LK 1133, 724160 / 221195. Höhe 419 m.
Datum der Untersuchung: 20.9.2011. Neue Fundstelle.
Bibliografie zur Fundstelle: J. Winteler, Über einen römischen Landweg am Walensee. Mit sprachgeschichtlichen Exkursen. Aarau 1894; Römischer Landweg am Walensee. Erwiderung auf die Dr. Haffter'sche Kritik. Aarau 1895; Über einen römischen Landweg am Walensee. III. Richtigstellungen und Ergänzungen. Aarau 1900; G. H. Legler, Bericht über die im Hofwiesengraben aufgefundenen Holzkonstruktionen. Jahrbuch des Historischen Vereins des Kantons Glarus, Heft 3, 1867, 9-12; J. Obrecht, Landig Pfähle. Unveröffentlichter Bericht über die Untersuchungen im Rahmen des Projektes Linth 2000, Hauptabteilung Kultur Glarus.
Bauüberwachung (Sanierungsprojekt «Linth 2000»; www.linthwerk.ch).
Straße.
Die bauliche Sanierung des Escher- und des Linthkanals (2009-13) wurde von Beginn an archäologisch begleitet. Zwei Ziele waren damit verbunden: 1. die Suche nach menschlichen Hinterlassenschaften, die vor den Bau der Kanäle (1807-16) datieren; 2. bauarchäologische Untersuchungen am Bauwerk selbst, um daraus Rückschlüsse auf dessen Bauvorgang und Konstruktion zu gewinnen.
Bei der Neugestaltung des Südufers im Kanalabschnitt Weesen-Ziegelbrücke wurde ein breiter Streifen mit dicht gesetzten Bollensteinen aufgedeckt, der leicht schräg auf den Kanal zuläuft. Darin steckten mehrere vermoderte Pfahlköpfe (Abb. 21). Zuerst deutete man die Relikte als Reste einer aus der Frühzeit des Kanalbaus stammenden Buhne. Beim Freilegen der Struktur mit Hilfe eines Baggers erwies sich diese erste These als falsch, denn unter der Deckschicht aus Bollensteinen lag eine gut 10 cm dicke Schicht aus Holzabfällen. Um Schwemmholz konnte es sich nicht handeln, denn mehrere Äste und Stecken wiesen unerodierte Gebrauchsspuren von Beilen oder Gerteln auf. Darunter folgte eine Schicht aus sauberem Kies, die auf dem dort überall vorhandenen lehmig-torfigen Untergrund lag.
Der vorerst zeitlich nicht einzuordnende Befund war derart komplex, dass wir ihn mit weiteren Baggerarbeiten unweigerlich zerstört hätten. Aus diesem Grund beschlossen wir, die Freilegungsarbeiten abzubrechen. Stattdessen dokumentierten wir die Situation so gut als möglich. Die Kosten einer geordneten archäologischen Untersuchung der Befunde hätte die uns im Rahmen des Projektes Linth 2000 zur Verfügung stehenden Mittel um ein Mehrfaches überschritten.
In der Folge maßen wir insgesamt 15 sichtbare Pfahlköpfe und einige liegende Hölzer ein. Anschließend gelang es, sieben Pfähle und ein Fragment mit Hilfe des Baggers auszuziehen. Die schlanken, sehr gut erhaltenen Hölzer waren außerordentlich schön zugespitzt und noch bis 2.30 m lang. Alle waren direkt über der Steinpackung abgefault. Das bedeutet, dass sie ab dieser Höhe mindestens zeitweise an der Luft gestanden haben müssen und deshalb verrotteten. Die ungleichen Längen der geborgenen Pfähle belegen, dass sie ursprünglich unterschiedlich tief in den Boden eingeschlagen waren.
Acht Hölzer wurden anschließend im Labor für Dendrochronologie der Stadt Zürich untersucht. Das Ermitteln der Schlagdaten erforderte zusätzlich eine C14-Datierung. Es zeigte sich, dass die Bäume um das Jahr 100 n. Chr. geschlagen wurden.
Die Funktion der Pfähle ist unklar. Vermutlich dienten sie dazu, den torfigen Untergrund tragfähiger zu machen. Die geborgenen Relikte sehen zwar alle gleich aus und bestehen mit einer Ausnahme (Esche) aus Eiche. Nach Ausweis der festgestellten Schlagdaten müssen sie aber über einen Zeitraum von mindestens 40 Jahren verteilt eingeschlagen worden sein.
Die vorhandenen Indizien sind deutliche Hinweise darauf, dass das Steinbett zu einem römerzeitlichen Straßenzug gehört hat. Die Anwesenheit der Römer in diesem Gebiet ist allein schon durch den kaum 300 m weit entfernten Wachturm auf dem Biberlikopf belegt; dessen Bau wird heute in das 2. Jahrzehnt v. Chr. datiert. Die in der Landig geborgenen Pfähle sind gut 100 Jahre jünger. Das Straßenstück könnte ein Abschnitt der Fernverbindung Zürich-Chur sein, der an dieser Stelle von der Verbindung Schänis-Weesen abgebogen ist, mit einer Brücke über die Maag führte und anschließend über die sogenannte Windengasse in Richtung Kerenzerberg verlief.
Probenentnahmen: Holz- und Dendroproben.
Datierung: dendrochronologisch. C14. ETH-44375: 1970 ± 25 BP, 1. Jh. n. Chr.
Im Auftrag der Hauptabteilung Kultur GL, J. Obrecht.
Glarus Nord GL, Niederurnen, Landig
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Details of the chronicle
Municipality
Glarus Nord
Canton
GL
Location
Niederurnen, Landig
Coordinates
E 2724160, N 1221195
Elevation
419 m
Site reference number
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Cantonal intervention number
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New site
Yes
Sampling
wood/charcoal
analyses
14C, dendrochronology
Institution
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Discovery date
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Surface (m2)
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Start date
20 September 2011
End date
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Dating method
14C, dendrochronological
Author
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Publication year
2013
Period
Roman Empire
Site type
infrastructure (transit systems)
Type of intervention
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Archaeological finds
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bones
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Botanical material
wood/charcoal
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