LK 1067, 619 630/263 025. Höhe 297 m.
Datum der Grabung: Oktober-Dezember 2006.
Neue Fundstelle. Bibliographie zur Fundstelle: www.archaeologie.bl.ch (aktuell).
Geplante Notgrabung (Neubau Mehrfamilienhäuser). Grösse der Grabung ca. 4000 m². Siedlung.
Am Ostrand des Pratteler Dorfkerns, von diesem und einem noch schlecht erforschten römischen Gutshof (‘Rumpel’) rund 350 m entfernt, wurden umfangreiche Reste einer frühmittelalterlichen Siedlung entdeckt. Die Fundstelle ist gemäss einer ersten Beurteilung ausserordentlich bedeutend. So beginnt sie noch im Laufe des 5. Jahrhunderts, womit sich die Lücke zu den bis ins späte 4. Jahrhundert bezeugten römischen Villen der Umgebung nahezu schliesst.
Innerhalb der Siedlung - auch dies ungewöhnlich - wurden zahlreiche Eisenschlacken gefunden, die bezeugen, dass vor Ort Eisen verhüttet wurde (Abb. 35). Damit liefert die Fundstelle eine der frühesten nachrömischen Belege für dieses Gewerbe im Jura. Ob mehrere Stellen mit starker Brandrötung die Standorte von Rennöfen markieren, muss die weitere Analyse zeigen. Bemerkenswert ist zudem eine zum Talrand hin führende Strasse römischer Machart mit massiver Steinkofferung. Beidseits der Strasse zeugen zahlreiche Pfostengruben von Standorten ebenerdiger Pfostenbauten. Eigentliche Grubenhäuser fehlen, doch wurden verschiedentlich nur wenige Zentimeter eingetiefte ‘Arbeitsplattformen’ festgestellt, die zum Teil offenbar ebenfalls überdacht waren.
Im Fundmaterial fällt - nebst recht zahlreicher zeitgenössischer Keramik und Eisenschlacken - ein grosser Anteil an römischer Baukeramik (Leisten- und Hohlziegel, aber auch einige Fragmente von Tubuli und Suspensuraplatten) auf, bei gleichzeitiger Absenz von anderem römischen Siedlungsabfall. Dies weist darauf hin, dass man die Baukeramik gezielt auf einem der römischen Gutshöfe in der Umgebung aufgelesen und im Frühmittelalter wiederverwendet hatte. Unter den Funden ist eine frühmittelalterliche Lanzenspitze hervorzuheben.
Das Ende der Siedlung scheint relativ plötzlich gekommen zu sein. Sie wurde wohl spätestens um 700 von einer mächtigen Lehmschicht überdeckt. Als These wurde formuliert, dass das holzintensive Eisengewerbe umfangreiche Rodungen im Bereich oberhalb der Fundstelle erforderte, was im Laufe der Zeit zur Erosion des Hanges führte. Die unter grossem Zeitdruck stehenden Grabungen sind noch nicht abgeschlossen.
Faunistisches Material: unbearbeitet.
Probenentnahmen: C14, Archäobotanik, Sedimentologie, unbearbeitet.
Datierung: archäologisch. 5.-7. Jahrhundert.
Archäologie Baselland, R. Marti.
Pratteln BL, Hauptstrasse/Emanuel Büchel-Strasse
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Detail des Fundberichts
Gemeinde
Pratteln
Kanton
BL
Ort
Hauptstrasse/Emanuel Büchel-Strasse
Koordinaten
E 2619630, N 1263025
Höhe
297 m
Signatur Fundstelle Kanton
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Signatur Ereignis Kanton
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Neue Fundstelle
Ja
Probenentnahmen
Botanische Reste, Geoarchäologische Sedimentproben
Analysen
14C
Institution
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Datum der Fundmeldung
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Oberfläche (m2)
4000 m2
Datum Beginn
Oktober 2006
Datum Ende
Dezember 2006
Datierungsmethoden
14C, Archäologisch
Autor*in
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Publikationsjahr
2007
Epoche
Mittelalter
Art der Fundstelle
Siedlung
Art der Untersuchung
Ausgrabung (Rettungsgrabung)
Archäologische Funde
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Knochen
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Botanische Funde
Andere
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