LK 1131, 674 940/ 228380. Höhe 395 m.
Datum der Grabung: 13.8.-19.11.2003.
Bibliografie zur Fundstelle: M. Senn, Tugium 17, 2001, 91-98.
Geplante Notgrabung (Projekt Fabrikhallen). Grösse der Grabung 576 m².
Mühle, Schmiede.
Im Jahre 1944 wurde in Hagendorn beim Anlegen von Entwässerungsgräben im Rahmen der sog. «Anbauschlacht» die Reste einer römischen Mühle entdeckt. Der Fund war bedeutend, galt die Fundstelle doch bis vor wenigen Jahren als die einzige archäologisch nachgewiesene römische Mühle nördlich der Alpen. Bei der damaligen Grabung kamen gut erhaltene Bauteile von drei hölzernen Wasserrädern und der Grundriss eines Gebäudes zum Vorschein. Zudem wurden zahlreiche Kleinfunde ausgegraben, darunter einige Spitzenstücke wie ein Silberlöffel, eine Schlangenfadenglasflasche und der Griff eines Klappmessers mit der Darstellung eines Hirten, der ein Lamm trägt.
Die für das 2004 geplante Erweiterung einer Fabrikhalle reicht bis in den bekannten Fundbereich. Deshalb führt die Kantonsarchäologie seit Anfang August 2003 Abklärungen durch. In den mit Baumaschinen ausgehobenen Sondiergräben präsentierte sich ein zwiespältiges Bild. Einerseits scheint die Ausdehnung der Fundzone wesentlich grösser zu sein als die 1944/45 untersuchte Fläche. Andererseits waren die aufgefundenen Hölzer in einem sehr schlechten Zustand; die Entwässerung des Areals scheint in den letzten 60 Jahren zu einem massiven Abbau der noch im Boden verbliebenen Hölzer geführt zu haben. In Anbetracht der grossen wissenschaftlichen Bedeutung der Fundstelle hat die Kantonsarchäologie beschlossen, nicht nur den unmittelbar durch den Fabrikneubau bedrohten Teil, sondern die gesamte Fundstelle auszugraben. Wenn die Archäologie jetzt nicht handelt, werden die fragilen Holzfunde für immer verloren sein. Im Rahmen der laufenden Grabung wurde der bereits im Jahre 1944/45 angeschnittene Graben erneut lokalisiert. Hierbei scheint es sich um einen natürlichen Seitenarm der Lorze oder um einen künstlich angelegten Kanal zu handeln, an dem die hölzernen Wasserräder standen. Die neuen Ausgrabungen haben nun bereits regelmässig gesetzte, massive, rechteckige Eichenpfähle ergeben. Grosse Mengen an Dachziegelfragmenten, einzelne Mörtelbruchstücke und möglicherweise Wasserwehrkonstruktionen lassen darauf hoffen, dass bald genauere Angaben zum Zweck und Aussehen der Anlagen vorliegen.
Wie schon 1944/45 kamen grössere Mengen an Eisenschlacke zum Vorschein. Ein Eisenschmied muss also in unmittelbarer Nähe sein Gewerbe betrieben haben. Dies unterstützt die Vermutung, dass bei der «Mühle von Hagendorn» nicht nur Getreide gemahlen wurde, sondern auch andere handwerkliche Tätigkeiten ausgeübt wurden. Zahlreiche Buntmetallfunde weisen z. B. jetzt auf einen Bronzeschmied hin.
In einer ersten Etappe wurde bis Mitte November der vom geplanten Bauvorhaben unmittelbar bedrohte Teil der Fundstelle untersucht, so dass der Neubau planmässig im kommenden Jahr realisiert werden kann. Während der Wintermonate mit gefrorenem Boden ruht die Grabung. In dieser Zeit werden die zahlreichen Funde gereinigt, beschriftet und katalogisiert und die umfangreiche Grabungsdokumentation (Beschreibungen, Pläne, Fotos) archivgerecht aufgearbeitet. Ab dem nächsten Frühjahr wird die zweite Grabungsetappe folgen.
Probenentnahmen: Mikromorphologie; Dendrochronologie; Archäobotanik.
Datierung: archäologisch.
K A Z G, S. Hochuli, G. Schaeren, J. Weiss und B. Lüdin.
Cham ZG, Hagendorn
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Details of the chronicle
Municipality
Cham
Canton
ZG
Location
Hagendorn
Coordinates
E 2674940, N 1228380
Elevation
395 m
Site reference number
--
Cantonal intervention number
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New site
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Sampling
wood/charcoal, botanical remains, geoarchaeological sediment sample
analyses
dendrochronology, micromorphology
Institution
--
Discovery date
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Surface (m2)
576 m2
Start date
13 August 2003
End date
19 November 2003
Dating method
dendrochronological, archaeological
Author
--
Publication year
2004
Period
Roman Empire
Site type
craft/industrial (factory)
Type of intervention
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Archaeological finds
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bones
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Botanical material
wood/charcoal, other
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