LK 1091, 678 580/253 255. Höhe 455 m.
Datum der Grabung: 10.3.-29.8.2014.
Bibliografie zur Fundstelle: JbAS 93, 2010, 254; 94, 2011, 242-244; 96, 2013, 212f.; 97, 2014, 242.
Geplante Notgrabung (Autobahnbau). Größe der Grabung 1450 m².
Siedlung. Gräber. Straßen.

Nach Grabungskampagnen in den Jahren 2009/10, 2012 und 2013 wurden die großflächigen Ausgrabungen im Bereich des geplanten Installationsplatzes für den Ausbau des Gubristtunnels in der Flur Girhalden 2014 fortgesetzt und Ende August definitiv abgeschlossen.
Die Untersuchungen konzentrierten sich auf zwei Areale, die bereits 2013 im Fokus gestanden hatten. Das eine, knapp 300 m² große, schloss östlich an das 2010 und 2013 untersuchte Gelände an, in dem man im Bereich einer ehemaligen Rinne u.a. spätbronzezeitliche und römische Siedlungsstrukturen und mindestens drei übereinanderliegende Kies-/Steinhorizonte - Reste ehemaliger Straßen - angeschnitten hatte.
Diese Horizonte wurden 2014 in der Fläche weiterverfolgt. Darunter kamen, neben weiteren spätbronzezeitlichen und römischen Strukturen, verschiedene Befunde zum Vorschein, die sich (noch) nicht sicher deuten lassen. Zum einen handelt es sich um eine rhomboide, 4 x 5,5 m große und rund 80 cm tiefe Grube, die mit größeren Steinen verfüllt war. Sie wies in der Nordostecke eine Art Zugang auf und war im Westen über einen ebenfalls mit Steinen verfüllten, 1,2 m breiten Graben mit einer zweiten rechteckigen, bereits 2013 angeschnittenen Struktur verbunden. Der ganze Befund, der in die römische Zeit zu datieren sein dürfte, erstreckte sich über eine Länge von über 15 m. Eine weitere Überraschung war eine annähernd runde (Durchmesser 3,5 m), im unteren Bereich etwa D-förmige, 4 x 4,6 m große Steinpackung, die nach Ausweis der wenigen Funde aus den darüberliegenden Schichten und dem zugehörigen Gehniveau am ehesten in die Mittelbronzezeit datieren dürfte. Die These, dass es sich um die Überreste einer mittelbronzezeitlichen Grablegung handeln könnte, ließ sich nicht erhärten.
Den zweiten Schwerpunkt bildete die rund 100 m weiter östlich bereits 2013 aufgedeckte Fläche, die nach Norden, Westen und Süden erweitert wurde. Die dort gefasste, in gerader Linie Richtung Hang ziehende Wegkofferung konnte schließlich über eine Distanz von mindestens 40 m verfolgt werden. Beidseits des rund 2,5 m breiten Wegs lagen insgesamt vier je 4-5,5 m lange und 1,5-2 m breite massive Fundamente. Es dürfte sich um Fundamente von römischen Grabdenkmälern handeln. Im unmittelbaren Umfeld zweier Fundamente kamen, neben dem bereits im letzten Jahr geborgenen römischen Brandgrab, vier weitere Brandgräber des späten 2./frühen 3. Jh. n.Chr. zum Vorschein.
Der Fund eines Sequaner-Potins weist allenfalls auf eine spätlatènezeitliche Nutzungsphase des Areals hin.
Von großer Bedeutung für die chronologische Abfolge der verschiedenen Straßenhorizonte, aber auch für das Erklären der schlechten Erhaltung der mutmaßlichen römischen Grabdenkmäler, ist ein schmaler Kiesweg, der von Nordwesten her zu den Fundamenten führte, den genannten römischen Weg querte und wohl weiter nach Osten zog. Im Kieskoffer waren im Abstand von rund 1,2 m (von Mitte zu Mitte gemessen) Fahrspuren deutlich eingedrückt. Stark korrodierte Eisenobjekte, die auf der Fahrbahn lagen, erwiesen sich in Röntgenaufnahmen als Teile von Hufeisen, sodass der Weg wohl mittelalterlich oder frühneuzeitlich ist. Es ist denkbar, dass in dieser Zeit die römischen Monumente zur Gewinnung von Bausteinen abgebrochen und die behauenen Steinquader über den freigelegten Weg abtransportiert worden waren.

Archäologische Funde: Keramik, Glas, Metall, Münzen.
Anthropologisches Material: kalzinierte Knochen.
Faunistisches Material: kalzinierte Knochen.
Probenentnahmen: C14, Bodenproben für Archäobotanik, Bodenproben für geoarchäologische Untersuchungen.
Datierung: archäologisch. Mittlere und späte Bronzezeit; LTD1; Römische Zeit; (Hoch-)Mittelalter.
K.A.Z.H., B. Horisberger und Ch. Winkel.