MarcoIn der Multergasse am westlichen Rand der Altstadt wurden die Gebäude Nr. 45 und 47 an das Fernwärmenetz angeschlossen. Dafür waren zwei rund 1.3 m breite und ca. 2 m tiefe Leitungsgräben nötig. Bei den Aushubarbeiten nördlich des Gebäudes Nr. 47 kam ein NE-SW orientiertes Zweischalenmauerwerk zum Vorschein, welches eine erhaltene Länge von 1.6 m, eine gefasste Breite von 1.2 m und eine gefasste Höhe von ca. 1.3 m aufwies. Die Mauerunterkante wurde trotz der Projekttiefe von 2 m nicht erreicht. Der Maueraufbau war lagenhaft und systematisch. Die Mauerschale bestand aus grossen Sandbruchsteinen (65 x 38 cm) und Kalkmörtel. Für die Ausgleichslagen wurden schmalere Bruchsteine verwendet. Der Mauerkern war regellos mit kleinen Bruch-/Lesesteinen und Kalkmörtel verfüllt. Der massive Maueraufbau sowie die Fundlage lassen darauf schliessen, dass es sich um einen Rest des Multertors handeln dürfte, welches im 19. Jh. abgebrochen wurde.

Parallel zur Baustelle in der Multergasse, wurde die Strassenoberfläche im Unteren Graben im Norden der Altstadt in Stand gestellt. Das Projekt Unterer Graben begann bereits im Sommer 2021 und umfasste die Sanierung und Installation sämtlicher Leitungen sowie den Bau einer neuen Tiefgaragenausfahrt. Aufgrund der hohen Frequentierung der Strasse wurde die Bauzeit auf die Sommerferien gelegt. Die diesjährige Bauetappe umfasste primär die Oberflächengestaltung, wofür die alte Kieskofferung ersetzt werden musste. Auf Höhe Gebäude Unterer Graben 25 kam dabei in der nördlichen Fahrspur eine NE-SW ausgerichtete Mauer zu Tage, welche aus einer Mauervorblendung und einem rückwertigen Bau bestand. Die Mauer konnte bislang auf einer Länge von 85 m nachgewiesen werden und hatte eine erhaltene Breite von knapp 1 m. Die Vorblendung war aus quadratischen (0.4 x 0.4 m) und rechteckigen (1.9 x 0.4 m) bossierten Sandsteinquadern errichtet. Der rückwertige Bau bestand aus unsystematisch gesetzten Sandbruchsteinen (Dm. 10–50 cm) ohne erkennbare Steinlagen. Es handelt sich um die Stützmauer des nördlich der Altstadt liegenden Einschnitts für die 1856 eröffnete Bahnlinie St. Gallen-Rorschach.

Weiter westlich vor der Grabenhalle (Unterer Graben 17) konnte diese Stützmauer nochmals dokumentiert werden. Speziell war hier, dass auf die Mauerkrone ein gegen Süden ausgerichtetes Gewölbe gesetzt worden war. Dieses wies eine gefasste Länge von 4.5 m auf und bestand aus rund 1.85 m langen Sandsteinquadern. Es wurde nach der Aufhebung der Bahnlinie (neuer Rosenbergtunnel ab 1912) eingebaut und gehört zum noch heute bestehenden Grabenkeller, welcher noch bis in die 1950er-Jahre als Weinkeller diente.