LK 1236, 2763 334/1 164 383. Höhe 1364 m.
Datum der Grabung: 8.-12.6.2020, 11.6.2020.
Neue Fundstelle. Ungeplante Notgrabung (Werkleitungsgraben). Grösse der Grabung 174 m².
Gräber.

Bei der Erneuerung von Werkleitungsgräben in Parsonz wurde ein bislang unbekanntes Gräberfeld entdeckt. Zum Zeitpunkt der Meldung an den AD GR lagen von den 10-11 vom Bagger angeschnittenen Gräbern deren sieben fast vollständig zerstört vor. Sie waren nur noch durch ihre Grabgruben im Profil des Leitungsgrabens als solche erkennbar (Abb. 79).
Die anhand der weniger gestörten und in Folge freigelegten Gräbern dokumentierte Befundsituation lässt auf Einzelbestattungen schliessen, bei welchen die Verstorbenen in Rückenlage mit dem Kopf gegen Westen beigesetzt wurden. Die auf der Unterseite eines Skeletts erfassten Reste von Fichtenholz sind auf die Verwendung eines Totenbrettes oder eines Sarges zurückzuführen. Ein anderes Grab wies - möglicherweise als Indiz auf einen nicht mehr vorhandenen Sarg zu werten - eine trapezoid angeordnete Steinumrandung auf. Bei diesem Grab war auch die oberflächliche Markierung mit einem unbearbeiteten Bruchstein (30 × 23 cm) vorhanden, wodurch sich die Grabtiefe von nur gerade 50 cm konstatieren liess. Soweit nachvollziehbar, wiesen die Gräber keine Beigaben auf.
Die C14-Analyse an zwei Gräbern ergab eine frühmittelalterliche Datierung im Bereich von 661-775 n. Chr. Bei den fünf durch Viera Trancik Petitpierre (IAG, Bottmingen) anthropologisch untersuchten Individuen handelt es sich um vier Erwachsene (zwei weibliche, ein männlicher, einmal unbestimmt) sowie eine juvenile Person (Geschlecht unbestimmt). An den Knochen der fünf Individuen konnten verschiedene degenerative Erscheinungen, aber auch krankhafte Veränderungen festgestellt werden, die allesamt aber nicht zum Tod geführt haben. Da aufgrund der Baumassnahmen nur ein selektiver Ausschnitt des Gräberfeldes erfasst wurde, muss die Alters- und Geschlechtsverteilung der untersuchten Individuen als zufällig angesehen werden. Angeblich sollen bereits früher in der näheren Umgebung Bestattungen entdeckt worden sein (mündliche Mitteilung lokaler Gewährsperson, keine Dokumentation oder Meldung vorhanden), weshalb davon auszugehen ist, dass es sich hier um den Ausschnitt eines Gräberfeldes handelt, dessen Ausdehnung weitaus grösser und durch die bestehenden Hausbauten teilweise gestört worden sein dürfte. Da an den untersuchten Bereich noch unbebaute Flächen anschliessen, ist mit weiteren Grablegungen zu rechnen.
Das Gräberfeld liegt in einiger Entfernung zur katholischen Pfarrkirche und deren Vorgängerbau, umso mehr fällt dagegen die Nähe zum Burghügel Ruschenberg auf. Ein direkter Zusammenhang liess sich aber zwischen Burghügel und Gräberfeld nicht ausmachen, insbesondere da die Gräber ins Frühmittelalter datieren und die Burgstelle, soweit bekannt, hochmittelalterlich ist. Belege für eine ältere Siedlungstätigkeit finden sich im etwas tiefer und an der antiken Nord-Süd-Verbindungsstrasse gelegenen Riom. Hier stand ab dem 1. Jh. n. Chr. eine römische Mutatio. An deren Standort setzte sich die Siedlungstätigkeit bis ins Frühmittelalter fort. Im Jahr 840 soll sich gemäss schriftlichen Quellen ein karolingischer Königshof in Riom befunden haben, die auf dem östlichen Geländesporn gelegene und gut erhaltene Burg Riom dagegen ist hochmittelalterlich, erbaut im Jahr 1227.

Archäologische Funde: Fragment einer Handdrehmühle (Streufund), verschlackte, neuzeitliche Baukeramik (Grabverfüllung), Tierknochen (Grabverfüllung), nicht analysierte Tier- und menschliche Knochen (Streufunde), Holzkohle für C14-Beprobung, Holzprobe (Fichte) von Totenbrett oder Sarg.
Anthropologisches Material: Skelettreste von 5 Individuen.
Probenentnahmen: C14 (Menschliche Knochen und Holzkohle).
Datierung: archäologisch. Frühmittelalter. - C14. ETH-109565, 1301 ± 22 BP , 661-710 AD, cal. 2 sigma, 721-775 AD, cal. 2 sigma
ETH-109566, 1280 ± 23 BP, 666-776 AD, cal. 2 sigma
ETH-109567, 1282 ± 22 BP, 669-774 AD, cal. 2 sigma
ETH-109568, 1298 ± 22 BP , 662-775 AD, cal. 2 sigma.
AD GR, Y. Alther.