LK 1107, 616 730/234 710. Höhe 503 m. Datum der Nachuntersuchung: Herbst 2004; Frühjahr 2005. Bibliographie zur Fundstelle: F. Oswald/L. Schaefer/H. R. Sennhauser, Vorromanische Kirchenbauten. Veröffentlichungen des Zentralinstituts für Kunstgeschichte in München III, 240. München 1966; K. H. Flatt, Kirche Oberbipp. Oberbipp 1976; D. Gutscher, Oberbipp, archäologischer Rundgang unter der Kirche. Faltblatt ADB 2006 (www.be.ch/archaeologie).
Geplante Nachuntersuchung (Sanierung). Größe ca. 300 m². Römische Villa. Kirche. Grab.
Die unter der aktuellen Kirche von 1686 (Phase X) zugänglichen Grabungen von 1959 (H.R. Sennhauser) zeigten zusehends Schäden, was eine Sanierung erforderte. Ziel war zudem eine bessere Erschließung und Reprofilierung der archäologischen Relikte mit einem rund 70 m langen, kreuzungsfreien Parcours, der mit Unterstützung von Bund und Lotteriefonds realisiert wurde.
Die Befunde, die in einigen Punkten von den Erkenntnissen der Altgrabung abweichen, können wie folgt zusammengefasst werden (Abb. 44):
I Ältester Bauzeuge ist ein römischer Gutshof. Erhalten haben sich Grundmauern des Ost- und Nordflügels eines nach Süden gerichteten dreiflügligen Baus sowie geringe Partien eines Mörtelgussestrichs auf Kiesrollierung (Villa/Herrenhaus, 2./3. Jh. n. Chr.). Im Ostflügel befand sich ein Keller, zu dem eine westlich gelegene Rampe oder flache Treppe führte.
II Noch in römischer Zeit wurde der Keller teilweise aufgefüllt - erster Zeuge eines später evidenten Wasserproblems am Jurahang? - und erhielt eine Herd- oder Feuerstelle.
III In der frühchristlich-spätantiken Periode entstand ein im Grundriss annähernd quadratischer Anbau an den zumindest noch teilweise aufrecht stehenden römischen Ostflügel: ob er Begräbnisannex oder Mausoleum war, kann nicht entschieden werden, da die Abbruchschuttschicht in seinem Innern auch anlässlich der Nachuntersuchung nicht entfernt wurde.
IV Wohl in der 1. H. 8. Jh. erfolgte eine Ummantelung des Anbaus, der nun zum Chor einer ersten Kirche wird. Seine Nordwand enthält eine Arkosolnische (Grab); in seiner Achse wird ein bedeutendes (Stifter- oder Gründer-?) Grab angelegt (sog. Lazarusgrab). Das Kirchenschiff ist nur durch seine Innenbestattungen definiert, also eine sog. «Phantomkirche», deren Umfassungsmauern durch jüngere Bestattungen und Bauteile getilgt worden sind. Beigaben des 7. Jh.. Der Keller war nun verfüllt.
V Die zweite Kirche, d.h. der erste durch erhaltene Umfassungsmauern gesicherte Kirchenbau war zumindest dreiteilig, vielleicht dreischiffig (Basilika?), datiert wohl ins 8. oder 9. Jh. Ihr rechteckiger Hauptchor (keine Apsis!) war vom Vorgänger übernommen worden, nur das nördliche Seitenschiff endete in einer Apsis; der südliche Abschluss bleibt gänzlich unbekannt, die Südmauer muss außerhalb der heutigen Bauflucht gelegen haben, weil der romanische Nachfolger (VII) ältere Bestattungen schneidet.
VI Vermutlich nach einem Brand - um die Jahrtausendwende? mussten Teile der Kirche erneuert werden. Nachweisbar war der Ersatz der äußeren Mauerschale des Chorhauptes in Tuffquadermauerwerk.
VII Wohl ins 11./12. Jh. zu datieren ist die dritte Kirche, ein völliger Neubau als dreischiffige Basilika, nun mit mächtigen Pfeilern als Trennung der Schiffe. Westpartie des Mittelschiffes und Hauptapsis entstanden während der Weiterbenützung des Vorgängerbaus.
VIII Eine Erneuerung der südlichen Apsis sowie Sicherungsarbeiten bei den Pfeilern durch Einzug von mächtigen Spannmauern gehören wohl ins 14. Jh.
IX Im 15. Jh. erfolgte der Bau des heutigen Glockenturmes als axialer Eingangsturm. Wann an Stelle der südlichen Seitenapsis eine Sakristei entstand, lässt sich nicht mehr mit Sicherheit eruieren.
X 1686 entstand die heutige vierte Kirche (Abraham Dünz I) als weiträumiger Predigtsaal mit dreiseitig geschlossenem Chor. Die Fundamente der älteren Kirchenbauten wurden weitgehend weiter verwendet. 1892 wurde ein Zementboden eingezogen, der 1959-60 durch die aktuelle Betondecke ersetzt wurde.
Anthropologisches Material: 9 bislang nicht erfasste Aussenbestattungen zur zweiten Kirche.
Probenentnahmen: C14.
Datierung: archäologisch. 2./3.-20. Jh.
ADB, D. Gutscher
Oberbipp BE, Kirche
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Details of the chronicle
Municipality
Oberbipp
Canton
BE
Location
Kirche
Coordinates
E 2616730, N 1234710
Elevation
503 m
Site reference number
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Cantonal intervention number
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New site
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Sampling
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analyses
14C
Institution
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Discovery date
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Surface (m2)
300 m2
Start date
September 2004
End date
June 2005
Dating method
14C
Author
--
Publication year
2006
Period
Middle Ages
Site type
settlement (villa), cult/religious (religious building), cult/religious (sanctuary), funerary (tomb)
Type of intervention
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Archaeological finds
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bones
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Botanical material
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