LK 1070, 2665 962/1 259 236. Höhe 355 m.
Datum der Grabung: 20.1.-3.8.2021
Bibliografie zur Fundstelle: Hemmerli, F. (1451/52) Tractatus de balneis naturalibus, Zürich. Transkription von R. Steiger in Badener Neujahrsblätter 47, 1972, 57f.; Münzel, U. (1949) Der Platz in den Grossen Bädern zu Baden. Neujahrsblatt der Apotheke Dr. U. Münzel in Baden für das Jahr 1949; Doppler, H. W. (2007) Die Münzfunde aus der Quelle «grosser heisser Stein» in Baden AG. Schweizerische Numismatische Rundschau 86, 91-116, Schaer, A. (2010) Das Dornröschen. Eine archäologische Bestandesaufnahme im Badener Bäderquartier. In: Ch. Ebnöther/R. Schatzmann (Hrsg.) Oleum non perdidit. Festschrift für Stefanie Martin-Kilcher zu ihrem 65. Geburtstag. Antiqua 47, 55. Basel; Schaer, A. (2021) Und plötzlich lag es vor uns! Das legendäre Verenabad wiederentdeckt. Badener Neujahrsblätter 96, 83-90; JbAS 104, 2021, 172 f.
Geplante Notgrabung/Begleitung Erneuerung Thermalwasserleitungssystem und Werkleitungen. Grösse der Grabung ca. 250 m² (dokumentiert Grabungsfläche mit ungestörten Befunden). Siedlung/Heilbad.
Die zweite Kampagne der baubegleitenden Untersuchungen im Bereich des Badener Kurplatzes umfasste die Dokumentation von Erdaufbrüchen im südlichen Teil des Platzes sowie in der Hörnligasse. Die dabei dokumentierten Befunde ergänzen die Beobachtungen des Vorjahrs.
Entlang der Westwand des St. Verenabades konnte dessen gut erhaltener mittelalterlicher Einsteigbereich dokumentiert werden: im Beckeninnern hatten sich ferner die Fundamente des von 1847 bis 1864 bestehenden, «Frauenbad» genannten Quellgebäudes erhalten. Ob ein schleifend zum Badebecken verlaufendes, alle mittelalterlichen- und neuzeitlichen Befunde schneidendes, einfaches Mauerfundament von der kurz vor Ende des Betriebs des Verenabades (1844) erbauten Einhausung stammt, konnte nicht schlüssig geklärt werden.
Mittels einer Sondage wurde die Nordostecke des Freibades im Hinblick auf die Markierung des Bades auf der Platzoberfläche genau lokalisiert. Dabei zeigte sich, dass das Becken wie auf historischen Darstellungen erkennbar nur wenige Meter vor der Westfassade des «Schweizerhofs» (bzw. des ehemaligen Gasthauses Raben) lag. Dies stärkt die Annahme, dass die Westfassade des «Schweizerhofs» bzw. «Raben» ebenfalls auf römischen Fundamenten gründet. Weiter konnte die Südmauer des sakralen Bezirks gefasst werden, diese Mauer bildet abschnittsweise die nördliche Kanalwange eines heute noch benutzten Abwasserkanals. An dieses Mauerwerk stiessen Platten des im Vorjahr dokumentierten Steinplattenbodens. Einer frühen Phase des sakralen Bezirks zuzuweisen ist die Holzfundamentierung eines Baus mit Apsis (Abb. 32). Da die Hölzer in situ belassen wurden, konnten keine Dendroproben entnommen werden; C14-Proben ergaben bemerkenswerterweise latènezeitliche Daten. Ob der Apsidenbau zu einer Brunnen- oder Badanlage gehörte, muss vorerst offenbleiben.
