LK 1075, 2746072/1254447. Höhe 669-673 m. Datum der Baubegleitung: 1.3.-24.3. und 29.5.-13.6.2017. Alte und neue Fundstelle. Bibliografie zur Fundstelle: A. Hardegger/S. Schlatter/T. Schiess, Die Baudenkmäler der Stadt St. Gallen, 273-295. St. Gallen 1922; E. Poeschel, Die Kunstdenkmäler des Kantons St. Gallen, Band 2 = Kunstdenkmäler der Schweiz 37, 70-92. Basel 1957; JbAS 93, 2010, 284; 98, 2015, 271; 99, 2016, 260; 100, 2017, 276; E. Ziegler, St. Galler Gassen, 29.34. St. Gallen 1977. Geplante Baubegleitung (Leitungsgräben, Schächte, Hausanschlüsse, Neugestaltung Gassenoberfläche, Aushub Unterflurbehälter). Grösse der Grabung 29 Laufmeter Leitungsgräben und 1102 m² Gassenoberfläche Stadt.
Nachdem 2016 bei der Erschliessung des Fernwärmenetzes neben der Stadtgrabengegenmauer auch Teile des mittelalterlichen Vorwerks des Multertors zum Vorschein gekommen waren, gingen die Aushubarbeiten im Frühjahr 2017 weiter. Dabei wurden unter dem modernen Strassenkoffer Reste der Süd-, West- und Ostmauer des alten Stadttores vorgefunden. Die Mauerstärke der Ostmauer betrug 2 m, die übrigen Mauerbreiten sind nicht bekannt. Die Westmauer war zum Vorwerk leicht abgewinkelt und wies wie die Ostmauer eine ziemlich genaue Nord-Süd-Ausrichtung auf. Trotz Sondagen im Torinneren konnten weder Bodenniveaus noch Unterkanten der Mauern ermittelt werden. Das Ergebnis der C14-Analyse einer Holzkohleprobe (ETH-82175) aus dem Mauerwerk des Vorwerks weist ins 15. oder 16. Jh. In der östlichen Fortsetzung des Fernwärmgrabens im Einfahrtsbereich zur Webergasse kam ein stark gestörter Mauerbefund zum Vorschein, wohl die Reste einer kleinen spätmittelalterlichen oder frühneuzeitlichen Brücke, die einst über einem der offenen Stadtbäche oder offenen Wasserkanäle errichtet wurde. Wenige Meter nordöstlich davon wurde unter dem modernen Kieskoffer ein Ost-West verlaufender, gewölbter Stollen dokumentiert. Der vermutlich neuzeitliche Befund dürfte als Abwasserkanal genutzt worden sein.
Im Durchgang Neugasse-Oberer Graben fanden Aushubarbeiten für einen neuen Unterflurbehälter statt. In einer Tiefe von 3.8 m im Bereich des ehemaligen Stadtgrabens kam eine wohl spätmittelalterliche Verbauung des Irabachs zum Vorschein. Auf der Grabensohle lagen zwei grabenparallele Holzbalken und eine rechtwinklig in südöstlicher Richtung abzweigende Tüchelleitung. Die Analysen zweier C14-Proben (ETH 81166; ETH-81167) weisen Balkenkonstruktion und Leitung am ehesten ins 15. oder 16. Jh. Auf dem Pergamentplan von 1671 ist der Bach im Stadtgraben nicht mehr abgebildet.
In Hinterlauben wurde nach den Werkleitungssanierungen neu gepflästert. Bei der Entfernung des alten Gassenkoffers kamen in der östlichen Gassenhälfte die Reste eines abgebrannten Gebäudes zum Vorschein: neben Brandschutt mit spätmittelalterlicher Keramik die verkohlten Reste eines Balkens und eines Bodens oder einer umgekippten Bohlenwand. C14-Analysen (ETH-82171; ETH-82172; ETH-82173) datieren die Baute ins 11.-13. Jh.
Archäologische Funde: Gefäss-, Ofen-, und Baukeramik, Glas, Schlacke, Eisen, Buntmetall. Faunistisches Material: Tierknochen, unbearbeitet. Probenentnahmen: Mörtelproben, verkohltes Material für C14-Datierung. Datierung: archäologisch. Mittelalter; Neuzeit. - C14. Probe Multergasse: ETH-82175: 1330 ± 21 BP, 1454-1632 AD (95,4 %, 2 sigma); Proben Neugasse: ETH-81166: 411 ± 22 BP, 1436-1616 AD (95,4 %, 2 sigma); ETH-81167: 322 ± 24 BP, 1488-1644 AD (95,4 %, 2 sigma); Proben Hinterlauben: ETH-82171: 785 ± 23 BP, 1032-1156 AD (95,4 %, 2 sigma); ETH-82172: 812 ± 22 BP, 1168-1267 AD (95,4 %, 2 sigma); ETH-82173: 806 ± 23 BP, 1190-1270 AD (95,4 %, 2 sigma).
KA SG, T. Stehrenberger und R. Liver.
St. Gallen SG, westliche Altstadt (Hinterlauben, Multergasse, Neugasse)
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Detail des Fundberichts
Gemeinde
St. Gallen
Kanton
SG
Ort
westliche Altstadt (Hinterlauben, Multergasse, Neugasse)
Koordinaten
E 2746072, N 1254447
Höhe
669 m
Signatur Fundstelle Kanton
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Signatur Ereignis Kanton
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Neue Fundstelle
Nein
Probenentnahmen
Holz/Holzkohle, Geoarchäologische Sedimentproben
Analysen
14C
Institution
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Datum der Fundmeldung
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Oberfläche (m2)
1102 m2
Datum Beginn
01 März 2017
Datum Ende
13 Juni 2017
Datierungsmethoden
14C, Archäologisch
Autor*in
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Publikationsjahr
2018
Epoche
Mittelalter, (Frühe) Neuzeit, Zeitgenössisch
Art der Fundstelle
Siedlung (Stadt), Siedlung (einzelnes Bauwerk), Bestattung (Grab), Infrastruktur (Verkehr/Transport)
Art der Untersuchung
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Archäologische Funde
Keramik, Keramik (architektonisches Element), Glas, Metall, organisches Material
Knochen
vereinzelte tierische Knochen
Botanische Funde
Holz/Holzkohle
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