LK 1070, 659 000/259 050. Höhe 360 m.
Datum der Grabung (4. Etappe): 27.2.-7.7.2006.
Bibliographie zur Fundstelle: J. Trumm, JbAS 89, 2006, 266-268 (mit älterer Lit.).
Geplante Notgrabung (Überbauung mit Appartement-Blöcken). Grösse der Grabung ca. 3000 m².
Legionslager.
Die 2003 begonnene Grabung im Süden des Legionslagers Vindonissa wurde 2006 fortgesetzt und nach vier Jahren planmässig abgeschlossen. Die Grabung konzentrierte sich im Berichtjahr auf die südliche Lagerbefestigung und die davor liegenden Spitzgräben.
Holzbauphasen: Bereits 2005 wurden Brandgräber entdeckt, die von Bauten der «schrägen» Holzbauphase geschnitten und später von der Lagermauer überdeckt werden. Die Grabung 2006 erbrachte weitere Bestattungen, sodass nun eine kleine Nekropole mit insgesamt 20 Brandgrubengräbern vorliegt. Im Allgemeinen lieferten die Gräber nur wenig Fundmaterial. Eine noch nicht restaurierte, im Block geborgene Bestattung jedoch enthält nach Ausweis des Röntgenbilds drei Fibeln vom Spätlatèneschema, darunter eine «geschweifte» Fibel Typ Almgren 18. Das Gräberfeld gehört möglicherweise zur befestigten keltischen Siedlung (oppidum) auf dem Windischer Sporn, deren westliche Befestigung nur ca. 170 m nordöstlich der jetzigen Fundstelle liegt. Die Tatsache, dass die Gräber bereits von den ältesten römischen Bauten tangiert und gestört werden, lässt auf einen Bruch zwischen spätkeltischer und frührömischer Besiedlung schliessen. Die Bauten der «schrägen» Holzbauphase setzen sich, wie bereits 2005 erkannt, südlich ausserhalb des späteren Legionslagers fort. Die mehrphasigen Befunde sind derzeit am ehesten als Mannschaftsbaracken eines Truppenlagers zu deuten.
Steinbauphasen: Detailliert untersucht wurde der westliche Turm des Südtors (porta praetoria) des Legionslagers. Das bereits 1921/22 teilweise freigelegte Tor weist ein sorgfältig gemauertes Fundament aus Handquadern auf, das vermutlich in einer offenen Baugrube erstellt wurde. Eine Besonderheit - so nur an den Toren von Vindonissa bekannt - stellen rechteckige Pfostennegative innerhalb des Fundamentes dar, die bis hinab auf die Baugrubensohle reichen. Die Pfosten dürften zum ursprünglichen Baukonzept der porta praetoria gehört und einstmals einen hölzernen Oberbau auf gemauertem Sockel getragen haben.
Spitzgräben: Die Untersuchung des mehrphasigen Spitzgraben-Systems wurde 2006 fortgesetzt und sedimentologisch begleitet (Ph. Rentzel, IPNA Basel). Anders als im letzten Bericht erwähnt, liess sich nunmehr nachweisen, dass der Doppel-Spitzgraben der "geraden" Holzbauphase (legio XIII) auch noch während der älteren Steinbauphase (legio XXI) offenstand. Später wurde er planmässig mit Abbruchmaterial der geschleiften Holz-Erde-Mauer verfüllt und darin dann ein einfacher Spitzgraben abgetieft. Detaillierte Schichtabträge erlauben es erstmals, diesen Vorgang zu datieren: Für die Verfüllung des älteren Doppel-Spitzgrabens ergibt sich ein münzdatierter terminus post quem von 72 n. Chr. Das bedeutet, dass die legio XI bei ihrer Ankunft in Vindonissa zunächst noch die bestehende Lagerumwehrung der abgezogenen legio XXI übernahm und erst später mit dem Bau von Lagermauer und einfachem Spitzgraben begann.
Ausblick: Die von 2003-2006 durchgeführte Grossgrabung in einem bislang kaum erforschten Areal des Legionslagers erbrachte bereits während der laufenden Feldarbeiten viele neue Aspekte. Die geplante Auswertung der grossen Datenmenge wird wichtige und weiterführende Erkenntnisse zur Geschichte Vindonissas von spätkeltischer bis spätrömischer Zeit liefern. Zeitgleich zur Ausgrabung ist die Realisierung der «Archäologiestätte via praetoria porta praetoria» vorangeschritten. Hier werden ab Herbst 2007 die römische Strasse und das südliche Lagertor erlebbar werden.
Anthropologisches Material: unbearbeitet.
Faunistisches Material: Tierknochen, teilweise bearbeitet; Mollusken.
Probenentnahmen: Erdproben; Sedimentproben; Holzproben; Mörtelproben; Makroreste.
Datierung: archäologisch. 1.Jh. v. Chr.-4.Jh. n. Chr.
KA AG, J. Trumm.
Windisch AG, Spillmannwiese
View the original PDF
Details of the chronicle
Municipality
Windisch
Canton
AG
Location
Spillmannwiese
Coordinates
E 2659000, N 1259050
Elevation
360 m
Site reference number
--
Cantonal intervention number
--
New site
--
Sampling
wood/charcoal, botanical remains, geoarchaeological sediment sample
analyses
--
Institution
--
Discovery date
--
Surface (m2)
3000 m2
Start date
27 February 2006
End date
07 July 2006
Dating method
archaeological
Author
--
Publication year
2007
Period
Roman Empire, Iron Age
Site type
settlement (military camp), funerary (tomb)
Type of intervention
excavation (rescue excavation)
Archaeological finds
--
bones
animal bones (dispersed), other
Botanical material
wood/charcoal
×