LK 1091, 683 415/247 548. Höhe 407 m.
Datum der Grabung: 21.3.-7.6. und 2.7.-29.8.2007.
Neue Fundstelle.
Geplante Notgrabung (Hausumbau). Grösse der Grabung ca. 116 m².
Siedlung.
Die Liegenschaft am Limmatquai 82 wurde 2007 vollständig umgebaut, was vor allem im Untergeschoss einen Einsatz der Stadtarchäologie notwendig machte. Das heutige Gebäude bestand ursprünglich aus drei Häusern, die in den schriftlichen Quellen alle bis in die Mitte des 14. Jh. zurückverfolgt werden können und – wie die Quellen belegen – bis in die Neuzeit in der Hand von Gerbern waren. Das limmatseitige und das mittlere Haus wurden im Jahr 1858 durch die Stadt erworben und zugunsten eines Neubaus durch den Zürcher Architekten Wilhelm Waser abgebrochen; das hintere, von der Limmat am weitesten entfernte Haus wurde erst 1904/05 zum Neubau geschlagen. Das Untergeschoss umfasste bis anhin nicht die gesamte heutige Gebäudefläche, sollte im Zuge des Umbaus von 2007 jedoch massgeblich erweitert werden. Eine Fläche von rund 17.5 m² konnte unter Schutz gestellt werden; in der Restfläche fanden archäologische Grabungen statt.
Dabei zeigte sich, dass die Fläche weit vor dem ersten schriftlichen Beleg bebaut war: Im heutigen hinteren Hausteil waren Mauern und Böden des mittleren und hinteren Vorgängerbaus zu beobachten. Dazu gehören Tonplattenböden aus der Neuzeit sowie Mauern und Lehmböden, die vermutlich bis ins 12. Jh. zurückreichen.
Unter diesen Befunden kam eine 60-70 cm dicke, homogene Schicht mit spärlichen Funden zum Vorschein, die wir dem Phänomen der frühmittelalterlichen, so genannt schwarzen Erde zurechnen. Darunter folgten mit kompakten Flusssedimenten bereits Zeugnisse einer älteren Uferlinie, die rund 32 m vom heutigen Limmatufer entfernt ist. Im Schwemmsediment eingetiefte Staketenlöcher können in die römische Zeit datiert werden; deren Funktion ist unbestimmt, denkbar wäre an dieser Lage ein Zusammenhang mit einer Uferverbauung und/oder Schwirren.
Im vorderen Hausteil kam eine mit Bossenquadern ausgestaltete Mauer zum Vorschein, die gleichzeitig als Fassade eines Gebäudes und als Ufermauer diente. Sie ist in ihrer Machart bereits von anderen Stellen in der Altstadt bekannt und vermutlich einer städtischen Planung zuzuschreiben („litus muratum“ beschrieben in einer Urkunde von 1274). Bis dato wurde diese Bossenquadermauer aus stilistischen Gründen ins 13. Jh. datiert, die neuesten Funde sprechen hingegen eher für eine Datierung ins 12. Jh. Nur wenig jünger als die Bossenquadermauer sind diverse, kurz aufeinander folgende Mörtel- und Lehmböden, die mit der Bossenquadermauer rechnen, und eine Erweiterung des mittelalterlichen Gebäudes gegen die Limmat hin darstellen. Der stetig sinkende Wasserspiegel von See und Limmat kam dem wachsenden Platzbedarf der mittelalterlichen Stadt entgegen: Hatte er sich in römischer Zeit noch bei fast 407 m ü.M. befunden, so sank er bis ins 13. Jh. auf einen Normalpegel von ca. 405.70 m ü.M. (heute: 405.95 m ü.M.).
Mit den Fundkomplexen aus den rund 12 Nutzungshorizonten zur Bossenquadermauer und dem Erweiterungsbau aus dem 12. Jh. liegen sehr gut stratifizierte Funde aus dem Hochmittelalter vor, von denen wir uns wichtige Erkenntnisse für die lokale Chronologie und Typologie erhoffen.
Organisches Material: Leder, botanische Makroreste, Tierknochen.
Probenentnahmen: Profilkolonnen, Mörtel, Schlämmproben, C14.
Datierung: archäologisch, historisch; römisch bis Neuzeit.
Stadtarchäologie Zürich, P. Moser und P. Ohnsorg.
Zürich ZH, Limmatquai 82
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Details of the chronicle
Municipality
Zürich
Canton
ZH
Location
Limmatquai 82
Coordinates
E 2683415, N 1247548
Elevation
407 m
Site reference number
--
Cantonal intervention number
--
New site
Yes
Sampling
archaeobiological sample, geoarchaeological sediment sample
analyses
14C
Institution
--
Discovery date
--
Surface (m2)
116 m2
Start date
21 March 2007
End date
29 August 2007
Dating method
14C, storico, archaeological
Author
--
Publication year
2008
Period
Middle Ages, Roman Empire
Site type
settlement
Type of intervention
excavation (rescue excavation)
Archaeological finds
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bones
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Botanical material
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