LK 1131, 682 188/227 556. Höhe 440 m.
Grabungsdauer: 3.7.-4.10.2001.
Neue Fundstelle.
Geplante Notgrabung (Hausbau). Grösse der Grabung 1300 m². Siedlung.
Die Realisierung zweier Neubauten im Baarer Dorfzentrum eröffnete der Kantonsarchäologie die Möglichkeit, eine Fläche von über 1300 m² archäologisch zu untersuchen (s. auch Baar, Dorfstrasse 42).
Die in den Hinterhofarealen der Liegenschaften Dorfstrasse 38 und 40 durchgeführten Arbeiten erbrachten den Nachweis einer frühmittelalterlichen Siedlung in unmittelbarer Nähe eines im 7. Jh. n. Chr. angelegten Gräberfeldes, welches 1998 in Teilen ergraben worden war (JbSGUF 82, 1999, 303; St. Hochuli [unter Mitarbeit von Andreas Cueni und Beat Horisberger], Tugium 15, 1999, 99-113).
Vereinzelt aus tiefer liegenden Schichten geborgenes bronze- sowie eisenzeitliches Keramikmaterial zeugte von der Anwesenheit des Menschen in urgeschichtlicher Zeit. Ein grossflächiges Ergraben der prähistorischen Fundschichten unterblieb aus Zeitgründen, weshalb keine Siedlungsbefunde vorliegen.
Die frühmittelalterlichen Siedlungsstrukturen konzentrierten sich in einer natürlichen Senke am Rand des ausgedehnten Lorze-Schwemmgebietes und deckten eine Fläche von insgesamt etwa 300 m² ab.
Aus der Vielzahl von Grubenbefunden liessen sich mehrere in Pfostenbauweise errichtete, in ihren Grundrissen aber unvollständige Gebäude rekonstruieren. Mindestens in einem Fall scheint nach Ausweis einer im Gebäudeinnern befindlichen Herdstelle ein Wohnhaus vorzuliegen.
Eine 3,3 × 3 m grosse quadratische Grube ist als Rest eines Grubenhauses zu deuten. Die in den Grubenecken vorhandenen Löcher dienten der Verankerung stehender Pfosten, auf welchen die Dachkonstruktion ruhte. Der kleine, etwa 30 cm tief in den Boden eingelassene Bau dürfte weniger zu Wohnzwecken als vielmehr zur Ausübung eines Handwerks genutzt worden sein. Bei zwei weiteren rechteckigen, flachsohligen Gruben von 11-12 m² Grundfläche wäre eine Grubenhausfunktion durchaus denkbar. Beiden Gruben konnten jedoch keine baulichen Strukturen zugeordnet werden, die eine nähere funktionale Bestimmung erlaubt hätten.
Die ursprüngliche Siedlungsoberfläche hat sich nur in wenigen Resten erhalten. Einige Feuerstellen, grubenähnliche Vertiefungen und Steinsetzungen waren Zeugnisse menschlicher Aktivitäten. Eine stark kiesige Erdschicht im Bereich eines möglichen Werkplatzes könnte als Nutzungshorizont gedient haben. In ihr wurde eine frühmittelalterliche Bronzenadel gefunden, welche einen ersten Datierungshinweis lieferte.
Nach dem Verlassen dieser ältesten archäologisch fassbaren Siedlung war der einstige Siedlungsplatz offenbar für Jahrhunderte der Natur überlassen. Davon zeugte eine bis 50 cm mächtige Lehmschicht über den frühmittelalterlichen Strukturen, wie sie am Grund stehender oder langsam fliessender Gewässer als Ablagerung entsteht.
Zu einem nicht bestimmbaren Zeitpunkt wurden auf die Lehmschicht zwei wallähnliche Anlagen aus lose geschichteten Steinen gesetzt. An der Basis rund 0,8-1,2 m breit, haben sich die Steinanhäufungen stellenweise bis 40 cm hoch erhalten.
Sie verliefen parallel nebeneinander in südwest-nordöstlicher Richtung (entsprechend der Fliessrichtung der Lorze) und waren über eine Länge von 35 m hinweg zu verfolgen. Eine Fortsetzung ausserhalb des Grabungsgeländes ist anzunehmen. Die aussergewöhnliche Länge der Steinkonstruktion und ihre Lage in einem von Überschwemmungen heimgesuchten Gebiet könnten auf eine Dammanlage schliessen lassen.
Überdeckt wurden diese vielleicht mittelalterlichen Anlagen von einem mindestens 30-40 cm dicken humosen Schichtpaket, welches eine nachfolgende Nutzung des Geländes als Garten, Acker oder Weideplatz für Nutztiere anzeigt.
Spätestens seit dem Spätmittelalter wurde das Gelände durch verschiedene Baumassnahmen allmählich erschlossen, vielleicht einhergehend mit einer Parzellierung des Baugrundes: Zaunkonstruktionen, Umfassungsmauern, kleine Holz- oder Steingebäude, Sodbrunnen, Werk-, Abfall- und Latrinengruben prägten bis ins 19. Jh. das Hinterhofbild der Liegenschaft Dorfstrasse 38. Erst zu Beginn des 20. Jh. wurde das Areal mit der Entstehung eines Schlachthofes grossflächig überbaut.
Datierung: archäologisch; C14. Prähistorisch; Frühmittelalter; Mittelalter; Neuzeit.
KA ZG, K. Weber und St. Hochuli.
Baar ZG, Dorfstrasse 38/40
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Details of the chronicle
Municipality
Baar
Canton
ZG
Location
Dorfstrasse 38/40
Coordinates
E 2682188, N 1227556
Elevation
440 m
Site reference number
--
Cantonal intervention number
--
New site
Yes
Sampling
--
analyses
14C
Institution
--
Discovery date
--
Surface (m2)
1300 m2
Start date
03 July 2001
End date
04 October 2001
Dating method
14C, archaeological
Author
--
Publication year
2002
Period
Middle Ages, Roman Empire, Bronze Age, Iron Age
Site type
settlement
Type of intervention
excavation (rescue excavation)
Archaeological finds
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bones
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Botanical material
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