LK 1112, 2704180 / 1232710. Höhe 408 m.
Datum der Grabung: 2.3.-24.6.2016; Baubegleitung an einzelnen Tagen bis November 2016.
Bibliografie zur Fundstelle: R. Ackermann, Der römische Vicus von Kempraten, Rapperswil-Jona. Neubetrachtung anhand der Ausgrabungen Fluhstrasse 6-10 (2005-2006). Archäologie im Kanton St. Gallen 1, St. Gallen 2013; JbAS 92, 2009, 307f.; 98, 2015, 221f.; 99, 2016, 206.
Geplante Rettungsgrabung (Ersatzneubauprojekt).
Grösse der Grabung 280 m².
Siedlung.

Bereits im Jahr 2015 war auf dem betreffenden Grundstück eine durch ein Bauprojekt ausgelöste Rettungsgrabung im Vicusbereich von Kempraten durchgeführt worden. Das fehlerhafte Abstecken der Baugrube durch die Bauleitung löste im Frühling eine Nachgrabung aus. Dabei wurden die 2015 erzielten Ergebnisse (JbAS 99, 2016, 206) um wichtige Erkenntnisse ergänzt. Der in römischer Zeit verfüllte Bachlauf im Norden der Grabungsfläche wurde nun über weite Strecken in seiner gesamten Breite erfasst. An der nordöstlichen Grabungsgrenze wurden Reste eines Kanals dokumentiert, welcher das Bachwasser gegen Nordwesten umgelenkt hatte. Am Nordufer des Bachlaufs und leicht in dessen Senke hineinreichend stand ein zumindest teilweise abgehobener Pfostenbau. Er wurde errichtet, als hier noch Wasser floss und dürfte mit dessen Nutzung in Zusammenhang stehen. Eine erhöhte Konzentration an Mühlsteinfragmenten sowie ein mittig in das Bachbett eingeschlagener Pfahl weisen auf eine kleine Wassermühle hin. Über dem Gebäude liegende, datierbare Verfüllungen lassen vermuten, dass das Gebäude spätestens in flavischer Zeit aufgegeben wurde.
Im selben Bereich kam ein weiterer Brennofen zum Vorschein. Er weist einen rechteckigen Brennraum mit Aussenmassen von 2.6 x 4 m auf und war aus Sandsteinen sowie Ziegeln aufgebaut. Die nicht mehr in situ erhaltene Lochtenne bestand aus Ziegeln und wurde wohl als falsches Gewölbe konstruiert. Gestützt wurde sie durch zehn in die Ofenwand verbaute Quermauern. Form und Grösse der Anlage sprechen dafür, dass sie zum Brennen von Baukeramik genutzt wurde.
Beim Waschen des Fundmaterials aus einem 2015 ausgegrabenen Töpferofen kam ein weiteres Fragment einer Formschüssel Drag. 37 zutage. Es stammt wohl von derselben Formschüssel wie die zwei bereits im Vorjahr erkannten Stücke (JbAS 99, 2016, 206).
Die bereits bekannten früh-/hochmittelalterlichen Befunde der letztjährigen Grabungskampagne sowie jene der Nachbarparzelle konnten um ein weiteres Grubenhaus ergänzt werden. Das spärliche Fundmaterial ermöglicht bislang keine präzisere Datierung.

Archäologische Funde: Keramik, Lavez, Metallfunde, Münzen, Glas.
Faunistisches Material: Tierknochen, unbearbeitet; Geweih.
Probenentnahmen: Mikromorphologie, Archäobotanik, C14, unbearbeitet.
Datierung: archäologisch; numismatisch. 1.-3. Jh.; 7.-12. Jh.
KA SG, R. Ackermann und J. Nyffeler.