LK 1207, 614 620/178 760. Höhe 593 m.
Datum der Grabung: Februar-Oktober 2013.
Bibliografie zur Fundstelle: P. Hofer, Die Stadtanlage von Thun. Burg und Stadt in vorzähringischer Zeit, 17-24. Thun 1981; J. Schweizer, Burgen im Bernischen Raum. In: R.C. Schwinges (Hrsg.) Berns mutige Zeit. Das 13. und 14. Jahrhundert neu entdeckt, 327-350. Bern 2003.
Geplante Notgrabung und -baudokumentation (Umnutzung und Sanierung von Schloss- und Gefängnistrakt). Grösse der Grabungen im Innenhof und auf der Geländeterrasse insgesamt 50 m².
Burg und Schloss.
Als weithin sichtbare Landmarke ragt der Schlossberg mit dem hochmittelalterlichen Donjon hoch über der Stadt Thun auf. Wahrscheinlich schon in vor- und frühgeschichtlicher Zeit, spätestens aber ab dem 12. Jh. war die markante Anhöhe mit ihren Gebäuden ein zentraler Platz im Oberland. Von dort aus konnte der Waren- und Personenverkehr auf der Aare und entlang der sie begleitenden Wegverbindungen kontrolliert werden.
Im Zuge der Sanierung und Umnutzung von Schloss Thun zu einem Hotel- und Tagungszentrum wurden im Schlosstrakt, im ehemaligen Gefängnis und im Innenhof baubegleitende Forschungen durchgeführt. Die Arbeiten werden 2014 fortgesetzt.
Bereits die Grabungen im Schlosshof von 1963 hatten vermuten lassen, dass dem hochmittelalterlichen Donjon (dendrodatiert 1197 bzw. 1199) eine großzügige Vorgängerbebauung in Stein vorausging, die kurz vor 1200, unter der Herrschaft Bertholds V. von Zähringen, neuen Gebäuden weichen musste. Die Ergebnisse der aktuellen Grabungen und Bauuntersuchungen bestätigen diese Einschätzung. Im untersten Abschnitt einer Kanalbaugrube im Innenhof wurde 2013 eine ältere Abbruchschicht dokumentiert. Sie reicht zurück vor den Bau des repräsentativen Donjons und der wahrscheinlich zeitgleich errichteten Ringmauer. Darüber zeichnet sich der Bauhorizont der Zeit um 1200 ab. Ein Vergleich verwendeter Mauermörtel belegt, dass sowohl für den Bau des Turmes als auch für die Wehrmauern ein mit Ziegelschrot gemagerter Kalkmörtel verwendet wurde. Der mit einem repräsentativen Saalgeschoss ausgestattete Turm war offenbar von Beginn an in eine größere Burganlage eingebunden.
Neben der Ringmauer ist ein massiver Wohnbau an der stadtseitigen Hangkante anzunehmen. Unter dem mittleren Trakt des heutigen frühneuzeitlichen Schlossbaus wurde tatsächlich ein älterer Mauerzug entdeckt. Datierung und Zuordnung des Fundaments sind noch nicht abschließend zu beurteilen. Die hervorgehobene Position auf der Südseite der Burg lässt aber kaum an einem Zusammenhang mit einem repräsentativen Bau, etwa einem Palas oder einer Kemenate, zweifeln. Die Burg, die seit 1384 als Sitz eines bernischen Landvogtes diente, wurde im 16. Jh. zum Schloss umgestaltet. Dendrodatierte Hölzer aus dem liegenden Dachgerüst des mittleren Gebäudeteils lassen darauf schließen, dass der Kernbau 1567 fertiggestellt war. Der zugehörige Saal im ersten Obergeschoss wurde bei den Sanierungen wiederentdeckt. Ausgestattet war er mit einer kammstrichverzierten Schiebbodendecke und einer zeitgemäßen bunten Fassung der Wände mit Rollwerkornamentik. Im 17. Jh. erhielt der Saal eine deutlich nüchternere Grisaillemalerei. Der südwestliche Eckbereich der Burg war vermutlich schon im Mittelalter durch einen Turm gesichert. Der heutige Bau geht allerdings erst auf mehrfache Umgestaltungen des 18. und 19. Jh. zurück. Eine Schlüssellochscharte am benachbarten Torturm lässt vermuten, dass dieser im 15. Jh. vor die Ringmauer gestellt wurde. Von der renaissancezeitlichen Ausstattung der Turmstube sind Malereien der Zeit um 1600 erhalten. Im Laufe des 17. und 18. Jh. wurde der Schlossbau durch Anbauten im Süden und Norden sowie Lauben auf der Hofseite ergänzt. Die Nutzung als Gefängnis, Regierungsstatthalteramt, Kreisgericht und kantonale Verwaltung haben dem historischen Baubestand im 19. und 20. Jh. schwer zugesetzt. Die aktuellen Sanierungsmaßnahmen konnten diese Eingriffe stellenweise korrigieren.
Archäologische Funde: Baukeramik (Abb. 51), Gefäßkeramik, Tierknochen, Leder, Verputz.
Probenentnahmen: Dendrochronologie, C14, Mörtel.
Datierung: archäologisch; bauarchäologisch; historisch; dendrochronologisch. 12.-19. Jh.
A D B, V. Herrmann
Thun BE, Schloss
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Details of the chronicle
Municipality
Thun
Canton
BE
Location
Schloss
Coordinates
E 2614620, N 1178760
Elevation
593 m
Site reference number
--
Cantonal intervention number
--
New site
--
Sampling
wood/charcoal, geoarchaeological sediment sample
analyses
14C, dendrochronology
Institution
--
Discovery date
--
Surface (m2)
50 m2
Start date
February 2013
End date
31 October 2013
Dating method
14C, dendrochronological, storico, archaeological
Author
--
Publication year
2014
Period
Middle Ages, Early Modern period, Late Modern period
Site type
settlement (Castle)
Type of intervention
excavation (rescue excavation)
Archaeological finds
ceramic (architectural element), ceramic (container), organic material (costume components), organic material (architectural element)
bones
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Botanical material
wood/charcoal