LK 1047, 2611530/1267218. Höhe 267.50-269.60 m.
Datum der Grabung: Januar-November 2017.
Bibliografie zur Fundstelle: Y. Hecht, Die Ausgrabungen auf dem Basler Münsterhügel an der Rittergasse 4. Materialhefte zur Archäologie in Basel 16. Basel 1998; M. Asal, Basilia - Das spätantike Basel. Untersuchungen zur spätrömischen und frühmittelalterlichen Siedlungsgeschichte. Die Grabung Martinsgasse 6+8 (2004/1) und weitere Grabungen im Nordteil des Münsterhügels. Materialhefte zur Archäologie in Basel 24. Basel 2017; JberABBS 2017 (im Druck).
Geplante Notgrabung (Umbau/Sanierung Verwaltungsgebäude) Grösse der Grabung 188 m².
Siedlung.
Im Rahmen des Projekts BVD 2 bezieht das Bau- und Verkehrsdepartement einen neuen Standort an der Dufourstrasse. Gleichzeitig werden die bestehenden Räumlichkeiten am Münsterplatz instand gestellt. Wegen des Einbaus zweier Aufzüge (für barrierefreien Zugang) sowie verschiedenen Sanierungsarbeiten an sanitären Anlagen, Kanalisation und Fundamenten wurde eine archäologische Notgrabung durchgeführt. Dabei wurden drei grössere Bereiche (Liftraum, Duschraum und Cafeteria-Aussenbereich) flächig und mehrere kleinere baubegleitend untersucht. Die Aufschlüsse liegen rund 15-20 m nördlich und somit innerhalb der südlichen (römischen) Wehrmauer bzw. des Murus Gallicus.
Im Verbindungsgebäude zwischen Münsterplatz 11 und Münsterplatz 12 (Domhof) wurde ein Lift eingebaut. Da dieser Bereich bis 1903 nicht überbaut war, konnte von intakten Kulturschichten ausgegangen werden. Wegen der erforderlichen Schachttiefe wurden die Straten bis auf den anstehenden Boden abgetragen. Der Untersuchungsbereich war teilweise stark durch die Baugrube der frühneuzeitlichen Domhofmauer (1578/1757) sowie eine auf der zentralen Raumachse verlaufende Kanalisationsleitung gestört, dennoch stiess man auf zwei Feuerstellen und eine grosse - leider durch die Leitung mittig geschnittene - Grube. Letztere enthielt neben Tierknochen (Haus- und Wildtiere) eine Anzahl gut erhaltener, teilweise bemalter spätlatènezeitlicher Keramikfragmente.
Im Innenhof von Münsterplatz 10 wurde der in den Platz versenkte Sitzplatz der Cafeteria erweitert. Nur wenige Meter entfernt war bereits 1982 eine Schichtabfolge von der Spätlatènezeit bis ins Hochmittelalter dokumentiert worden (Hecht 1998). Über Spätlatène-Gruben wurde damals ein abgebranntes, römisches Fachwerkhaus mit Mörtelboden aufgedeckt. Auch in den 2017 untersuchten Flächen kam eine Schichtabfolge von Spätlatène bis ins Mittelalter zum Vorschein. Die obersten, mittelalterlichen Dark-Earth-Schichten enthielten hauptsächlich Tierknochen. Weitere Aussagen zu Horizonten sind erst nach Auswertung der Mikromorphologieproben möglich. In den darunter folgenden römischen Schichten wurden über 100 Münzen geborgen. Die im Feld bestimmbaren (z. B. Magnentius, 350-353) gehören ins 4. Jh. n. Chr., während ein mit «ATEI» gestempeltes Terra Sigillata-Fragment ein Indiz auf die frührömischen Schichtpakete liefert. Eine runde Feuerstelle (Dm. 2 m) aus gebranntem Lehm und römischen Leistenziegeln und der Fund eines Schmelztiegelfragments lassen auf eine - zumindest zeitweise - handwerkliche Nutzung schliessen.
Der dritte Bereich musste für die Duschkanalisation nur minimal abgetragen werden. Allerdings kam bereits nach wenigen Zentimetern ein Mörtelhorizont zum Vorschein. Eine Besprechung des Befunds mit Ph. Rentzel (Institut für Prähistorische und Naturwissenschaftliche Archäologie der Universität Basel) ergab, dass die Kombination aus Mörtel, Brandkalk und nicht komplett durchgebrannten Steinen vergleichbar mit derjenigen an der Martinsgasse ist (Asal 2017). Es könnte sich demnach um einen Bauplatz handeln, der evtl. im Zusammenhang mit dem Bau der spätrömischen Wehrmauer 15 m südlich davon steht. Dazu passt der im Rahmen einer Baubegleitung an seiner Oberfläche gefasste Kalkbrennofen. In der nicht komplett abgetragenen Kiesrollierung unter dem Mörtelhorizont fanden sich die Knochen eines Neonaten. Aufgrund der Aufschlüsse aus dem angrenzenden Liftraum kann davon ausgegangen werden, dass darunter Spätlatène-Strukturen folgen, welche jedoch im Boden belassen wurden, da das Bauvorhaben dort nicht eingriff.
Archäologische Funde: Keramik (Spätlatène-Neuzeit), Baukeramik (Römische Zeit-Neuzeit), Münzen (Spätlatène-Römische Zeit), Eisen (u.a. Militaria), Bronze (u.a. Fibel), Glas, bemalter Wandverputz.
Anthropologisches Material: Skelettreste (Neonatus).
Faunistisches Material: Tierknochen, noch unbestimmt.
Probenentnahmen: Sediment (Makroreste), Mikromorphologie, Holz, Stein, Mörtel.
Datierung: archäologisch, ab Mittelalter auch historisch. 1. Jh. v.Chr.-21. Jh. n.Chr.
ABBS, S. Billo.
Basel BS, Münsterplatz 10-12
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Details of the chronicle
Municipality
Basel
Canton
BS
Location
Münsterplatz 10-12
Coordinates
E 2611530, N 1267218
Elevation
268 m
Site reference number
--
Cantonal intervention number
--
New site
--
Sampling
wood/charcoal, botanical remains, geoarchaeological sediment sample
analyses
micromorphology
Institution
--
Discovery date
--
Surface (m2)
188 m2
Start date
01 January 2017
End date
30 November 2017
Dating method
storico, archaeological
Author
--
Publication year
2018
Period
Iron Age, Roman Empire, Middle Ages, Early Modern period, Late Modern period
Site type
settlement
Type of intervention
excavation (rescue excavation)
Archaeological finds
ceramic, ceramic (architectural element), metal (coins/medals), metal, metal (jewelry), glass
bones
human skeletons, animal bones (dispersed)
Botanical material
wood/charcoal
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