LK 1075, 2746322/1254470. Höhe 668-671m.
Datum der Baubegleitung: 12.1.-11.11.2016
Alte und neue Fundstellen.
Bibliografie zur Fundstelle: A. Hardegger/S. Schlatter/T. Schiess, Die Baudenkmäler der Stadt St. Gallen, 273-295. St. Gallen 1922; E. Poeschel, Die Kunstdenkmäler des Kantons St. Gallen 2, = Kunstdenkmäler der Schweiz 37, 70-92. Basel 1957; E. Ziegler, St. Galler Gassen, 27f. St. Gallen 1977; JbAS 90, 2007, 199; 99, 2016 , 243
Geplante Baubegleitung (Leitungsgräben, Schächte, Hausanschlüsse, Neugestaltung Gassenoberfläche). Grösse der Grabung 382 Laufmeter Leitungsgräben.
Stadt.
Im Rahmen der Neugestaltung der östlichen Altstadt mussten in der Spisergasse vor dem Einbau der neuen Gassenpflästerung Gas und Wasserleitungen ersetzt und neue Stromleitungen verlegt werden. Diese Aushubarbeiten wurden wieder vollumfänglich bauarchäologisch begleitet.
Im östlichen Teil der Spisergasse wurden auf mehreren Metern erneut Reste eines Sandsteinkanals für Schmutzwasser nachgewiesen. Dessen Seitenwangen und Boden waren aus einem Block gefertigt, eine Abdeckung ließ sich nicht beobachten. Die offenen Schmutzwasserkanäle in der St. Galler Altstadt wurden im 19. Jh. durch aus Platten errichtete Sandsteinkanäle ersetzt.
Am Ostende der Spisergasse wurden die spärlichen Reste des mittelalterlichen Spisertors dokumentiert. Dessen genaues Baudatum ist nicht bekannt, urkundlich erwähnt ist das Bauwerk aber bereits 1319. Es wurde 1879 als letztes der Stadttore abgebrochen.
Im östlichen und westlichen Teil der Spisergasse kamen an verschiedenen Stellen Pflästerungen aus locker gesetzten Lese- und Bollensteinen zum Vorschein. Die Ergebnisse der C14-Analysen (ETH-72692 ETH-72693) belegen mittelalterliche Gassenniveaus. Eine Konzentration gut erhaltener Befunde zeigte sich im Bereich des Aepliplatzes, dem breitesten Gassenabschnitt der Spisergasse. Hier wurden in den Leitungsgräben zwei wohl hochmittelalterliche Latrinen angeschnitten. Die südlich des Aeplibrunnen gelegene Latrine (ETH-72695; ETH-72696; ETH-72697) hat einen Durchmesser von circa 2.7 m und eine Ausschachtung aus Flechtwerk, während die östlich davon dokumentierte Latrine mit einem Durchmesser von ungefähr 1.7 m kleiner ist und vermutlich eine Ausschachtung aus Holz besaß. Aus beiden Befunden konnte dank der guten Erhaltungsbedingungen organisches Material wie Leder und anderes geborgen werden. Die Latrinen sind in eine schwarze, stark organische Schicht eingetieft, die über mehrere Meter gegen Westen bis in die Turmgasse zu beobachten war. Möglicherweise handelt es sich um die Verfüllung eines älteren Grabens, der den Klosterbezirk vom nördlich angrenzenden Gebiet trennte.
Noch nicht näher einzuordnen ist ein knapp 17 m² grosser Befund aus vermörtelten Bruch-, Lese- und grösseren Sandsteinen, der wenig östlich der kleineren Latrine freigelegt wurde. Das mindestens zweiphasige Mauerwerk liegt praktisch in der Gassenmitte und weist auf seiner West- und Südseite eine Sandsteinverblendung aus regelmäßig behauenen Blöcken auf. Wegen der massiven Werkleitungsstörungen ist die Ausdehnung nach Norden und nach Osten nicht bekannt. Die Unterkante des Befundes ließ sich bis auf die Projekttiefe von 1.6 m nicht fassen. Auf dem Frankplan von 1596 ist hier ein Brunnen eingezeichnet, der später umgestaltet und nach Westen an den heutigen Standort versetzt wurde. Die westliche Hälfte des Befundes mit Sandsteinverblendung lässt sich zwar gut auf den alten Brunnenstandort übertragen, insgesamt ist das dokumentierte Mauerwerk aber zu groß für ein ehemals Brunnenfundament. Möglicherweise wurde nach Abbruch des Bauwerks der westliche Bereich als solches genutzt.
Archäologische Funde: Gefäß-, Ofen- und Baukeramik, Lavez, Glas, Eisen, Buntmetall, Schlacke, Leder, bearbeitetes Holz, botanische Reste.
Faunistisches Material: Tierknochen, unbearbeitet.
Probenentnahmen: Mörtelproben, Holzproben für Dendrodatierungen, Schlämmproben für Archäobotanik, verkohltes Material für C14-Datierungen.
Datierung: archäologisch. Mittelalter; Neuzeit. - C14. Proben Spisergasse: ETH-72691: 1021士22 BP (984-1033 AD, 95,4%, 2 Sigma); ETH-72692: 985士22 BP (995-1152 AD, 95,4%, 2 Sigma); ETH-72693: 1009士22 BP (985-1119 AD, 95,4%, 2 Sigma); ETH-72694: 962±22 BP (1020-1155 AD, 95,4%, 2 Sigma); ETH-72695: 864±22 BP (1051-1242 AD, 95,4%, 2 Sigma); ETH-72696: 870士22 BP (1050-1222 AD, 95,4%, 2 Sigma); ETH-72697: 983士22 BP (997-1152 AD, 95,4%, 2 Sigma).
KA SG, Th. Stehrenberger und R. Meyer.
St. Gallen SG, Östliche Altstadt
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Detail des Fundberichts
Gemeinde
St. Gallen
Kanton
SG
Ort
Östliche Altstadt
Koordinaten
E 2746322, N 1254470
Höhe
668 m
Signatur Fundstelle Kanton
--
Signatur Ereignis Kanton
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Neue Fundstelle
Nein
Probenentnahmen
Holz/Holzkohle, Botanische Reste, Archäobiologische Schlämmproben, Geoarchäologische Sedimentproben
Analysen
14C, Dendrochronologie
Institution
--
Datum der Fundmeldung
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Oberfläche (m2)
17 m2
Datum Beginn
12 Januar 2016
Datum Ende
11 November 2016
Datierungsmethoden
14C, Dendrochronologisch, Archäologisch
Autor*in
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Publikationsjahr
2017
Epoche
Mittelalter, (Frühe) Neuzeit, Zeitgenössisch
Art der Fundstelle
Siedlung (Stadt)
Art der Untersuchung
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Archäologische Funde
Keramik (Gefäss), Stein, Metall, Glas (Gefäss), organisches Material (Kleidungsbestandteil), organisches Material (Holzobjekt)
Knochen
vereinzelte tierische Knochen
Botanische Funde
Holz/Holzkohle, Andere