Am nördlichen Rand des mittelalterlichen «Flecken» Bad Zurzach steht eine Fläche von rund 2000 m² zur flächigen Überbauung inklusive Tiefgarage. Aus diesem Anlass untersuchte das Grabungsteam der Kantonsarchäologie Aargau in rund vier Monaten dieses Areal.
Aus einer direkt westlich des aktuellen Ausgrabungsareals gelegenen Flächengrabung im Jahre 1990 ist bekannt, dass dieser Bereich unmittelbar südlich des frühkaiserzeitlichen Auxiliarlagers von Tenedo/Bad Zurzach liegt. Im Norden des Grabungsareals dokumentierte das Grabungsteam auf einer Länge von rund 60 m den südlichen Befestigungsring der Militärlager in Form eines mehrphasigen Spitzgraben-Systems. Dieses weist gesamthaft eine Breite von 5–6 m und eine Tiefe von 1.5–2.0 m auf. In den Verfüllschichten des nördlichen, also lagerseitig gelegenen Spitzgrabens, sind durchgängig auffällig sterile, stark kompaktierte Lehmschichten mit Anzeichen von Trockenlehmziegeln (Adobe) nachzuweisen. Diese stehen im Verdacht, die Überreste der aufgelassenen und in den Graben verfüllten Holz-Erde-Befestigung darzustellen. Am östlichen Ende der Grabungsfläche erfasste das Grabungsteam die südöstliche Lagerecke in Form des gegen Norden umbiegenden Spitzgrabensystems.
Südlich der Spitzgräben folgt eine parallel dazu orientierte Kiesstrasse von rund 5 m Breite, welche beidseitig von v-förmigen Strassengräben flankiert ist.
Das Gebiet südlich der Strasse war zur gleichen Zeit extensiv mit Gruben, Drainagegräben und einzelnen Baustrukturen in Holz-Lehm-Bauweise genutzt. Diese zeigen sich in Form von Pfostennegativen, Balkengräbchen und trocken gemauerten Fundamenten für Fachwerkkonstruktionen. 129 Münzfunde, darunter viele halbierte Exemplare und Funde militärischer Ausrüstung belegen die Präsenz des römischen Militärs in der ersten Hälfte des 1. Jh. n. Chr. Hinweise auf eine spätrömische Begehung oder gar Besiedlung des Areals fehlen bislang. Dies, obwohl es nur 250 m nördlich des «Verena-Münsters» und rund 480 m westlich des spätrömischen Doppelkastells von Kirchlibuck-Sidelen liegt. Auch mittelalterliche oder neuzeitliche Besiedlungsspuren bleiben vollständig aus. Bis zur Überbauung mit zwei Wohnhäusern und einer Gärtnerei im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts blieb das Gebiet offenkundig unbebaut.