Einen weiteren Hinweis auf römische Badeanlagen im Bereich des seit 1421 belegten Hotels Blume geben eine mächtige, parallel zur heutigen Nordfassade der «Blume» verlaufende römische Mauer sowie die Reste eines kleinen Beckens unmittelbar vor dem heutigen Hoteleingang. Diese Befunde genauso wie seit dem Spätmittelalter verbriefte, jedoch vermutlich weitaus ältere Wasserrechte am Wasser des «Grossen Heissen Steins» könnten darauf hinweisen, dass sich auch im Bereich der «Blume» römische Thermalbäder befanden.
In der Hörnligasse konnten römische Mauerzüge und Reste eines Mörtelgussbodens dokumentiert werden, die zu mehrphasigen Bauten gehören. Die kleinflächigen Aufschlüsse erlaubten es aber kaum, grössere Zusammenhänge zu erkennen oder gar Bauten und Nutzungen zu rekonstruieren. Die Lage etwas oberhalb der Thermalquellen dürfte eher für Unterkünfte und andere Nutzungen sprechen, die keiner direkten Thermalwasserversorgung bedurften.
Das ausschliesslich aus Auflassungsschichten stammende Fundmaterial datiert schwergewichtig ins 1. und frühe 2. Jh. n. Chr. Erwähnenswert ist ferner massiver Schutt von opus caementitium in der Baugrube des Hotels Verenahof von 1845-1847.
In die römischen Auflassungsschichten eingetieft war eine Körperbestattung, die im Mittelalter beim Bau des Gasthauses Ochsen durchschlagen wurde. Die Lage der Bestattung mit den Füssen gegen Osten, der Grabbau mit lateralen Steinquadern zur Befestigung eines Sarges sowie die - zumindest im erhaltenen Bereich - fehlenden Beigaben deuten am ehesten auf eine frühmittelalterliche Zeitstellung des Grabes hin. Es handelt sich hierbei um den zweiten frühmittelalterlichen Grabfund im Bereich der Badener Bäder.
Archäologische Funde: Münzen, Keramik, hölzerne Bauteile.
Anthropologische Funde: menschliche Skeletreste.
Faunistisches Material: Tierknochen, unbestimmt.
Probenentnahmen: für C14 und Dendrochronologie.
Sonstiges: Architekturelemente.
Datierung: archäologisch, historisch. C14-Datierungen zur ungefähren chronologischen Absicherung: Zu Holzkohlen und Hölzern aus dem Bereich des zentralen Heiligtums und des Freibads: BE-15990, 1966 ± 23 BP, 6-120 AD, cal. 2 sigma; BE-15991, 2013 ± 23 BP, 51 BC-67 AD, cal. 2 sigma; BE-15992, 1952 ± 23 BP, 7-126 AD, cal. 2 sigma; BE-15993, 1974 ± 23 BP, 3-86 AD, cal. 2 sigma. Von Hölzern zu Subkonstruktion mit Apsis: BE-16201.1.2, 2193 ± 25 BP, 360-172 BC, cal. 2 sigma; BE-16202.1.2, 2161 ± 25 BP, 353-102 BC, cal. 2 sigma; BE-16714, 2205 ± 26 BP, 368-195 BC, cal. 2 sigma; BE-16715, 2159 ± 26 BP, 353-283 BC / 230-100 BC, cal. 2 sigma.
Andrea Schaer/Archaeokontor GmbH i. A. KAAG.
Baden AG, Kurplatz
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Details of the chronicle
Municipality
Baden
Canton
AG
Location
Kurplatz
Coordinates
E 2665962, N 1259236
Elevation
355 m
Site reference number
--
Cantonal intervention number
--
New site
--
Sampling
wood/charcoal
analyses
14C, dendrochronology
Institution
--
Discovery date
--
Surface (m2)
250 m2
Start date
20 January 2021
End date
03 August 2021
Dating method
14C, dendrochronological, storico, archaeological
Author
--
Publication year
2022
Period
Roman Empire, Middle Ages, Early Modern period, Late Modern period
Site type
settlement
Type of intervention
excavation (rescue excavation)
Archaeological finds
metal (coins/medals), ceramic, organic material (architectural element)
bones
animal bones (dispersed)
Botanical material
wood/charcoal
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