LK 1032, 2706785 / 1279710. Höhe 403 m.
Datum der Grabung: 4.-28.2.2019.
Bibliografie zur Fundstelle: M. Tiziani, Obere Stube, ehem. Kaufleuten-Zunfthaus. Oberstadt 7, 8260 Stein am Rhein. Winterthur 2013; Detailinventar IBID, 2012/3.
Geplante Notgrabung (Bodenabsenkung).
Grösse der Grabung ca. 18 m².
Siedlung.

An der Oberstadt 7 in Stein am Rhein steht das ehemalige Zunfthaus der Kaufleute. Bereits 1448 wird eine «Kauflüt trunkstub» erwähnt, doch ist unklar, wo diese lag. Die älteste erhaltene Bauinschrift im bestehenden Zunftgebäude ist die Jahreszahl 1496. Sie ist an einer Hausteinsäule im Erdgeschoss angebracht. Zu diesem Zeitpunkt hatte die gassenseitige Gebäudehälfte bereits die heutigen Dimensionen. Wie die archäologischen Untersuchungen in diesem Bereich zeigten, setzte die Bebauungsgeschichte auf der Parzelle aber bereits über 200 Jahre früher ein.
Auf die gekappte Oberkante des anstehenden Untergrundes wurde noch vor dem 14. Jh. eine bis 35 cm mächtige Planie aus Kies, Sand und Silt eingebracht. Sie dürfte der Schaffung eines stabilen Baugrunds gedient haben. Darüber lag der Lehmboden eines Holzgebäudes, welches sich noch nicht an der heutigen Gassenflucht orientierte, sondern etwas nach Norden abgedreht stand. Ein schmaler Graben begrenzte die Parzelle gegen Osten.
Nur wenig hinter dem Holzgebäude lag eine fast 2 m tiefe Vorratsgrube. Sie war mit einem Holzfass ausgesteift, von dem sich deutliche Abdrücke des Standringes und der Wandungen erhalten haben. In den noch erhaltenen Verfüllschichten des Fasses fanden sich viele Kerne von Trauben und Steinobst. Hinterfüllt war das Fass mit grossen Mengen Wand- und Ofenlehm mit Negativen von Becherkacheln, von denen ebenfalls einige Exemplare aufgefunden wurden.
Nach Aufgabe des Holzhauses und der sekundären Verfüllung der Vorratsgrube folgten zwei Steinbauphasen. Sie zeigen, wie das Gebäude mit jeder Veränderung grösser wurde und näher an die Gassenflucht heranrückte, bis es spätestens 1496 gassenbündig lag.

Archäologische Funde: Gefässkeramik, Ofenkeramik, Wand- und Ofenlehm, Glas, Eisen.
Faunistisches Material: Tierknochen, unbearbeitet.
Probenentnahmen: Botanik.
Datierung: archäologisch. Hochmittelalter bis 18. Jh.
KA SH, M. Bertschi.