LK 1208, 2640018/1176331. Höhe 567 m.
Datum der Grabung: 10.-21.4., 2.-4. und 10.10.2023.
Neue Fundstelle.
Bibliografie zur Fundstelle: Frey, J./Amstutz, M. (2024): Ober ried Am Quai 43. Ein Blockbau von 1564. ArchBE (in Vorbereitung).
Geplante Bauuntersuchung (Totalabbruch). Grösse der Bauuntersuchung: ca. 330 m².
Siedlung.
Das Haus Am Quai 43 in Oberried am Nordufer des Brienzersees wurde gemäss dendrochronologischer Datierung und einer Inschrift im Ostgiebel 1564 erstellt. Es handelt sich um einen Blockbau mit zwei Wohngeschossen auf einem gemauerten Kellergeschoss und unter einem flach geneigten Satteldach, dessen First quer zur Hangneigung, aber parallel zur Hauptwindrichtung steht. Im Vorfeld des geplanten Abbruchs untersuchte der ADB das Haus.
Das Kellergeschoss umfasste mutmasslich drei Keller, die mittels Binnenmauern voneinander abgetrennt waren und von der jeweiligen Giebelseite erschlossen wurden. Ein Mauergeviert in der Südwestecke dürfte bis zur Oberkante des Kellergeschosses mit einer Auffüllung versehen gewesen sein, welche die Grundlage des Bodens der Küche bildete.
Das erste und zweite Wohngeschoss waren als zusammenhängender Blockbau erstellt, wobei die Schwellen des ersten Wohngeschosses sowie die Rähme beider Wohngeschosse etwas breiter waren als die übrigen Kanthölzer. In diese waren ursprünglich die Boden- und Deckenbohlen der Stube und der Kammern eingenutet. Eine nordsüdlich verlaufende, mit den Aussenwänden verkämmte Blockwand trennte das erste und das zweite Wohngeschoss in ein Vorderhaus im Osten und ein Hinterhaus im Westen. Das erste Wohngeschoss setzte sich aus einer Küche in der Südwestecke, einer Eckkammer in der Nordwestecke, der Stube in der Südostecke und einer Kammer in der Nordostecke zusammen. Erschlossen wurde es über eine mit Mantelständern gefasste Türe in der Mitte der südlichen Traufwand, welche über eine - möglicherweise doppelarmige - Treppe entlang der Kellermauer erreicht wurde. Eine ähnlich ausgestaltete Türe verband die Küche mit der Stube. Über die weiteren bauzeitlichen Tür- und Fensteröffnungen ist aufgrund jüngerer Überprägungen nichts bekannt. Die Küche besass eine gemauerte Rückwand mit Nischen für Küchenutensilien und war bis zum Dach hin offen. In der Westwand waren auf der Höhe des zweiten Wohngeschosses Reste eines bauzeitlichen Rauchfangs vorhanden.
Das zweite Wohngeschoss umfasste neben dem Luftraum der Küche drei Kammern. Die nordöstliche Kammer war durch mindestens ein Fenster von ca. 79 cm Höhe in der Ostfassade belichtet. Beide Kammern im Vorderhaus waren über Türen jeweils etwa in der Mitte der jeweiligen Westwand erschlossen. Die Kammer in der Nordwestecke war fensterlos. Senkrecht über der Haustüre im ersten Wohngeschoss erschloss eine mit Mantelständer gefasste Türe eine traufseitige Laube entlang der Südfassade, welche auf auskragenden Stichbalken ruhte. Das flach geneigte, weit vor der Ostfassade auskragende Satteldach wurde von den Rähmen des zweiten Wohngeschosses, zwei Mittelpfetten und der Firstpfette getragen. Die Kanthölzer des aussen bis auf die Inschrift der östlichen Giebelfassade schmucklosen Baus weisen zahllose Astlöcher und Risse auf, und die Blockwände bauchten manchenorts stark aus. Diese Ausbauchungen sind auf das - aufgrund des Flössens? - feuchte bis nasse Bauholz und auf baustatische Probleme wie Druckquetschungen an den Stossfugen der Wände zurückzuführen. Beim Abbruch des Gebäudes fiel auf, dass die Balken, anders als üblich, nur wenige Verbindungsdübel aufwiesen. Die mangelhafte Qualität des Bauholzes wurde demnach nicht durch sorgfältige Zimmermannsarbeit kompensiert.
An der Binnenwand zwischen Hauptstube und Küche konnten in den Stossfugen und Längsrissen sogenannte Verpflöckungen in Form von Holzkeilen dokumentiert werden. Sie zeugen vom Glauben und den magischen Vorstellungen der damaligen Bewohner.
Archäologische Funde: Holzkeile (Verpflöckungen), Eisenmesser, Eisenring, Moos, weitere wenige Eisenfunde.
Probenentnahmen: Dendrochronologie.
Datierung: dendrochronologisch; inschriftlich. Neuzeit, 1564 mit Waldkante sowie Inschrift an Giebelwand Ost.
ADB, J. Frey und M. Amstutz.
Oberried BE, Am Quai 43
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Details of the chronicle
Municipality
Oberried am Brienzersee
Canton
BE
Location
Am Quai 43
Coordinates
E 2640018, N 1176331
Elevation
567 m
Site reference number
--
Cantonal intervention number
--
New site
Yes
Sampling
wood/charcoal
analyses
dendrochronology
Institution
--
Discovery date
--
Surface (m2)
330 m2
Start date
10 April 2023
End date
10 October 2023
Dating method
dendrochronological
Author
--
Publication year
2024
Period
Early Modern period, Late Modern period
Site type
settlement
Type of intervention
--
Archaeological finds
organic material (tool), metal (tool), metal (jewelry), organic material, metal
bones
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Botanical material
wood/charcoal
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