitlich zwischen Versturz bzw. Felsblöcken eingeklemmt waren und teilweise aus dem Deckenbereich stammen. Eine geologische Begehung der Fundstelle und der Umgebung im Jahr 2015 ergab, dass es sich bei der Oberen Höhle nicht um eine klassische Karsthöhle handelt, sondern um einen Porenhohlraum, entstanden durch einen Berg- bzw. Felssturz größeren Ausmaßes. Die Datierung dieses Ereignisses steht noch aus. Die menschlichen Knochen stammen mehrheitlich aus dem hintersten und unzugänglichsten Abschnitt der zufällig miteinander verbundenen Hohlräume. Knochen im Deckenversturz sprechen dafür, dass sie einst von oben in den hintersten Hohlraum gelangt waren - ob durch menschliche Aktivität, bleibt vorerst offen. Eine Spalte oder andere Öffnung im Gelände ist heute mit Ausnahme des bestehenden Eingangs allerdings nicht mehr nachzuweisen. Möglicherweise wurde ein weiterer Zugang oder eine Eingangsspalte durch Erdbebenaktivität verschlossen, jedenfalls gilt das Alpenrheintal als eine der Regionen in der Schweiz mit häufigen Erdbebenereignissen. Möglich wären auch Erdbewegungen im Rahmen des Burgenbaus.
Die Fundlage sowie der Höhlentyp werfen neue Fragen auf, die durch eine Neubearbeitung der Knochenfunde geklärt werden sollen. Im Rahmen eines Nationalfondsprojektes an der Universität Bern sind über C14-Datierungen der restlichen Individuen hinaus DNA- und Isotopenuntersuchungen geplant.
Anthropologisches Material: menschliche Streuknochen von drei Individuen (Bearbeitung durch Ch. Cooper, Landesarchäologie FL, Triesen); Neubearbeitung inkl. der Altfunde: I. Siebke, Institut für Rechtsmedizin, Abteilung Anthropologie, Universität Bern. Faunistisches Material: Tierknochen, unbearbeitet (Altfunde bearbeitet durch E. Jochum Zimmermann, Universität Zürich).
Datierung: C14. Probe Individuum Nr. 78/11: UZ-4473/ETH 2334,4770 ± 55 BP (3650-3370 BC, 95,4%, 2 sigma).
KA SG, Th. Stehrenberger und R. Meyer.
Wartau SG, Gretschins, Obere Höble Procha Burg
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Details of the chronicle
Municipality
Wartau
Canton
SG
Location
Gretschins, Obere Höble Procha Burg
Coordinates
E 2755726, N 1218970
Elevation
604 m
Site reference number
--
Cantonal intervention number
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New site
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Sampling
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analyses
14C
Institution
--
Discovery date
--
Surface (m2)
4 m2
Start date
19 December 2014
End date
24 September 2015
Dating method
14C
Author
--
Publication year
2016
Period
Neolithic
Site type
settlement (cave/abri)
Type of intervention
excavation (rescue excavation)
Archaeological finds
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bones
animal bones (dispersed)
Botanical material
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