LK 1236, 2764 258/1 164 208. Höhe 1236 m.
Datum der Grabung: 7.7.-9.7.2021 (Sondierung), 9.9.-6.10.2021 (Flächengrabung).
Bibliografie zur Fundstelle: Rageth, J. (1979) Römische und prähistorische Funde von Riom. Bündner Monatsblatt 3/4, 49-123. Rageth, J. (2004) Römische Fundstellen Graubündens. Schriftenreihe des Rätischen Museums Chur 47.
Geplante Notgrabung (Neubau). Grösse der Grabung ca. 135 m². Siedlung.
Die bis dato unbebaute Parzelle 7153 an der Sot Gasetta in Riom liegt auf dem West-Ost verlaufenden, terrassierten Hang zwischen dem historischen Dorfkern und der Burg Riom. Die Terrassen wurden gut sichtbar auf historischen Luftaufnahmen - noch bis in die 1960er-Jahre landwirtschaftlich genutzt. Mit dem Bau der Sot Gasetta als neue Zufahrt wurden die Terrassen ab Anfang der 1970er-Jahre als Wohnquartier erschlossen. Diese Arbeiten sowie der Bau von zwei neuen Gebäuden wurden 1973 vom AD GR begleitet. Vorausgegangen waren Fundmeldungen von römischer Keramik, Ziegeln sowie Lavez und einer bronzenen Nauheimerfibel aus verschiedenen Baustellen westlich der Burg Riom. Gut 100 m nördlich des Bauperimeters liegt die bekannte Fundstelle Riom Cadra mit den Überresten einer römischen Raststätte/mutatio. Vor Baubeginn wurden die Hangfläche mittels Bodenradar prospektiert und zwei Sondierschnitte zur Abklärung der archäologischen Situation angelegt. Infolge des positiven Ergebnisses wurde der restliche Bauperimeter nach dem maschinellen Abtrag des Oberbodens flächig freigelegt. Dabei zeigte sich, dass der hoch anstehende Kies/Schotter terrassiert bzw. gegebenenfalls eine natürliche Hangstufe weiter ausgeformt worden war. Der entstandene Terrassenabsatz im Kies/Schotter wurde mit einer Trockenmauer hangseitig gefestigt. Konkretes Ziel für diese Terrasse scheint jedoch nicht die Schaffung von Landwirtschafts-, sondern von Baufläche gewesen zu sein.
Im Süden wurde unmittelbar auf dem terrassierten Gelände parallel zur Hangstützmauer ein wohl mindestens 3 × 4 m grosses Gebäude mit hölzernen Schwellbalken und Flechtwerkwänden mit Lehmbewurf errichtet. Davon zeugen die verbrannten Hölzer in der Südwestecke dieses Gebäudes und Hüttenlehmfragmente mit Rutenabdrücken. Zwischen Hangstützmauer und Schwellbalken fand sich ein mit lockerem Sediment und Steinen verfüllter Graben, der wohl als Drainage anzusprechen ist. Im Norden verweisen mehrere Pfostensetzungen und mögliche grössere Auflagesteine auf ein weiteres Gebäude, jedoch offenbar in anderer Bauart. Einzelne Gruben mit hitzebedingter Rötung könnten als Feuerstellen interpretiert werden. Ähnliche Verfärbungen fanden sich auch sonst flächig an der Oberkante des Kieses/Schotters. Die Gebäude wurden durch einen Brand zerstört. Ob dies erst nach ihrer Aufgabe geschah, worauf die nur spärlich vorhandenen Funde im Brandschutt hinweisen könnten, ist letztlich aber nicht sicher zu belegen. Das keramische Fundmaterial datiert in die Spätlatène- bis in frührömische Zeit. Aus dem Brandschutt konnten zwar einzelne Fragmente von gedrehten Lavezgefässen, aber keine Terra Sigillata geborgen werden Letztere fand sich dafür im darüber liegenden und partiell stark abtragenden Murgang. Ein Dendrodatum - ohne Waldkante - verweist für die Errichtung des Holzbaus im Süden in die Zeit nach 129 v. Chr. Die C14-Analyse eines verkohlten Ästchens aus einer Grube der nördlichen Gebäudestruktur sowie eines Tierknochens aus dem Brandschutt des Holzgebäudes im Süden bestätigt eine Siedlungstätigkeit im Bereich vom ausgehenden 2. Jh. v. Chr. bis in die 1. Hälfte des 1. Jh. n. Chr. Einzelne stratigrafisch jüngere Pfostensetzungen verweisen auf eine erneute, aber nur spärlich erhaltene Bebauung des Areals im frühen Mittelalter.
Archäologische Funde: Holzkohle, verbrannter Hüttenlehm, Keramikfragmente, Lavezfragmente, Ziegelfragmente, Metallfragmente, Plattenschlacken, Kupfererz.
Faunistisches Material: Tierknochen, Zähne und Mollusken.
Probenentnahmen: C14-Proben, dendrochronologische Proben (verbrannte Balkenfragmente).
Datierung: archäologisch; dendrochronologisch. Spätlatènezeit bis frührömische Zeit, nach 129 v. Chr. - C14. Spätlatènezeit bis frührömische Zeit (Ästchen: BE-17122.1.1, 2055 ± 26 BP, 154 BC-19 AD, cal. 2 sigma; Tierknochen: BE-17123.1.1, 2022 ± 25 BP, 94 BC-65 AD, cal. 2 sigma); Frühmittelalter (BE-17121.1.1, 1459 ± 26 BP, 570-648 AD, cal. 2 sigma).
AD GR, B. Heinzle.
Surses GR, Riom, Sot Gasetta
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Details of the chronicle
Municipality
Surses
Canton
GR
Location
Riom, Sot Gasetta
Coordinates
E 2764258, N 1164208
Elevation
1236 m
Site reference number
--
Cantonal intervention number
--
New site
--
Sampling
wood/charcoal
analyses
14C, dendrochronology
Institution
--
Discovery date
--
Surface (m2)
135 m2
Start date
07 July 2021
End date
06 October 2021
Dating method
14C, dendrochronological, archaeological
Author
--
Publication year
2022
Period
Iron Age, Roman Empire, Middle Ages
Site type
settlement
Type of intervention
excavation (rescue excavation)
Archaeological finds
organic material, ceramic, metal, stone
bones
animal bones (dispersed), other
Botanical material
wood/charcoal
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