LK 1091, 683 309/247 114. Höhe 407 m.
Datum der Grabung: 25.10.-10.11.2006.
Bibliographie zur Fundstelle: E. Vogt, Zur Geschichte des Fraumünsters in Zürich. ZAK 19, 1959, 133-163; R. Abegg/Ch. Barraud Wiener, Die Fraumünster-Abtei. Die Kunstdenkmäler des Kantons Zürich. Neue Ausgabe II.I, Die Stadt Zürich II.I, Altstadt links der Limmat, Sakralbauten, 25-137. Bern 2002.
Ungeplante Notgrabung (Fernleitung). Größe der Grabung ca. 62 m².
Ende Oktober 2006 entdeckte die Stadtarchäologie Zürich am Stadthausquai einen unangekündigten Leitungsbau. Im über 50 m langen und maximal 2,50 m tiefen Graben, der vom Stadthaus zum Chor der Fraumünsterkirche führte, wurden insgesamt 11 Mauern und 5 Gräber beobachtet, obwohl der Graben zum Zeitpunkt der Entdeckung bereits zur Hälfte ausgehoben und die Larsen gesetzt waren. Aufgrund dieses Umstands gestaltet sich die Interpretation der Befunde nicht ganz einfach, folgende Hypothesen sind gleichwohl möglich: Die Stratigraphie widerspiegelt die bewegte Geschichte, die der Platz hinter sich hat. Die Katasterpläne der vergangenen Jahrhunderte erlauben es, die neuzeitlichen Mauern den entsprechenden Gebäuden zuzurechnen. Für die älteren Mauerbefunde erwies sich teilweise der Vergleich mit den Grabungen von Heinrich Zeller-Werdmüller (Nikolauskapelle 1898) und insbesondere von Emil Vogt (Fraumünsterchor 1950er-Jahre) als sehr hilfreich.
Die ältesten Kulturschichten, die wir fassten, liegen direkt auf einer Schicht von Kalkknollen (seekreideähnliche Ablagerung) und datieren mit großer Wahrscheinlichkeit in die römische Zeit. Unmittelbar bei der Südostecke des Fraumünsterchors war eine Rollierung aus Bollensteinen zu beobachten, die wir als Fundation der darüberliegenden Mauern interpretieren. Aufgrund ihrer Machart und stratigraphischen Lage datieren wir sie ins Frühmittelalter. In welcher Verbindung sie funktional und feinchronologisch zu den karolingischen Bauphasen der Fraumünsterkirche resp. zu der um 1540 abgerissenen Nikolauskapelle südlich des Fraumünsterchors stehen, ist zur Zeit noch unklar. Fünf Gräber, die in die Schüttungen über der frühmittelalterlichen Mauer eingetieft waren, störten letztere teilweise. Sie gehören zur älteren Belegungsphase eines Friedhofs, der nach der Reformation aufgelassen und um 1608 in kleineren Ausmaßen (vielleicht anlässlich der Pestzüge) wieder eingerichtet worden ist. Über den karolingischen Mauern und mittelalterlichen Gräbern wurde um 1716-1717 der Musiksaal an die Südostecke des Fraumünsterchors angebaut. An zwei ca. 20 m auseinander liegenden Stellen fassten wir die Ostfassade dieses um 1898 abgerissenen Gebäudes. Weiter östlich Richtung Limmat waren weitere Mauern sowie an der Oberkante verfestigte Lehmschichten und ein Mörtelgussboden zu beobachten. Es handelt sich dabei möglicherweise um Überreste des städtischen Haber- oder Fruchtzollhauses, das Hans Leu d.Ä. 1497/1502 vermutlich auf seinem Altarbild dargestellt hat, oder aber um Überreste zum Vorgängerbau des Hofs der Äbtissin, der um 1506-1508 weiter westlich neu erbaut wurde. Eine Schwemmschicht mit zahlreichen Paternoster-Werkstücken zieht von der Limmat her an diese Befunde und an eine Uferkonsolidierung aus Bollensteinen heran und gibt uns einen Terminus ante quem im 14./15. Jh. Noch näher bei der Limmat war die Westansicht einer weiteren Mauer wohl neuzeitlichen Datums zu fassen; wir schreiben ihr zur Zeit eine Funktion als Quaimauer zu.
Anthropologisches Material: 4 Skelette, partiell geborgen.
Probenentnahmen: Profilkolonnen, Mörtel.
Archäologische Kleinfunde: u.a. Paternoster-Werkstücke (charakteristische Halbfabrikate aus der Herstellung der Perlen oder Ringe für Rosenkränze); Angster (Kleinmünze mit Zürcher Wappen, 16. Jh.).
Datierung: archäologisch. Römische Zeit; gesamtes Mittelalter; Neuzeit.
Stadtarchäologie Zürich, P. Ohnsorg und P. Moser.
Zürich ZH, Stadthausquai
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Details of the chronicle
Municipality
Zürich
Canton
ZH
Location
Stadthausquai
Coordinates
E 2683309, N 1247114
Elevation
407 m
Site reference number
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Cantonal intervention number
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New site
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Sampling
geoarchaeological sediment sample
analyses
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Institution
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Discovery date
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Surface (m2)
62 m2
Start date
25 October 2006
End date
10 November 2006
Dating method
archaeological
Author
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Publication year
2007
Period
Middle Ages, Roman Empire, Middle Ages
Site type
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Type of intervention
excavation (rescue excavation)
Archaeological finds
metal (jewelry), metal (coins/medals)
bones
human skeletons
Botanical material
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